NEW YORK (awp international) - Die Aktienkurse an der Wall Street haben nach einem schwachen Jahresauftakt am Dienstag einen Stabilisierungsversuch unternommen. Die anfänglichen Gewinne schmolzen allerdings schnell zusammen - der Dow Jones Industrial rutschte sogar kurz ins Minus. Zuletzt notierte der US-Leitindex aber wieder 0,10 Prozent fester bei 30 255,47 Punkten.

Der marktbreite S&P 500 behauptete ein Plus von 0,26 Prozent auf 3710,30 Punkte und der technologielastige Nasdaq 100 gewann noch 0,50 Prozent auf 12 758,74 Zähler. Am Montag hatten alle drei Indizes schon zum Auftakt Rekorde markiert, dann aber mit klaren Verlusten geschlossen.

Die schon hohen Bewertungen und die Zurückhaltung der Anleger am Tag der wichtigen Stichwahlen zum US-Senat in Georgia setzten der Kaufbereitschaft auch am Dienstag Grenzen. Stark ausgefallene Stimmungsdaten aus der Industrie gaben ebenfalls keine positiven Impulse.

Das Ergebnis der Abstimmungen in Georgia wird darüber entscheiden, ob die Republikaner ihre Mehrheit im Senat verteidigen können oder ob die Demokraten neben dem Repräsentantenhaus künftig auch die zweite Parlamentskammer dominieren werden. Die Wahllokale schliessen um 19.00 Uhr Ortszeit, also erst nach der Schlussglocke an der Wall Street. US-Beobachter rechneten mit knappen Rennen. Es war zunächst noch unklar, wann es belastbare Ergebnisse gibt. Laut den Analysten der Investment-Management-Firma T. Rowe Price könnte der Wahlausgang entscheidend für die Höhe des nächsten Konjunkturprogramms und damit die Erholung der von Corona strapazierten US-Wirtschaft sein.

Mit der Kontrolle über den Senat könnte der künftige Präsident Joe Biden durchregieren - vorausgesetzt, die Demokraten werden bei Gesetzesvorhaben oder Ernennungen von Regierungsmitgliedern an einem Strang ziehen. In diesem Fall rechnen Anleger mit höheren fiskalischen Anreizen zur Stimulierung der Wirtschaft, aber auch mit höheren Steuern und mehr Regulierung. Wenn es aber den Republikanern gelingen sollte, mindestens einen der beiden Sitze zu gewinnen, können sie jede Initiative von Biden blockieren - angefangen bei der Nominierung seines Kabinetts.

Die Titel von Qualcomm legten nach Bekanntwerden eines Führungswechsels um gut zwei Prozent zu. Beim Chipkonzern übernimmt ein Experte für den superschnellen 5G-Datenfunk den Chefposten. Christiano Amon löst Steve Mollenkopf ab, der das Unternehmen erfolgreich durch eine Serie rechtlicher Turbulenzen gebracht hatte

Ansonsten sorgten Analystenkommentare für Kursausschläge. Die Aktien des Dow-Spitzenreiters Boeing gewannen knapp zweieinhalb Prozent und machten damit einen Teil des Vortagsverlusts wieder wett. Hatte zu Wochenbeginn eine Verkaufsempfehlung des Analysehauses Bernstein belastet, so kam nun Unterstützung von UBS. Die Schweizer bestätigten ihr Kaufvotum für die Titel des Flugzeugbauers. Für Papiere des Halbleiterproduzenten Micron Technology ging es dank der Citigroup, die nun statt zum Verkauf zum Kauf rät, um fast fünfeinhalb Prozent hoch.

Dagegen büssten Titel des Solarkonzerns First Solar knapp acht Prozent ein. Die Bank Goldman Sachs kassierte ihre Kaufempfehlung und rät nun zum Verkauf./gl/he