NEW YORK (awp international) - Die Wall Street kommt nach dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag weiter nicht zur Ruhe. Anleger blieben in Erwartung weiterer drohender Zinserhöhungen zurückhaltend. Der Dow Jones Industrial sackte in einem nervösen Anfangshandel zunächst um bis zu 1,5 Prozent ab. Mit 32 667,36 Punkten verringerte er sein Minus zuletzt auf ein Prozent. Im Wochenverlauf hat er damit aktuell auch fast ein Prozent verloren.

An der Nasdaq-Börse blieben die Schwankungen noch etwas ausgeprägter: Der technologielastige Nasdaq 100 büsste nach einer Handelsstunde 1,21 Prozent auf 12 695,31 Zähler ein. Während der Dow jüngst den tiefsten Stand seit Februar erreicht hatte, steht der Nasdaq-Index mittlerweile auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang März 2021. Sein Tagesverlust am Freitag entspricht in etwa seiner Wochenbilanz.

Die Anleger müssten sich derzeit drei Problemen gleichzeitig stellen: Nachlassendem Wachstum, höheren Kosten und steigenden Zinsen, sagte Marktstratege Sean Darby von der Investmentbank Jefferies. Erst am Mittwoch hatte die US-Notenbank den Leitzins um weitere 0,50 Prozentpunkte angehoben.

"Bei ihren Massnahmen müssen die Zentralbanken in der jetzigen Situation auch schädliche Nebenwirkungen auf die Konjunktur in Kauf nehmen. Die Inflationsbekämpfung hat jetzt Vorrang", sagte Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank. Hatten die Anleger am Mittwoch noch erleichtert reagiert, dass der Zinsschritt der Fed nicht noch höher ausgefallen war, war am Donnerstag wegen Folgewirkungen der Zinserhöhungen wieder Vorsicht angesagt.

Entsprechend werden frische Wirtschaftsdaten besonders kritisch beäugt - wie zum Wochenabschluss der US-Arbeitsmarktbericht. Dieser zeigte, dass die US-Wirtschaft im April mehr Arbeitsplätze geschaffen hatte als erwartet. Zudem stagnierte die Arbeitslosenquote und die Löhne stiegen schwächer als vorhergesagt. "Wieder ein deutlicher Aufbau von neuen Stellen - die Fed bleibt unter Druck", kommentierte dies Analyst Tobias Basse von der NordLB.

Beim Blick auf Einzelwerte waren Ölkonzerne mal wieder eine positive Ausnahme wegen eines steigenden Ölpreises. Während die Debatte über ein europäisches Öl-Embargo gegen Russland weiter geht, sorgte die Ankündigung der USA für Preisauftrieb, dass ab diesem Herbst mit der Wiederbefüllung der strategischen Ölreserven begonnen werden soll. Chevron waren mit einem halben Prozent Plus unter den besten Dow-Werten.

Ein düsterer Tag war es dagegen für Anleger im US-Sportartikelsektor. Während die Aktien von Under Armour nach Zahlen um 23 Prozent abrutschten, wurden auch die Nike -Aktien im Dow mit einem Abschlag von fünf Prozent erfasst. Under Armour enttäuschte die Anleger nicht nur mit einem Quartalsverlust, sondern auch mit dem Jahresausblick. UBS-Analyst Jay Sole sieht für die Ergebnisschätzungen am Markt nun ein Korrekturrisiko von bis zu 19 Prozent.

An der Nasdaq kommen derweil die mittlerweile rekordtiefen Peloton-Aktien nicht wieder auf die Beine. Die Papiere des einst als grosser Corona-Gewinner gehandelten Fitness-Spezialisten sackten am Freitag nochmals um neun Prozent ab. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in Berufung auf Kreise schrieb, sucht das Unternehmen derzeit nach einem grossen Investor, der mit 20 Prozent der Anteile einsteigen könnte./tih/he