In die Hoffnung auf eine rasche Lockerung der Coronavirus-Beschränkungen mischt sich aber auch die Sorge vor gravierenderen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss 0,1 Prozent fester mit 23.537 Punkten. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,6 Prozent zu, die technologielastige Nasdaq 1,7 Prozent. Hier stiegen Amazon und Netflix trotz der Virus-Krise auf neue Rekordhöhen. Da viele Menschen ihr Zuhause nur eingeschränkt verlassen dürfen, sind Dienste wie Online-Streaming und Zulieferungen an die Haustür besonders gefragt.

Investoren könnten aber nur schwer abschätzen, wann die Wirtschaft wieder hochgefahren werde und wie die Normalisierung im Detail aussehen werde, sagte David Bahnsen, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Bahnsen. Entsprechend unklar seien die Auswirkungen auf die Firmengewinne in den kommenden Quartalen. Mit Spannung wurde deshalb auf die kurz nach Börsenschluss geplante Ankündigung von US-Präsident Donald Trump zu seinen Plänen für ein langsames Wiederanfahren der Wirtschaft gewartet.

Manche Anleger würden sich wegen der billionenschweren Geldspritzen der Notenbanken in falscher Sicherheit wiegen, sagte Rabobank-Volkswirt Stefan Koopman. "Aber an irgendeinem Punkt muss das mit der Realität bei Konjunktur und Unternehmensgewinnen abgeglichen werden." Der Hedgefonds Elliott warnte in einem Brief an Kunden, der Ausverkauf an den Börsen sei noch nicht vorüber. Die Kurse könnten im Vergleich zu ihren Hochs vom Februar bis zu 50 Prozent verlieren. Derzeit liegen sie jeweils etwa 20 Prozent unter diesem Niveau.

Eher gelassen reagierten Investoren auf die zuletzt 5,2 Millionen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe. Die Zahlen seien etwas besser ausgefallen als befürchtet, sagte Andrew Smith, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Delos. Für Entwarnung sei es aber noch zu früh.

Am Rohölmarkt nahm die US-Sorte WTI wieder Kurs auf ihr 18-Jahres-Tief vom März und verbilligte sich um 1,5 Prozent auf 19,58 Dollar je Barrel (159 Liter). Die angekündigte Drosselung der Produktion durch die großen Exportländer erscheine zwar massiv, sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades. "Angesichts der kollabierten Nachfrage reicht sie aber einfach nicht aus."

Vor diesem Hintergrund rutschten die Papiere von Schieferöl-Förderern wie Marathon, Occidental oder Apache zwischen fünf und zehn Prozent ab. Sie leiden besonders stark unter der aktuellen Ölschwemme, weil sie Experten zufolge erst ab einem Ölpreis von etwa 50 Dollar profitabel arbeiten.

Die Titel von United Airlines verloren 11,5 Prozent. Die Fluggesellschaft warnte, die Zahl der Buchungen liege quasi bei Null, eine rasche Besserung sei nicht in Sicht.