DÜSSELDORF (awp international) - Mit Rückenwind durch weiter gestiegene Mieteinnahmen setzt Deutschlands grösster Immobilienkonzern Vonovia verstärkt auf Neubau und Aufstockungen bestehender Gebäude. Das Unternehmen rechne auch künftig mit einer "extrem hohen Nachfrage" nach bezahlbarem Wohnraum in den grossen Städten, sagte Vorstandschef Rolf Buch am Dienstag bei der Bilanzvorlage in Düsseldorf. Vonovia wolle vor allem in den grossen Städten weiter Wohnraum schaffen. Gebremst werde man dabei vor allem durch fehlende Baugenehmigungen. Dabei mangele es oft am politischen Willen, beklagte Buch.

Im vergangenen Jahr waren die Durchschnittsmieten pro Quadratmeter in den bundesweit knapp 347 000 Wohnungen des Unternehmens von 6,02 Euro auf 6,27 Euro gestiegen. Verantwortlich dafür waren neben allgemeinen Mietsteigerungen auch Modernisierungen. Insgesamt erhöhten sich die Mieteinnehmen um gut acht Prozent auf 1,67 Milliarden Euro.

Neben Modernisierungen zur Einsparung von Energie kündigte Buch auch eine verstärkt altersgerechte Erneuerung der Wohnungen an. Zusätzlich zum barrierefreien Umbau plane Vonovia derzeit zunehmend den Anbau von Aufzügen an Mehrfamilienhäusern. Ziel des Unternehmens sei es dabei, die derzeit hohen Kosten von 100 000 bis 120 000 Euro für den Anbau eines Aufzugs durch neue Konzepte zu halbieren.

Für Instandhaltung und Modernisierung hat das Unternehmen demnach im vergangenen Jahr rund 1,1 Milliarden Euro ausgegeben - das war ein Drittel mehr als 2016. Der Leerstand war weiter gering.

Vonovia will in den kommenden Jahren jährlich rund eine Milliarde Euro in Neubau, Dachaufstockungen und Modernisierungen stecken. Jährlich sollen so rund 2000 neue Wohnungen entstehen. Insgesamt kann der Immobilienkonzern laut Unternehmenschef Buch 30 000 Wohnungen auf eigenen Grundstücken bauen.

Von dem Anstieg des Betriebsergebnisses um gut ein Fünftel auf 920,8 Millionen Euro sollen auch die Aktionäre des Dax -Unternehmens profitieren. Das Management will die Dividende je Aktie auf 1,32 Euro anheben.

Die Aktie drehte nach frühen Gewinnen ins Minus. Zuletzt verlor der Anteilsschein 1,8 Prozent und war damit einer der schwächsten Werte im Dax. Die von Deutschlands grösstem Wohnimmobilienkonzern vorgelegten Jahreszahlen für 2017 waren Analysten zufolge leicht schwächer bis wie erwartet ausgefallen. Im Fokus standen vor allem aber die von der Bundesregierung geplanten Änderungen bei den Mieten und damit die künftigen Gewinnaussichten von Vonovia.

Für das laufende Jahr peilt das Unternehmen einen weiteren Ergebnisanstieg an. Dabei ist der rund 5,2 Milliarden Euro teure Zukauf der österreichischen Buwog noch nicht berücksichtigt. Die Angebotsfrist für Buwog läuft am 12. März ab. Vonovia will mindestens 50 Prozent plus eine Aktie einsammeln. Buch zeigte sich zuversichtlich, dass das auch gelingen werde.

Neben Österreich, wo Vonovia durch die Übernahme zum führenden Immobilienunternehmen des Landes aufsteigen könne, habe das Unternehmen auch andere Auslandsmärkte im Visier, sagte Buch. Interessant seien dabei etwa Länder wie Frankreich, Schweden oder auch die Niederlande.

Vonovia - die frühere Deutsche Annington - war in der Vergangenheit vor allem durch Grossübernahmen von Rivalen wie Gagfah, Süddeutsche Wohnen und Franconia gewachsen. Im vergangenen Jahr kam der Wiener Immobilienkonzern Conwert hinzu.

Während die Geschäfte bei Vonovia vor allem aufgrund der Wohnungsnot in den Metropolen gut laufen, stehen bei dem Immobilienkonzern zwei wichtige personelle Wechsel an. Zum einen wollen die Bochumer den früheren Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen zu seinem neuen Aufsichtsratschef machen. "Wir hätten uns das vor fünf Jahren noch nicht vorstellen können, dass wir einen ehemaligen Chef einer Bank als Aufsichtsrat gewinnen können", sagte Buch.

Fitschen soll das Amt im Anschluss an die Hauptversammlung am 9. Mai übernehmen und damit die Nachfolge von Edgar Ernst antreten, wie Vonovia am Montag in Bochum mitteilte. Ernst hatte den Vorsitz im September 2017 nach dem Rücktritt von Wulf Bernotat für den Zeitraum bis zum nächsten Aktionärstreffen vorübergehend übernommen.

Auch auf Vorstandsebene setzt Vonovia auf eine Ex-Bankerin. Der bisherige Finanzvorstand Stefan Kirsten verlässt das Unternehmen mit Ablauf der Hauptversammlung im Mai. Seine Nachfolge tritt Helene von Roeder an. Die bisherige Deutschland-Chefin der Schweizer Grossbank Credit Suisse wechselt Mitte des Jahres zu Vonovia. Ursprünglich sollte von Roeder nur das Controlling von Gerald Klinck übernehmen, der seinen Abschied bereits 2017 angekündigt hatte. Nun übernimmt sie die beiden jetzigen Vorstandsbereiche Controlling und Finanzierung, die unter ihrer Leitung zusammengeführt werden.

Kirsten hatte Vonovias Finanzen seit 2011 verantwortet und den Konzern in dieser Zeit zunächst 2013 an die Börse und 2015 in den Dax geführt. Der 57-Jährige hatte zuletzt schon angedeutet, sich aus der Unternehmensspitze zurückziehen zu wollen. "Für mich ist es interessant, die nächste Generation heranzuführen", sagte er im Januar in einem Interview mit dem Fachmagazin FINANCE. "Ich will ja bewahren, was ich aufgebaut habe."/uta/mne/DP/jha