NEW YORK (awp international) - Die Achterbahnfahrt an den US-Börsen geht weiter. Nach dem deutlichen Vortagesgewinn ging es am Donnerstag wieder bergab. Der Dow Jones Industrial verliert zur Stunde 3,52 Prozent auf 26 136,55 Punkte. Grund ist die nicht nachlassende Coronavirus-Krise. Anleger sind nervös, dies zeigen die seit Tagen starken Kursausschläge in beide Richtungen. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom rief inzwischen wegen der Ausbreitung des Virus den Notstand aus.

Tags zuvor hatte der US-Leitindex noch 4,5 Prozent gewonnen. Dabei hatte er von den Ergebnissen der US-Vorwahlen profitiert, bei denen sich der ehemalige US-Vizepräsident Joe Biden durchgesetzt hatte. Auch milliardenschwere Hilfspakete zur Eindämmung des Virus hatten geholfen. Die Rally hatte aber nur kurze Beine, zu gross ist die Furcht vor den Folgen des neuartigen Coronavirus.

Für den marktbreiten S&P 500 ging es am vorletzten Handelstag der Woche zuletzt um 3,40 Prozent auf 3023,56 Punkte nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 2,87 Prozent auf 8692,08 Punkte. Die US-Konjunktur sendete ebenfalls Schwächesignale: So hatte die Industrie im Januar weniger Aufträge erhalten als von Fachleuten erwartet.

Es sehe derzeit auch so aus, als agierten Händler umso nervöser, je mehr Geld zur Bekämpfung der Krise bereitgestellt werde, sagte Analyst David Madden von CMC Markets UK. Das Einschreiten werde wohl eher als Zeichen der Schwäche interpretiert.

Die Aktien von Boeing sackten auf ein Tief seit Ende 2017 und verloren zuletzt sechseinhalb Prozent, womit sie der zweischwächste Dow-Wert waren vor United Technologies mit minus siebeneinhalb Prozent. Die Ausbreitung des Coronavirus setzt dem krisengeschüttelten Flugzeugbauer nach dem Desaster mit seiner 737 Max zusätzlich zu. Am Vortag hatten bereits Kreisemeldungen die Runde gemacht, wonach der europäische Erzrivale Airbus erwägt, die Produktion seiner A330neo-Jets zusammenzustreichen.

Airlines dürften Flugzeugbestellungen wegen des Coronavirus hinauszögern. Airbus litt bereits im Februar unter einer Auftragsflaute ohne Bestellungen. Die derzeit weltweit eingeschränkte Reiseaktivität führt dazu, dass immer mehr Airlines Flugzeuge am Boden lassen und ihre Flugpläne ausdünnen. Ihre Aktienkurse verloren deshalb bereits in den vergangenen Tagen stark an Wert. Auch an diesem Donnerstag ging es wieder kräftig bergab. United Airlines , American Airlines , Delta Air Lines und Southwest verloren bis zu 10 Prozent.

Das Ölkartell Opec will auf die wirtschaftlichen Folgen des neuen Coronavirus mit einer deutlichen Kürzung der Rohölförderung reagieren. Eine weitere Verschärfung der Lage würde die Nachfrage nach Rohöl weiter dämpfen. Der Ölkonzern ExxonMobil kündigte nun an, die Produktion im wichtigen Permbecken in den USA zu drosseln und reagiert damit auf die jüngst sinkenden Ölpreise. Das beschwichtigte die Anleger aber nicht, die Aktien verloren rund 5 Prozent. Investoren sorgen sich wegen des hohen Ausgabenprogramms des Konzerns.

Die Milliarden aus dem im Repräsentantenhaus beschlossenen Coronavirus-Hilfspaket sollen in präventive Massnahmen und die Entwicklung von Therapien und Impfstoffen fliessen. Die Aktien einiger kleinerer Unternehmen werden nun als Profiteure gefeiert. Kurssprünge von fast 24 Prozent gab es etwa bei Co-Diagnostics , die Aktien von iBio verteuerten sich um 12 Prozent.

Zum Thema wurde am Donnerstag auch wieder das Übernahmeinteresse von Xerox am Konkurrenten HP Inc . Der PC- und Druckerhersteller wehrt sich weiter gegen die Bestrebungen des deutlich kleineren Drucker- und Kopiererherstellers. HP bezeichnete die im Februar auf 24 Dollar aufgestockte Offerte als immer noch zu niedrig. HP notierten zuletzt leicht schwächer, Xerox verloren deutliche 5,8 Prozent.

Der Halbleiterhersteller Cypress Semiconductors stürzte um 16 Prozent ab. Laut dem Fachdienst MLex stellt sich die US-Behörde CFIUS gegen die geplante Übernahme durch den deutschen Wettbewerber Infineon./ajx/fba