Die Hoffnung auf eine rasche Erholung der Konjunktur sorgt an Europas Börsen für anhaltenden Rückenwind.

Positive Wirtschaftsdaten und die Aussicht auf weitere Konjunkturhilfen ließen Anleger bei Aktien erneut zugreifen. Bereits am Dienstag hatten die Börsen kräftige Kursgewinne verbucht. "Die Stimmung auf dem Börsenparkett bleibt gut, aber die Anleger sind auch hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung und der Furcht vor einer zweiten Corona-Welle", fasste Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader zusammen.

Der Dax legte am Mittwoch 0,5 Prozent auf 12.382 Punkte zu, der EuroStoxx50 stieg um 0,8 Prozent auf 3267 Punkte. An der Wall Street dämpfte ein Rekordanstieg bei Corona-Neuinfektionen in einigen US-Bundesstaaten die Kauflaune. Nach einem freundlichen Handelsstart gab der Dow-Jones-Index seine Gewinne wieder ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq konnte dagegen das Plus von 0,5 Prozent verteidigen.

Aus den USA gaben die angelaufenen Anleihekäufe der US-Notenbank Fed und die Aussicht auf weitere Infrastrukturhilfen der Regierung Auftrieb. Impulse könnte auch US-Notenbank-Chef Jerome Powell liefern, der sich am Abend weiter vor Abgeordneten des US-Kongress äußert. Die Fed hat durch zahlreiche Notfallprogramme dazu beigetragen, die Wirtschaft über Wasser zu halten. Auch ein am Dienstag verkündeter Rekordanstieg bei den US-Einzelhandelsumsätzen im Mai wirkte an den Börsen positiv nach. Der Dollar-Index, der die Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, zog bis zu 0,4 Prozent an und entfernte sich damit von seinem kürzlich gesetzten Drei-Monats-Tief.

CHINA-INDIEN-KONFLIKT UND KOREA-SPANNUNGEN IM BLICK

Das größte Risiko für die Aktienmärkte sei momentan eine ernsthafte zweite Welle von Corona-Fällen in den wichtigsten Industrieländern, sagte Shane Oliver, Leiter der Anlagestrategie beim Fondsmanager AMP Capital. Peking verzeichnet seit dem Wochenende einen neuen Virus-Ausbruch. Sollte eine zweite Welle mit weniger Druck auf die Gesundheitssysteme und einer geringeren Todesrate verbunden sein, sei es aber unwahrscheinlich, dass die Börsen so unter die Räder gerieten wie im März, sagte Oliver.

Auch politische Spannungen hielten die Investoren in Atem, unter anderem der Konfrontationskurs Nordkoreas mit Südkorea. Der nordkoreanische Generalstab kündigte eine Verlegung von Soldaten in das Grenzgebiet an. Zudem fand ein Zwischenfall an der Grenze zwischen den beiden Atommächten China und Indien im Himalaya mit mehreren Toten bei den Investoren Beachtung.

GROSSAKTIONÄR MACHT WIND BEI LUFTHANSA

Aktien von Lufthansa setzten sich mit einem Kursaufschlag von bis zu sechs Prozent auf 11,04 Euro zeitweise an die Dax-Spitze. Händlern zufolge trieb zunächst die Hoffnung auf ein aus Unternehmenssicht verbessertes Rettungspaket den Kurs, nachdem sich Großinvestor Heinz Hermann Thiele dafür starkmacht. Die Lufthansa warnte allerdings vor einem Scheitern des Rettungspaketes, was den Kurs zum Handelsschluss auf ein Minus von 1,3 Prozent abbröckeln ließ.

Aktien des Online-Modehändlers Boohoo eilen von Rekordhoch zu Rekordhoch. Die Papiere stiegen in London um bis zu 11,3 Prozent und waren damit so teuer wie noch nie. Ein Umsatzsprung von 45 Prozent im ersten Quartal macht den Zalando-Rivalen für das Gesamtjahr zuversichtlicher. Auch Zalando erfreute die Aktionäre nachbörslich mit einem positiven Ausblick für das zweite Quartal.

Aktien von Norwegian Air zogen in der Spitze um 18 Prozent an. Die angeschlagene Airline fliegt wieder mehr Ziele an, nachdem die meisten Länder ihre Reisebeschränkungen zur Eindämmung der Coronapandemie gelockert haben.