NEW YORK (awp international) - Der Dow Jones Industrial ist am Freitag wieder unter Druck geraten. Während der US-Leitindex zur Wochenmitte noch deutlich gestiegen war, überwog zuletzt wieder die Skepsis.

Der Dow fiel um 0,90 Prozent auf 35 573,85 Punkte. Auf Wochensicht deutet sich damit ein Minus von rund 1 Prozent an. Der marktbreite S&P 500 gab am Freitag um 0,37 Prozent auf 4651,30 Zähler nach. Für den technologieorientierten Nasdaq 100 hingegen stieg um 0,10 Prozent auf 15 879,38 Punkte.

"Die Sorgen vor einem Rückschlag am Aktienmarkt nehmen zu", sagte Marktbeobachter Pierre Veyret vom Handelshaus ActivTrades. Besonders wichtig sei dabei die Schere, die geldpolitisch zwischen den USA und Europa aufgehe. Diese bringe Anleger in eine schwierige Lage, warnte der Experte.

Die Europäische Zentralbank hatte am Vortag ihr Anleihenkaufprogramm APP nochmals vorübergehend wegen der von der neuen Corona-Variante Omikron ausgehenden Risiken aufgestockt. Die Bank of England aber hatte am Donnerstag mit einer ersten Zinsanhebung überrascht und die US-Notenbank wird zunächst ihre konjunkturstützenden Wertpapierkäufe schneller zurückfahren. Damit sorgten sich die Anleger wieder vermehrt um die Auswirkungen strafferer Zinsen auf den Aktienmarkt.

Die US-Börsen wurden zudem durch den anstehenden grossen Verfall an den Terminbörsen belastet. Es laufen Optionen und Futures auf einzelnen Aktien und auf Indizes aus. Diese Tage sind bekannt für spürbar schwankende Kurse.

Mit Blick auf die Einzelwerte gab es am Freitag eine ganze Reihe kursbewegender Nachrichten. So steht der SAP-Rivale Oracle laut einem Bericht des "Wall Street Journal" vor der grössten Übernahme seiner Geschichte. Demnach könnte er nach dem Gesundheitssoftware-Spezialisten Cerner greifen, dessen Aktien an der S&P-500-Spitze um gut 14 Prozent anzogen.

Der Analyst Karl Keirstead von der Bank UBS zog auf den ersten Blick für die Oracle-Anleger ein negatives Fazit eines solchen Schrittes, auch wenn die Wahrscheinlichkeit und die Bedingungen unsicher seien. Unter anderem befürchtet der Experte durch eine so grosse Übernahme einen gravierenden Schwenk des Konzerns weg von seinem Fokus auf schulden- und barmittelfinanzierte Aktienrückkaufprogramme. Die Papiere von Oracle büssten fast sechs Prozent ein.

Die Anteilsscheine des Logistikers Fedex zogen um gut fünf Prozent an. Die Anleger honorierten damit einen überraschend starken Quartalsbericht und den erhöhten Gewinnausblick. Laut dem Experten Brian Ossenbeck von der Bank JPMorgan waren viele eher auf das Gegenteil vorbereitet.

Die Aktien des Tesla-Rivalen Rivian wiederum waren im Handelsverlauf auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang im November gefallen und sackten zuletzt um knapp elf Prozent ab. Das Unternehmen musste bei seiner ersten Zahlenvorlage zugeben, dass das diesjährige Produktionsziel von 1200 Elektro-Pick-ups wohl um einige Hundert Autos verfehlt wird. Die Produktion hochzufahren sei schwieriger als gedacht, sagte Unternehmenschef Robert Scaringe.

Der Autobauer General Motors (GM) muss für seine ambitionierte Robotaxi-Tochter Cruise einen neuen Chef suchen. Cruise-Chef Dan Ammann verlässt das Unternehmen. Die Anleger quittierten die Nachricht mit einem Minus von fast fünf Prozent./la/men