Frankfurt (Reuters) - Nach dem Ausverkauf zum Wochenanfang nutzen einige Anleger die Kursrückgänge an den Börsen für Aktienkäufe.

Zwar sei die Anlegerstimmung wegen der Lieferengpässe, der steigenden Zinsen und der Inflation weiterhin sehr negativ, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Handelshaus CMC Markets. "An solchen Punkten genügt es oft schon, wenn Signale kommen, dass sich die Situation nicht weiter verschärft." Der Dax zog am Dienstag 1,7 Prozent auf 13.610 Punkte an, nachem er am Montag um 2,1 Prozent auf den niedrigsten Wert seit zwei Monaten gefallen war. Der EuroStoxx legte gleich stark auf 3586 Zähler zu.

"Aus taktischer Sicht könnten die Leute in der Delle kaufen, aber das bedeutet nicht, dass es attraktiv ist", sagte Sebastian Galy, Stratege bei Nordea Asset Management. Für etwas Rückenwind sorgte indes der ZEW-Index, der überraschend zulegte. Das Barometer für die Einschätzung zur deutschen Konjunktur in den nächsten sechs Monaten stieg im Mai um 6,7 auf minus 34,3 Punkte. Damit blicken Börsenprofis ungeachtet des anhaltenden russischen Krieges gegen die Ukraine nicht mehr ganz so pessimistisch auf die deutsche Wirtschaft.

BITCOIN AUF ERHOLUNGSKURS - ÖL UNTER DRUCK

Der Erholungskurs sorgte auch bei Kryptowährungen für Unterstützung. Nachdem der Preis für Bitcoin bis unter die 30.000-Dollar-Marke gefallen war, legte die Cyber-Devise um knapp zwei Prozent auf 31.390 Dollar zu. "Es besteht kein Zweifel daran, dass der Bitcoin-Kurs extrem überverkauft ist", sagte Analyst Naeem Aslam von Avatrade.

Dagegen fürchteten die Anleger am Rohölmarkt weiter Nachfrageausfälle angesichts verschärfter Corona-Restriktionen in China. Nach dem Rückgang um rund fünf Prozent zum Wochenanfang gab der Preis für Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee erneut um ein Prozent auf 104,78 Dollar pro Barrel nach.

SWEDISH-MATCH-ANLEGER SETZEN AUF PHILIP MORRIS

Bei den Einzelwerten zündeten Übernahmepläne des Zigarettenherstellers Philip Morris bei den Anlegern des umworbenen Rivalen Swedish Match. Die Aktien des vor allem auf rauchfreie Tabak-Produkte setzenden schwedischen Herstellers kletterten um mehr als 24 Prozent und waren damit auf dem Weg zum bislang größten Tagesgewinn. Dem "Wall Street Journal" zufolge könnte die Übernahme einen Wert von 15 Milliarden Dollar haben. Das entspricht laut den Analysten von Jefferies einem Aufschlag von etwa 25 Prozent auf den Schlusskurs vom Montag.

Mehrere Unternehmen konnten Anleger zudem mit ihrem Zahlenwerk überzeugen. So kletterte Siltronic mit einem Kursplus von sechs Prozent an die Spitze im MDax. Die gescheiterte Übernahme durch GlobalWafers bescherte dem Chip-Zulieferer im ersten Quartal einen Sonderertrag von 50 Millionen Euro. Das hohe Ergebnis dank der Kündigungsgebühr beflügele die Aktie, sagte ein Händler. Auch Schaeffler habe deutlich bessere Zahlen zum Jahresauftakt vorgelegt als befürchtet. Die Anteilsscheine des Autozulieferers zogen fast neun Prozent an.