NEW YORK (awp international) - Am "Black Friday" zeigt sich unter den Anlegern in New York nur gemässigte Kauflaune. Vorweihnachtliche Schnäppchen wittern Investoren wohl eher in den Läden als an der Börse, denn an diesem Freitag wird traditionell das Weihnachtsgeschäft mit besonders hohen Rabatten eingeläutet. In New York wird zu diesem Anlass nur verkürzt bis 19 Uhr europäischer Zeit gehandelt.

Bei US-Aktien sind grössere "Rabatte" nicht in Sicht: Nach der "Thanksgiving"-Pause dürften die New Yorker Indizes am Freitag ihr Niveau vom Mittwoch mehr oder weniger halten. Eine Stunde vor dem Auftakt wurde der Dow Jones Industrial vom Broker IG 0,1 Prozent höher auf 34 235 Zähler taxiert. Für den technologielastigen Nasdaq 100 zeichnet sich derweil ein leichtes Minus von 0,2 Prozent ab.

Im Wochenverlauf steuern beide New Yorker Indizes derzeit auf ein Kursplus von etwas mehr als 1,3 Prozent zu. Durch die bald 20-prozentigen Gewinne seit Mitte Oktober hatte sich der Dow zuletzt bis auf wenige Punkte seinem August-Hoch von 34 281 Zählern angenähert. Diese Marke gilt es nun zu überwinden, um weiteres Kurspotenzial freizulegen. Zwischenzeitlich lagen die Taxen für den US-Leitindex mit bis zu 34 288 Zählern schon einen Tick darüber.

"Hilfreich sind die seit einigen Handelstagen wieder fallenden Renditen an den US-Anleihemärkten", sagte der Marktbeobachter Andreas Lipkow. Am Mittwoch hatte das spät veröffentlichte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed noch für Erleichterung gesorgt. Aus ihm ging hervor, dass sich die Mehrheit der Fed-Mitglieder für künftig behutsamere Zinsschritte ausspricht. Zu Wochenschluss rechnet Lipkow mit einer eher ruhigen Handelssitzung. Viele Anleger nutzen den verkürzten Handel für ein langes Wochenende.

In den Fokus rückt am Freitag der Einzelhandel: "Die ersten Zahlen zu den Black-Friday-Umsätzen haben das Potenzial, über die zukünftige Richtung an den Börsen zu entscheiden oder zumindest mitzuentscheiden", sagte am Morgen der Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Denn angesichts steigender Lebenshaltungskosten werde es in diesem Jahr besonders spannend, wie viel Geld die US-Verbraucher noch für Weihnachtsgeschenke parat haben. Aktienseitig ging es vorbörslich bei Einzelhändlern wie Walmart oder dem grossen Online-Kontrahenten Amazon aber gemächlich zu.

Im Blick bleiben die Papiere des britischen Fussballclubs Manchester United, die in New York gelistet sind. Bei dem Club überschlagen sich derzeit die Ereignisse: Auf den Abgang von Superstar Ronaldo folgte zuletzt die Nachricht, dass die Eigentümerfamilie Glazer über einen Verkauf nachdenkt. Am Vortag hiess es dann in einem vagen Medienbericht, dass der Apple-Konzern Interesse zeigen könnte. Eine Rally um 44 Prozent in den vergangenen Tagen ging vorbörslich mit einem Plus von mehr als zehn Prozent weiter. Damit dürfte die Aktie dann mehr als die Hälfte an Wert gewonnen haben.

An anderer Stelle kommen auf Apple ausgerechnet im Weihnachtsgeschäft neue Probleme zu, hier verlieren die Titel vorbörslich 1,2 Prozent an Wert. Wie es in einem Kreise-Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hiess, könnten die zuletzt angehäuften Unruhen unter den Mitarbeitern des iPhone-Fertigers Foxconn die ohnehin schon gehemmte Produktion zusätzlich beeinträchtigen. Im grössten iPhone-Werk der Welt kommt es derzeit wegen Chinas Corona-Massnahmen immer wieder zu Protesten. Die Herstellung werde um mindestens 30 Prozent statt wie bislang angenommen um bis zu 30 Prozent zurückgehen, heisst es nun in dem Bericht./tih/mis