NEW YORK (awp international) - Der Wall Street droht nach dem schwachen Wochenauftakt und der anschliessenden Erholung am Mittwoch erneut ein Kursrutsch. Schuld ist der eskalierende Handelsstreit zwischen den beiden weltgrössten Volkswirtschaften USA und China. Der US-Protektionismus bleibe das grösste Risiko für die Finanzmärkte und dürfte zunehmende Kursschwankungen nach sich ziehen, warnte Richard Turnill, globaler Chef-Anlagestratege beim Vermögensverwalter BlackRock. Etliche Börsianer befürchten, dass der Konflikt weiter eskalieren wird, da beide Seiten nicht nachgeben dürften.

Gut eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenstart taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial satte 2,25 Prozent im Minus bei 23 493 Punkten. Damit bliebe der US-Leitindex allerdings über seinem am Montag erreichten Jahrestief von 23 344 Punkten. Gegen Ende Januar hatte er bei 26 616 Punkten noch den höchsten Stand seiner langen Geschichte erreicht.

Peking konterte die Ankündigung von 25-prozentigen Strafzöllen auf chinesische Waren im Wert von 50 Milliarden US-Dollar durch die Vereinigten Staaten nun mit der Drohung, eigene Sonderabgaben zu erheben. Wie Chinas Staatsfernsehen berichtete, sollen zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf amerikanische Einfuhren in gleicher Höhe erhoben werden. Betroffen sind demnach besonders Sojabohnen, Autos, Rindfleisch sowie Produkte der Chemie- und Flugzeugindustrie. Es geht um insgesamt 106 US-Güter in vier Kategorien.

Die Aktien etlicher Unternehmen aus den betroffenen Branchen erlitten schon vorbörslich heftige Kurseinbussen. Für Papiere des Flugzeugbauers Boeing ging es um über 5 Prozent bergab - er könnte durch die chinesischen Strafzölle gegenüber dem europäischen Konkurrenten Airbus ins Hintertreffen geraten.

Bei den Autobauern Ford , Fiat Chrysler und General Motors (GM) standen Kursverluste zwischen 3 und 4 Prozent zu Buche. Die Aktien des Aluminiumkonzerns Alcoa - eines wichtigen Zulieferers für die Auto- und Flugzeugindustrie - büssten fast zweieinhalb Prozent ein. Die Titel des Technologiekonzerns United Technologies , zu dem auch der Triebwerkshersteller Pratt & Whitney gehört, verbilligten sich um dreieinhalb Prozent.

Besitzer von Deere & Co-Aktien mussten schon vor Handelsbeginn Kursabschläge von mehr als 4 Prozent verkraften. Analyst Sebastian Künne von der Privatbank Berenberg verwies darauf, dass die von China angedrohten Strafzölle auf US-Sojabohnen den Landwirtschaftsmaschinen-Hersteller hart treffen würden. Die US-Landwirte im sogenannten "Corn Belt" im Mittleren Westen erzielten über 90 Prozent ihrer Einnahmen mit dem Anbau von Mais und Sojabohnen und seien wichtige Kunden von Deere, so der Experte. Über 60 Prozent der Sojaproduktion werde exportiert, rund die Hälfte davon bisher nach China./gl/fba