FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hängepartie im Dax könnte sich in der neuen Woche fortsetzen. Denn: Besseren Konjunkturaussichten stehen unverändert die Corona-Lockdowns gegenüber. Vor allem mit Blick auf Mutationen des Virus ist die Verunsicherung nach wie vor groß. Bremswirkung für Aktien könnten Experten zufolge auch weiter steigende Zinsen an den Anleihenmärkten entfalten.

Seit zwei Wochen pendelt der Dax um die Marke von 14 000 Punkten. Ein Rekordhoch erreichte der Index bei rund 14 169 Zählern. Das Tief der jüngsten Konsolidierung lotete er anschließend mit gut 13 800 Punkten aus. Ein klarer Trend ist Fehlanzeige.

"Flankiert von Impf-Fortschritten und einer schrittweisen Aufhebung des Lockdown wird an den Aktienbörsen eine positive konjunkturelle Zukunft bezahlt", zeigt sich Marktstratege Robert Halver optimistisch. Vor allem im Export, im Konsum sowie im Handel sei mit einem Aufholprozess zu rechnen. "Dieses aufgehellte Bild wird von den ifo-Geschäftszahlen in der neuen Woche bestätigt", prognostiziert Halver. Der ifo-Index am Montag dürfte denn auch einer der konjunkturellen Höhepunkte der Woche sein.

Sorgen bereitete den Anlegern zuletzt der Renditeanstieg, vor allem in den USA. Die Verzinsung zehnjähriger US-Papiere stieg auf den höchsten Stand seit einem Jahr. Damit können Anleihen relativ zu Aktien als Anlage wieder attraktiver werden. Gute Konjunkturdaten, steigende Preise und die Aussicht auf das milliardenschwere Hilfspaket der neuen US-Regierung trieben die Renditen nach oben. In der neuen Woche könnten Umfragen unter Verbrauchern und Auftragseingänge für Industriegüter diesen Trend noch festigen.

"Die Fed wird in den kommenden Wochen und Monaten noch viel Kommunikationsarbeit leisten müssen, um die Marktteilnehmer von einer unveränderten Geldpolitik in diesem Jahr zu überzeugen", sagte Analyst Hartmut Preiß von der DZ Bank. Die Diskussion darüber, wann die Fed die Anleihekäufe reduziert, habe an den Märkten bereits begonnen. Die ultralockere Geldpolitik der Fed hatte die durchgreifende Börsenerholung nach dem Corona-Crash maßgeblich befeuert.

Damit einher ging ein starker Anstieg der Bewertungen. "Die größte Gefahr für den Markt sind derzeit wohl die in vielen Fällen überzogenen Aktienbewertungen", warnt Marktexperte Sascha Sadowski vom Online-Broker Lynx. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des marktbreiten US-Index S&P 500 habe zuletzt mit knapp 36 einen sehr hohen Stand erreicht. Auf Werte von nachhaltig über 30 sei in der Vergangenheit stets ein Einbruch von mindestens 20 Prozent gefolgt. Der Optimismus sei gegenwärtig derart ausgeprägt, "dass schlechte Nachrichten diese Blase zum Platzen bringen könnten".

Die Quartalsberichte und Jahresprognosen der vergangenen Wochen bewegten zwar die Kurse der Unternehmen teils kräftig, als Trendsetter für die Gesamtmärkte fielen sie aber aus. In der neuen Wochen lassen sich acht Dax-Konzerne in die Bücher schauen. Bei den Chemieproduzenten BASF und Covestro und auch bei HeidelbergCement liegen die Messlatten hoch, ihre Kurse hatten sich seit dem Corona-Crash vor einem Jahr besonders stark erholt.

Zudem wird der Agarchemie- und Pharmakonzern Bayer seine Bücher öffnen. Hier wird der Fokus stark auf dem Ausblick liegen und dabei drauf, inwieweit die verbesserten Aussichten für die Landwirtschaft aufs Unternehmen durchschlagen. Zudem bleiben die US-Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten Thema./bek/ag/mis/men

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---