NEW YORK (awp international) - Aktien sind am Freitag an der Wall Street von Anlegern weiter abgestossen worden. Der Dow Jones Industrial setzte seinen Negativtrend vom Vortag fort, indem er zwei Stunden vor Schluss 0,91 Prozent auf 28 953,69 Punkte einbüsste. Damit fiel der Leitindex unter die Marke von 29 000 Punkten und auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar. Im Laufe der Woche steuert er nun auf ein Minus von fast 1,5 Prozent zu.

Im Blick bleibt die jüngste Entwicklung in puncto Coronavirus. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit inzwischen nicht mehr nur nach China, sondern auch nach Südkorea: Einen Monat nach dem erstmaligen Nachweis stieg die Zahl der dort Infizierten den zweiten Tag in Folge sprunghaft. Es ist der bisher grösste bekannte Ausbruch ausserhalb Chinas.

Aus Sorge vor einer internationalen Ausbreitung ging es auch am breiteren Markt weiter bergab, wie der S&P 500 mit einem Rücksetzer um 1,18 Prozent auf 3333,37 Zähler zeigte. Besonders gross blieb der Druck aber wie schon am Vortag im Technologiesektor. Der von diesen Aktien geprägte Auswahlindex Nasdaq 100 rutschte um 2,09 Prozent auf 9426,67 Punkte ab.

Nicht gerade förderlich war für den Markt auch die Tatsache, dass aus den USA enttäuschende Wirtschaftsdaten kamen. Der vom Marktforschungsinstitut Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor signalisierte für den Februar überraschend eine Schrumpfung der Aktivität, indem er von 53,4 Punkten im Vormonat auf 49,4 Punkte fiel. Stärker als erwartet eingetrübt hat sich auch die parallel erhobene Stimmung in der Industrie.

Allgemein blieb es wie am Vortag dabei, dass insbesondere der Technologiesektor unter den neuen Sorgen litt, der als eng verflochten mit den Märkten in Fernost gilt. Besonders schwer traf es wieder die Aktien von Chip- und Softwarefirmen. Microsoft waren im Dow mit einem Abschlag von 3,4 Prozent das Schlusslicht. An der Nasdaq rutschten aus dem Halbleiterbereich zum Beispiel AMD um etwa 7 Prozent ab.

In der Sektorwertung des S&P konnten nur drei Branchen ein positives Vorzeichen für sich behaupten: Mit den Konsumgüter-, Versorger- und Immobilienwerten waren dies Teilindizes, die für ihre defensiven Eigenschaften bekannt sind und so von Anlegern in unsicheren Börsenzeiten häufiger favorisiert werden. Procter & Gamble , Coca-Cola sowie Johnson & Johnson waren mit Anstiegen von bis zu 1 Prozent unter den wenigen Dow-Gewinnern.

Ansonsten richtete sich der Fokus auf die Mobilfunkbranche. Die lang erwartete Fusion der Telekom-Tochter T-Mobile US mit dem kleineren Wettbewerber Sprint nähert sich mit letzten Anpassungen an den Bedingungen offenbar der Zielgeraden. Ein neues Abkommen sieht vor, dass der Bonner Mutterkonzern am verschmolzenen Unternehmen etwas mehr Anteile erhält als bislang gedacht, der japanische Sprint-Mehrheitseigner Softbank dagegen etwas weniger.

Die Sprint-Aktionäre hatten bis Mitte Februar lange unter der Unsicherheit mit Blick auf den Zusammenschluss gelitten und reagierten nun erleichtert auf die Nachrichten: Die Papiere zogen um 5,6 Prozent an. Für die Anteilscheine von T-Mobile US dagegen ging es um 1,3 Prozent nach unten.

Mit Zahlen warteten einige Nebenwerte auf. Positiv fielen dabei vor allem die Dropbox -Aktien mit einem Kurssprung um 23 Prozent auf. Hier machte sich unter Anlegern grosse Erleichterung breit. Der Filehosting-Dienst habe insgesamt besser als befürchtet abgeschnitten, schrieb Analystin Heather Bellini von der Investmentbank Goldman Sachs.

Das Agrartechnikunternehmen Deere & Co überraschte mit seinen Geschäftszahlen ebenfalls positiv. Der Sektor zeige erste Anzeichen einer Stabilisierung, teilte Deere mit. Die Anteilscheine stiegen um gut 8 Prozent.

Mit First Solar gab es jedoch auch einen Kandidaten mit einem sehr enttäuschenden Zwischenbericht. Ein Verlust im vierten Quartal und schwache Umsätze liessen die Aktien des Solarmodul- und Photovoltaikspezialisten um fast 15 Prozent abrutschen./tih/he