NEW YORK (awp international) - Die Wall Street kommt auch am Freitag nicht zur Ruhe. Auch nach dem US-Arbeitsmarktbericht blieben die Anleger in Erwartung weiterer drohender Zinserhöhungen zurückhaltend. Der Dow Jones Industrial sackte in einem nervösen Handel zunächst um eineinhalb Prozent ab, holte seine Verluste zeitweise auf, gab zuletzt aber wieder um 0,75 Prozent auf 32 748,86 Punkte nach. Im Wochenverlauf hat er damit aktuell etwa 0,7 Prozent verloren.

Schwankungen prägten derzeit den Aktienmarkt, hiess es. An der Nasdaq-Börse hatte der technologielastige Nasdaq 100 schon bis zu 2,6 Prozent verloren, in der Spitze aber auch mehr als ein halbes Prozent gewonnen. Zuletzt gab er dann wieder um 1,23 Prozent auf 12 693,07 Zähler nach. Sein Tagesverlust am Freitag entspricht in etwa auch der Wochenbilanz. Er bewegt sich derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit März 2021, während der Dow den tiefsten Stand seit Februar erreichte.

Die Anleger müssten sich derzeit drei Problemen gleichzeitig stellen: Nachlassendem Wachstum, höheren Kosten und steigenden Zinsen, sagte Marktstratege Sean Darby von der Investmentbank Jefferies. Erst am Mittwoch hatte die US-Notenbank den Leitzins um weitere 0,50 Prozentpunkte angehoben. Einen so deutlichen Einmalschritt hatte es letztmals vor 22 Jahren gegeben.

"Bei ihren Massnahmen müssen die Zentralbanken in der jetzigen Situation auch schädliche Nebenwirkungen auf die Konjunktur in Kauf nehmen. Die Inflationsbekämpfung hat jetzt Vorrang", sagte Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank. Entsprechend wurde der jüngste US-Arbeitsmarktbericht am Freitag besonders kritisch beäugt. "Wieder ein deutlicher Aufbau von neuen Stellen - die Fed bleibt unter Druck", kommentierte Analyst Tobias Basse von der NordLB.

Beim Blick auf Einzelwerte waren Ölkonzerne mal wieder eine positive Ausnahme wegen eines steigenden Ölpreises. Während die Debatte über ein europäisches Öl-Embargo gegen Russland weiter geht, sorgte die Ankündigung der USA für Preisauftrieb, dass ab diesem Herbst mit der Wiederbefüllung der strategischen Ölreserven begonnen werden soll. Chevron waren mit 1,4 Prozent Plus der beste Dow-Wert.

Ein düsterer Tag war es dagegen für Anleger im US-Sportartikelsektor. Während die Aktien von Under Armour nach Zahlen um mehr als ein Viertel abrutschten, wurden die Nike -Aktien im Dow mit einem Abschlag von 3,4 Prozent mit erfasst. Under Armour enttäuschte die Anleger nicht nur mit einem Quartalsverlust, sondern auch mit dem Jahresausblick. UBS-Analyst Jay Sole sieht für die Ergebnisschätzungen am Markt nun ein Korrekturrisiko von bis zu 19 Prozent.

An der Nasdaq kommen derweil die mittlerweile rekordtiefen Peloton-Aktien nicht wieder auf die Beine. Die Papiere des einst als grosser Corona-Gewinner gehandelten Fitness-Spezialisten sackten am Freitag nochmals um 7,5 Prozent ab. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in Berufung auf Kreise berichtete, sucht das Unternehmen derzeit nach einem grossen Investor, der mit 20 Prozent der Anteile einsteigen könnte./tih/he