FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am letzten Handelstag des Jahres nach einem zweiwöchigen Hin und Her unter der Marke von 14 000 Punkten geschlossen. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets empfiehlt passend zum schwachen Handelsschluss an diesem Freitag, das gesamte Börsenjahr 2022 "einfach abzuhaken", aber den Optimismus zu behalten. Denn auch wenn der Start in das Jahr 2023 holprig sein und das erste halbe Jahr schwierig werden dürfte, sollte "die Reise an der Börse in den kommenden Jahren weiter nach oben gehen".

Das deutsche Börsenbarometer ging am Freitag bei sehr dünnen Handelsumsätzen mit einem Abschlag von 1,05 Prozent auf 13 923,59 Zählern aus dem Jahr. Damit orientierte er sich wie so oft an der Wall Street, wo sich erneut Verluste andeuten.

In der Wochenbilanz zeigte sich der deutsche Leitindex zwar weitgehend stabil, den Monat Dezember indes verzeichnete er ein Minus von 3,3 Prozent. Auf das Jahr gerechnet büsste der Dax letztlich 12,3 Prozent ein und verbuchte so das schlechteste Börsenjahr seit vier Jahren. 2021 hatte er noch einen Gewinn von knapp 16 Prozent eingefahren. "Heute geht ein von geopolitischen Krisen und einer auch geldpolitischen Zeitenwende geprägtes Börsenjahr zu Ende", schrieb Molnar. Und auch wenn der Jahresverlust auf den ersten Blick enttäuschend sei, so hätte es "vor dem Hintergrund der ganzen Probleme aber auch viel schlimmer kommen können".

Auslöser für die deutliche Schwäche im Jahr 2022 war der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Die Energiepreise stiegen rasant und leisteten einer ohnehin schon hohen Inflation weiteren Vorschub, die das Eingreifen der Notenbanken nötig machten. In der Folge stiegen die Zinsen rasch und deutlich.

Der MDax beendete den Freitag 1,26 Prozent tiefer auf 25 117,57 Punkte, was für den Index der mittelgrossen Werte im Gesamtjahr ein Minus von 28,5 Prozent bedeutet. Mit Blick auf die grossen Aktienmärkte Europas schloss nur der britische FTSE 100 ebenfalls früher. Er verbuchte an diesem Freitag zwar auch ein Minus, doch im Jahresverlauf hängte er wegen seiner zahlreichen Öl- und Gaswerte die anderen Börsen ab. Er kann mit einem Plus von rund einem Prozent aufwarten.

Der Handel im EuroStoxx 50 und dem Pariser Cac 40 läuft indes noch bis 17.30 Uhr. Beide schwächelten zum deutschen Handelsschluss. Aktuell steuert der Leitindex der Eurozone auf ein Jahresminus von rund elf Prozent zu, nach einem Gewinn von 21 Prozent im Jahr zuvor. In den USA dürften die Börsen mit Verlusten in den letzten Handelstag des Jahres starten.

Unternehmensseitig wurde allenfalls zum Jahresende etwas "Window Dressing" betrieben. Darunter verstehen Börsianer Käufe von Aktien, die bis dato besonders gut oder Verkäufe von Aktien, die besonders schlecht gelaufen sind, um in der Jahresendabrechnung möglichst gut auszusehen.

Dazu passte, dass unter anderem Zalando und Vonovia zu den schwächeren Dax-Werten des Tages zählten. Diese zwei haben im Gesamtjahr etwa die Hälfte an Wert eingebüsst und damit die grössten Verluste unter den Dax-Mitgliedern eingefahren. Das Beiersdorf -Papier dagegen hielt sich mit minus 0,2 Prozent vergleichsweise stabil und zählt auch im Gesamtjahr zu den Favoriten mit einem Plus von etwas weniger als einem Fünftel.

Die beiden grössten Jahresgewinner aus in den drei bekannten Indizes Dax, MDax und SDax sind indes Rheinmetall mit plus 124 Prozent und PNE einem Anstieg um mehr als 150 Prozent. Der Rüstungskonzern profitierte von der Aussicht auf reichlich Aufträge durch steigende Wehretats westlicher Länder infolge des Krieges Russlands gegen die Ukraine. Bei Windparkentwickler PNE lieferten die Energiewende, höhere Strompreise sowie Übernahmefantasie Auftrieb.

Der Euro wurde am Nachmittag zu 1,0653 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0649 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,46 Prozent am Vortag auf 2,50 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 125,74 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,45 Prozent auf 133,55 Zähler nach./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---