NEW YORK (awp international) - Die Angst vor einer Rezession hat die Aktienmärkte in den USA unverändert fest im Griff. Befeuert wurden die Sorgen auch am Freitag von dem resoluten Vorgehen der US-Notenbank Fed, die im Kampf gegen die Inflation auch wirtschaftliche Schäden in Kauf nimmt.

Mit Blick auf eine drohende Rezession verabschieden sich Investoren auch am Freitag von ihren Aktien. Der Broker IG indizierte den US-Leitindex Dow Jones Industrial rund eine halbe Stunde vor Handelsbeginn 1,1 Prozent niedriger auf 29 732 Punkte.

Damit taucht der Dow wieder unter die 30 000er Marke ab, die er am Vortag zum Schlusskurs noch halten konnte. Der Index droht auf den tiefsten Stand seit Ende 2020 zu fallen. Auf Wochensicht bahnt sich ein Verlust von 3,5 Prozent an.

Der technologielastige Index Nasdaq 100 wurde von IG Markets 1,3 Prozent niedriger taxiert. Schwergewichte wie Apple , Amazon , die Google-Holding Alphabet und Microsoft verloren vorbörslich ein bis zwei Prozent.

Die grosse Frage an den Finanzmärkten laute nun, ob die US-Konjunktur den steilen Zinskurs ohne grössere Schieflage überstehe, schrieb Ulrich Kater Chefvolkswirt der Deka-Bank. "Sobald das Ende der Zinstreppe absehbar ist, dürften die Aktienmärkte auch wieder Impulse nach oben erhalten." Das allerdings sei erst im kommenden Jahr zu erwarten.

"Steigende Zinsen, steigende Schmerzen", schlussfolgerte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets. Mit der Aussicht auf zwei weitere Zinsschritte bis Jahresende habe die US-Notenbank Fed die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen auf den Höchststand seit elf Jahren katapultiert. Das mache Aktien unattraktiver. "Die Anleger sehen sich mit einer Zinswende in noch nie dagewesenem Tempo konfrontiert und bleiben dem Aktienmarkt fern", schrieb Molnar.

Vor diesem Hintergrund schraubten die Experten der US-Bank Goldman Sachs ihre Prognose für den marktbreiten S&P 500 Index herunter. Weil die Zinsanstiege die US-Aktien nach unten ziehen, dürfte der Index laut den Experten bis Jahresende 16 Prozent tiefer liegen als bisher angenommen. Anleger seien gut beraten, vorerst in der Deckung zu bleiben.

Bergab ging es zunächst für die Papiere von Boeing . Der Luftfahrtkonzern muss im Streit mit der US-Börsenaufsicht SEC nach den zwei Abstürzen des Unglücksjets 737 Max 200 Millionen Dollar Strafe zahlen. Die SEC hatte dem Konzern und dem damaligen Boeing-Chef Dennis Muilenburg vorgeworfen, Investoren über die Sicherheit seiner 737 Max getäuscht zu haben. Vorbörslich verloren die Papiere gut zwei Prozent.

Einen genauen Blick dürften Anleger zu Handelsbeginn auch auf die Aktie von Amazon werfen. Das "Wall Street Journal" veröffentlichte einen kritischen Bericht, wonach der weltgrösste Online-Händler besonders unsichere Speditionen für Versand seiner Waren beauftragt haben soll. Vorbörslich rutschten Amazons Anteile um zwei Prozent ab./jcf/bek/zb