NEW YORK (awp international) - Die US-Börsen dürften am Donnerstag zum Handelsbeginn zunächst eine Atempause einlegen. Nach der Erholung am Vortag taxierte der Broker IG rund eine Stunde vor der neuen Handelssitzung den Dow Jones Industrial 0,2 Prozent niedriger bei 27 880 Punkten.

Zur Wochenmitte hatte die Wall Street nach einem dreitägigen Kursrutsch wieder zur Erholung angesetzt. Marktbeobachter werteten dies vornehmlich als beruhigende Entwicklung. Denn der Korrekturmodus insbesondere bei den heiss gelaufenen US-Technologiewerten war zwar von Börsianern als notwendig angesehen worden, der abrupte Kurswechsel aber hatte durchaus auch Sorgen vor einer neuen Krisenstimmung am Markt geschürt. Nach Einschätzung von Craig Erlam vom Broker Oanda könnte der neue Anlauf der Märkte die Investoren nun zu weiteren Käufen ermutigen: "Die Anleger können nun einige ihrer favorisierten US-Aktien nun zu deutlich günstigeren Preise ins Depot legen, wodurch die Bewertungen nicht mehr so stark aufgebauscht erscheinen."

Vor der Markteröffnung in den USA liegt zunächst jedoch alle Aufmerksamkeit auf der Europäischen Zentralbank (EZB). Wie erwartet legen Europas Währungshüter trotz bedenklich niedriger Inflation und des beispiellosen Konjunktureinbruchs in der Corona-Krise vorerst nicht nach. Die EZB hält an ihrem Leitzins auf dem Rekordtief von null Prozent fest und belässt auch den Umfang ihres Notkaufproramms für Anleihen und Aktien unverändert.

Grosses Gewicht kommt der anstehenden Pressekonferenz mit Christine Lagarde zu. Mit Spannung wird erwartet, ob die EZB-Chefin etwas zum künftigen geldpolitischen Kurs zu sagen hat, nachdem die US-Notenbank mit einem neuen Inflationsziel vorgeprescht ist.

In den USA selbst geben im weiteren Verlauf die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weiteren Aufschluss über die Lage am Arbeitsmarkt in der Corona-Krise. Nach dem schweren Einbruch durch den pandemiebedingten Lockdown bessert sich die Situation zwar Schritt für Schritt. Von den Menschen, die ihre Stelle verloren hatten, ist aber immer noch gut die Hälfte arbeitslos.

Auf Unternehmensseite dürfte der Fokus der Anleger an der Wall Street weiter auf den jüngst bevorzugten Werten wie etwa Apple Facebook , Microsoft oder Amazon liegen.

Die Amazon-Papiere dürften aber auch wegen eines möglichen Zukaufs einen Blick wert sein. Der indische Milliardär Mukesh Ambani bietet laut Kreisen dem Online-Riesen bis zu rund 40 Prozent der Anteile an seinem Handelsgeschäft Reliance an und will damit rund 20 Milliarden US-Dollar einstreichen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, Amazon habe Interesse bekundet, aber noch nicht endgültig über die Grösse seines Investments entschieden.

Im breiteren Markt haben die Anleger ferner die Zahlen von GameStop zu verdauen. Die Einzelhandelskette für Computerspiele und Unterhaltungssoftware hatte im bis Ende August gelaufenen zweiten Quartal schlechter abgeschnitten als von Analysten erwartet - die Aktien gerieten vorbörslich unter Druck und verloren zuletzt fast zehn Prozent./tav/fba