NEW YORK (awp international) - Die Ankündigung chinesischer Vergeltungszölle auf US-Waren hat die Wall Street am Freitag leicht belastet. Eine Rede von US-Notenbank-Präsident Jerome Powell beim Zentralbanker-Treffen in Jackson Hole, Wyoming, sorgte aber für etwas Entspannung. Powell sieht zwar "signifikante Risiken" für die amerikanische Wirtschaft. Insgesamt befinde sich die Wirtschaft jedoch in einem günstigen Zustand.

Der Fed-Chef habe insofern keine neuen Erkenntnisse geliefert, schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Powell habe die Flexibilität sowie die Handlungsbereitschaft der Fed betont und sich so wie erwartet alle Optionen offen gehalten.

Der Dow Jones Industrial war zwar kurz ins Plus gedreht, stand zuletzt aber wieder 0,02 Prozent tiefer bei 26 247,61 Punkten. Der marktbreit aufgestellte S&P 500 gab um 0,11 Prozent auf 2919,60 Punkte nach. Für den technologieorientierten Nasdaq 100 ging es um 0,12 Prozent auf 7698,27 Zähler nach unten.

China will im Handelsstreit mit den USA zusätzliche Zölle in Höhe von 5 bis 10 Prozent auf Waren mit einem Volumen von 75 Milliarden US-Dollar erheben. Die Zölle sollen in zwei Schritten am 1. September und 15. Dezember angehoben werden. Auf Sojabohnen und Erdölimporte ist ab September ein Zusatzzoll von fünf Prozent vorgesehen. Autozölle in Höhe von 25 Prozent sollen am 15. Dezember wieder aufgenommen werden. Die US-Regierung hatte Anfang August neue Strafzölle von 10 Prozent auf chinesische Importe im Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar angekündigt.

Unter den Einzelwerten zogen die Aktien von Software-Anbietern besonders deutlich an. So schnellten die Papiere von Intuit um fast 7 Prozent in die Höhe. Das Unternehmen hatte mit seinen jüngsten Quartalszahlen positiv überrascht. So war der Verlust geringer als befürchtet ausgefallen.

Die Anteilscheine von Salesforce verzeichneten ein Plus von gut 6,7 Prozent. Der Konzern hatte die Experten mit seinem Optimismus überrascht: Nach starken Quartalszahlen hob das Unternehmen seine Jahresziele an. Im zweiten Geschäftsquartal war der Umsatz um gut ein Fünftel gestiegen. Der Experte Alex Zukin vom Analysehaus RBC sah nun aufgrund des jüngsten starken Quartals, des dauerhaft starken Wachstums von mehr als 20 Prozent sowie der Margenkraft nach den kürzlich getätigten Zukäufen eine Kaufgelegenheit.

Beim Computerkonzern HP Inc hingegen war der Umsatz im dritten Geschäftsquartal nahezu unverändert geblieben und lag damit unter der Durchschnittsprognose der Analysten. Zudem steht beim Unternehmen ein Chefwechsel bevor. Dion Weisler, der den PC-Riesen seit der Trennung von der Unternehmenssparte im Jahr 2015 leitete, wird von Enrique Lores abgelöst, der zuletzt unter anderem die Druckersparte führte. Die Aktien sackten als Schlusslicht im S&P 500 um rund 6 Prozent ab.

Um mehr als 12 Prozent ging es für die Papiere von Foot Locker abwärts. Der Sportartikelhändler hatte mit seinen Umsatz- und Ergebniszahlen zum zweiten Quartal die Konsensschätzungen verfehlt. Dies belastete auch die Aktien der Sportartikelhersteller Nike und Under Armour , die zu den grössten Lieferanten von Foot Locker gehören. Ihre Papiere büssten mehr als 1 beziehungsweise 0,1 Prozent ein.

An der Dow-Spitze setzten die Aktien von Boeing ihre jüngste Rally fort und zogen um rund 4 Prozent an. Die Papiere des Flugzeugbauers hatten zuletzt wichtige charttechnische Durchschnittslinien nach oben durchbrochen, die den kurz- beziehungsweise längerfristigen Trend beschreiben./la/he