NEW YORK (awp international) - Die US-Aktienmärkte dürften ungeachtet des sich zuspitzenden Nahost-Konflikts zum Wochenstart mit freundlicher Tendenz eröffnen. Die Börsen zeigten sich nach dem Ansturm der vergangenen Woche auf "sichere Investment-Häfen" mittlerweile ruhiger, und die Anleger verfolgten die diplomatischen Bemühungen zur Beilegung des Konflikts zwischen Israel und der Hamas mit Vorsicht, hiess es aus dem Handel.

Der Broker IG taxierte den Leitindex Dow Jones Industrial eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenstart mit plus 0,6 Prozent auf 33 878 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 wird am Montag rund 0,4 Prozent höher erwartet.

"Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten bleiben das Hauptthema des Marktes", sagte Luke Hickmore, Investment Director bei Abrdn Investment Management. "Es mag jetzt ruhiger erscheinen, aber wenn sich der Krieg auf andere Teile der Region ausweitet, bedeutet das mehr Druck auf den Ölpreis und mehr Unsicherheit, mit der der Markt umgehen muss. Das wird hier ein wichtiger Faktor sein."

Unter den Einzelwerten dürften die Aktien von Pfizer nach reduzierten Jahreszielen des Pharmakonzerns im Mittelpunkt des Interesses stehen. Im vorbörslichen US-Handel sanken die Titel des Pharmakonzerns zeitweise um mehr als 3 Prozent, notierten zuletzt aber nur noch 0,2 Prozent im Minus. Wegen weggebrochener Covid-Erlöse hatte Pfizer die Prognose für den Umsatz im laufenden Jahr gekappt. Pfizer verbuchte zudem eine Abschreibung von 5,5 Milliarden Dollar auf Lagerbestände im Zusammenhang mit der niedriger als erwartet ausfallenden Nachfrage nach Covid-Arzneien.

Jefferies-Experte Akash Tewari rät den Anlegern aber gerade jetzt zum Einstieg bei Pfizer. Sein Kursziel von 39 US-Dollar signalisiert gut 21 Prozent Potenzial gegenüber dem Freitagschluss an der Wall Street. Dank der Einsparungen seien die Ergebnisziele für 2024/25 mehr als nur erreichbar, so der Experte. Zudem sieht er einige attraktive Kurstreiber kommen, sodass die zuletzt schwachen Aktien den Markt abhängen dürften.

Infolge der Pfizer-Nachrichten fielen aber die Titel der Corona-Impfstoffhersteller Biontech und Moderna vorbörslich um 5,0 beziehungsweise 4,5 Prozent. Biontech ist beim Corona-Impfstoff Comirnaty der Partner von Pfizer. Biontech kündigte an, die möglichen Auswirkungen der von Pfizer vorgenommenen Abschreibungen und anderen Belastungen im Zusammenhang mit Comirnaty auf die Finanzergebnisse des eigenen Konzerns zu prüfen.

Die grosse US-Apothekenkette Rite-Aid will sich unter dem Druck Hunderter Klagen in einem Insolvenzverfahren sanieren. Der Vorwurf in den Klagen lautet, Rite-Aid habe in zahlreichen Fällen illegale Rezepte für Schmerzmittel-Medikamente einlösen lassen. Rite-Aid beantragte in der Nacht zum Montag ein Verfahren nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts mit Gläubigerschutz. Zugleich bekam die Firma eine Finanzierung von 3,45 Milliarden Dollar für den weiteren Betrieb während des Insolvenzverfahrens. Die Aktie brach vorbörslich um rund 17 Prozent ein./edh/tih