NEW YORK (awp international) - Nach dem extrem starken Lauf der US-Börsen seit Monatsbeginn scheinen Anleger am Dienstag erst einmal Gewinne mitzunehmen. Es stelle sich zum einen die Frage, ob mit Blick auf die Corona-Krise womöglich bereits zu viel Optimismus vorweg genommen wurde, hiess es von Börsianern. Zum anderen dürften auch die wieder zunehmenden politischen Spannungen zwischen Nord- und Südkorea für Risikoscheu sorgen. Der Broker IG taxierte den Dow Jones Industrial rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsbeginn 1,3 Prozent tiefer auf 27 216 Punkte. Am Vortag hatte der US-Leitindex den höchsten Stand seit Ende Februar zurückerobert und allein im Juni 8,6 Prozent gewonnen.

Wichtige US-spezifische Termine für die Wirtschaft sowie Konjunkturdaten stehen erst am Mittwoch wieder an. Dann wird die US-Notenbank (Fed) über den Fortgang ihrer Geldpolitik entscheiden. Zwar werden keine wichtigen neuen Schritte erwartet, da die Fed bereits in der Corona-Krise massiven Lockerungen den Weg bereitet hat, doch "die Fed bleibt nach wie vor im Fokus", schrieb RBC-Zinsstratege Mark Chandler. Von der Datenseite her werden zur Wochenmitte ausserdem noch die ebenfalls viel beachteten Verbraucherpreise bekanntgegeben.

Unter den Einzelwerten im Dow dürfte die Apple -Aktie nach zwei Handelstagen mit neuen historischen Höchstständen erst einmal wieder eine Verschnaufpause einlegen. Microsoft , die tags zuvor dicht an ihr zuletzt im Februar erreichtes Rekordhoch bei 190,70 US-Dollar gestiegen waren, zeigten sich - ähnlich wie Apple - vorbörslich ebenfalls unauffällig. So auch an der Nasdaq das Amazon -Papier, das am Montag bei 2530 Dollar ein Hoch geschafft hatte.

Dagegen zogen die Papiere von Macy's nach der Vorlage von Quartalszahlen vorbörslich um 8,4 Prozent an. Die Papiere Tiffany legten nach dem Geschäftsbericht der Juwelierkette um 1,4 Prozent zu. Die Zahlen allerdings dürften weniger im Fokus stehen als das Thema der Übernahme durch den Luxusgüterhersteller LVHM, denn zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach LVMH erwägt, von dem gut 16 Milliarden Dollar schweren Deal zurückzutreten oder ihn nachzuverhandeln. Laut Tiffany-Vorstandschef Alessandro Bogliolo geht die Transaktion jedoch voran. Die ersten kartellrechtlichen Genehmigungen seien bereits eingeholt worden. Er zeigte keine Zweifel, dass die in November vereinbarte Übernahme trotz der Corona-Krise zustande kommt.

Im Fokus dürften auch die Aktien von Nikola stehen, die am Montag ihren Kurswert etwas mehr als verdoppeln konnten und bis auf 73,27 Dollar hochgeschossen waren. Nun stiegen sie vorbörslich um weitere rund 27 Prozent. Nikola ist ein Unternehmen der "neuen Mobilität", das erst vor wenigen Tagen über den Zusammenschluss mit dem Nasdaq-Unternehmen VectoIQ gelistet wurde. Tags zuvor hatte Nikola-Gründer Trevor Milton bekannt gegeben, dass ab Ende Juni Reservierungen für den eigenen Pickup-Truck Badger entgegen genommen werden./ck/mis