NEW YORK (awp international) - Das sich weltweit immer stärker ausbreitende Coronavirus hat am Montag die US-Börsen auf Talfahrt geschickt. Der Dow Jones Industrial , der Mitte Februar noch bei über 29 500 Punkten ein Rekordhoch erreicht hatte, sackte zum Handelsstart unter die Marke von 28 000 Punkten. Allerdings erholte sich der Wall-Street-Index recht schnell von diesem Tief seit Mitte Dezember und gab zuletzt um 2,92 Prozent auf 28 145,02 Punkte nach.

Der marktbreite S&P 500 verlor 2,88 Prozent auf 3242,03 Punkte und der technologielastige Nasdaq-100-Index büsste 3,50 Prozent auf 9116,42 Zähler ein.

Experten sind mittlerweile skeptisch, ob die weltweite Ausbreitung des neuen Coronavirus noch gestoppt werden kann. "Das Zeitfenster für die Eindämmung des Ausbruchs schliesst sich nun sehr schnell", zitierte die britische Zeitung "The Telegraph" Devi Sridhar von der Universität Edinburgh, die zur weltweiten öffentlichen Gesundheit forscht. Nathalie MacDermott, Expertin für Infektionskrankheiten am renommierten King's College in London, nannte vor allem die Situation in Italien, Südkorea und Iran "sehr besorgniserregend".

Im betroffenen Norden Italiens starb ein weiterer Virus-Infizierter, und in Südkorea, wo gerade ein grösserer Ausbruch verzeichnet wird, starben zwei weitere Personen an der Lungenkrankheit. In China selbst berichtete die Gesundheitskommission von weiteren 150 neuen Covid-19-Todesfällen - so viele wie noch nie innerhalb eines Tages.

"Die neuen Fälle in Italien zeigen, dass die Lage ernst ist. Für Aktionäre bedeutet dies Alarmstufe eins", schrieb Analyst Daniel Saurenz von Feingold Research. An den Börsen könne es in den kommenden Wochen noch merklich tiefer gehen. Investoren dürften nun verstärkt auf unterstützende Massnahmen der Notenbanken setzen - und auf als sicher geltende Staatsanleihen: Zehnjährige US-Bonds stiegen im frühen Handel auf den höchsten Stand seit Sommer 2016.

Unter Druck gerieten vor allem Aktien von Unternehmen, die unmittelbar von den Folgen der Infektionskrankheit betroffen sind, etwa Reise- und Fluggesellschaften, Buchungsportale oder Krankenversicherungen. Im Dow waren die Aktien von UnitedHealth mit minus 6,4 Prozent Schlusslicht, an der Nasdaq nahmen American Airlines mit minus 7,7 Prozent den letzten Platz ein und auch die Online-Reiseportale Booking Holdings und Expedia Group zeigten sich mit minus 6,7 Prozent und 5,5 Prozent sehr schwach.

Verschont blieben aber auch stark von der weltwirtschaftlichen Entwicklung abhängige Technologietitel nicht, denn wenn die Produktion still steht oder sich verlangsamt, Lieferketten-Engpässe sich bemerkbar machen und auch die Nachfrage sich abschwächt, schlägt dies auch direkt in diesen Branche durch. So büssten im Dow Apple und Microsoft bis zu 4,1 Prozent ein.

Zu den wenigen Gewinnern zählten als defensiv und damit weniger konjunkturabhängig geltende Aktien von Konsumgüterherstellern, Telekomanbietern und Pharmaherstellern. Hier legten allen voran die Anteile Gilead Sciences um 5,6 Prozent zu. Zeitweise erreichten sie den höchsten Stand seit Herbst 2018. Das Biotech-Unternehmen hat mit Remdesirvir ein Mittel entwickelt, das in klinischen Studien in Wuhan erst kürzlich Wirksamkeit bewiesen hatte. Mutige Anleger spekulieren offenbar auf mögliche weitergehende bahnbrechende Erfolge./ck/he