NEW YORK (awp international) - Die Wall Street hat am Mittwoch ihre anfänglichen Verluste weitgehend abgeschüttelt. Allerdings bremsten die nach wie vor hohen Renditen für US-Staatsanleihen die Kaufbereitschaft der Anleger. Im Fokus standen erneut die Geschäftsberichte grosser US-Unternehmen.

Zuletzt notierte der Dow Jones Industrial noch 0,10 Prozent im Minus bei 24'000,73 Punkten. Tags zuvor hatte der New Yorker Leitindex knapp 2 Prozent eingebüsst, als zudem Aussagen von US-Präsident Donald Trump und seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron zum Iran belastet hatten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Mittwoch um 0,07 Prozent auf 2'632,65 Zähler nach unten, wogegen der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 ins Plus drehte und 0,29 Prozent auf 6'527,84 Punkte gewann.

Bereits am Dienstag hatte die Rendite für US-Staatsanleihe mit zehn Jahren Laufzeit erstmals seit über vier Jahren die 3-Prozent-Marke erreicht. Nun ging es noch ein wenig weiter nach oben. Diese Entwicklung schmälert tendenziell die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu den festverzinslichen Wertpapieren.

Dazu wird inzwischen zunehmend befürchtet, dass die Wirtschaftsdynamik im Jahresverlauf nachlässt: Wichtige Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Technologie, die als Frühindikatoren für die weitere Entwicklung gelten, sehen das erste Quartal nämlich bereits als Spitzenwert des gesamten Jahres an.

Derweil überzeugte Boeing die Anleger mit einem überraschend starken Jahresstart. Zudem schraubte der weltgrösste Flugzeugbauer sein Ergebnisziel für 2018 nach oben. Das Geschäft mit Passagierjets hatte im ersten Quartal mehr Geld abgeworfen als gedacht. Die Aktien führten mit plus 3,07 Prozent die Gewinnerliste im Dow an.

Bei Texas Instruments freuten sich die Aktionäre über einen Kursanstieg von 4,74 Prozent, nachdem der Chipkonzern die jüngsten Sorgen wegen einer womöglich schwächelnden Nachfrage zerstreuen konnte. Dank der hohen Nachfrage aus der Industrie sowie der Automobilbranche waren die Verkäufe im ersten Quartal besser ausgefallen als erwartet. Im zweiten Quartal soll der schon kräftig gestiegene Gewinn je Aktie noch etwas weiter zulegen.

Der LED-Hersteller Cree legte ebenfalls starke Zahlen vor, was die Aktien um 2,34 Prozent steigen liess. Mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsquartal überzeugte Cree vor allem ergebnisseitig. Das Analysehaus Oppenheimer hob das Anlageurteil für die Aktie auf "Outperform" an.

Twitter profitierte hingegen nicht lange von guten Resultaten: Nach einem freundlichen Start drehten die Aktien des Kurznachrichtendienstes schnell ins Minus und verloren 3,61 Prozent. Das bis vor kurzem chronisch verlustreiche Unternehmen hatte zu Jahresbeginn zwar das zweite Quartal in Folge schwarze Zahlen geschrieben und die Analystenerwartungen übertroffen. Allerdings warnte Finanzchef Ned Segal, dass die kommenden Quartale schwieriger werden dürften.

Derweil punktete der US-Kabelkonzern Comcast mit der Bestätigung seiner Ende Februar angekündigten Kaufofferte von 12,50 britische Pfund je Aktie für den englischen Bezahlsender Sky: Die Anteilscheine der Amerikaner legten um 4,23 Prozent zu. Sky hatte seine Empfehlung an die eigenen Aktionäre für das konkurrierende und niedrigere Gebot des Medienkonzerns 21st Century Fox von Rupert Murdoch zurückgezogen.

Die Fox-Titel gewannen 2,61 Prozent. Für die Papiere des Unterhaltungskonzerns Walt Disney , der gerade dabei ist, sich grosse Teile von Fox einzuverleiben, und der kaum auf Sky verzichten wollen dürfte, ging es um 1,56 Prozent hoch./gl/he