Frankfurt (Reuters) - Sprudelnde Firmengewinne locken weitere Anleger an die europäischen Aktienmärkte.

Unterstützung komme außerdem von der anhaltend lockeren Geldpolitik der Notenbanken und der Attraktivität von Dividendenpapieren im Vergleich zu Anleihen, sagte Mark Haefele, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank UBS.

Der breit gefasste Index Stoxx600 erreichte am Mittwoch mit 468,45 Punkten den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch. Dax und EuroStoxx50 gewannen jeweils rund ein halbes Prozent auf 15.656 beziehungsweise 4138 Punkte. Gleichzeitig fiel die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf ein Sechs-Monats-Tief von minus 0,502 Prozent.

Ein weiterer Hoffnungsschimmer seien die fallenden Coronavirus-Fallzahlen in Großbritannien, sagte Andrea Cicione, Chef-Anlagestratege des Research-Hauses TS Lombard. "Das gibt Hoffnung, dass es im Rest Europas ebenso kommt." In Asien werde die rasche Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante wegen geringer Impfquoten aber zum Problem, warnte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Neue Lockdowns würden die bereits bestehenden Engpässe in den Lieferketten noch einmal verschärfen und damit auch die Inflation, die jetzt schon die Gewinnmargen der Unternehmen belastet, anheizen."

Gespannt warteten Börsianer auf die Beschäftigtenzahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP. Experten rechnen für Juli mit dem Aufbau von 695.000 Stellen. Das entspricht dem Niveau des Vormonats. Die ADP-Zahlen geben einen Vorgeschmack auf die offiziellen Arbeitsmarkt-Daten am Freitag. Von diesen wiederum lassen sich Rückschlüsse auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed ziehen. Deren Chef Jerome Powell hat mehrfach betont, dass sich der US-Arbeitsmarkt noch ein ganzes Stück verbessern müsse, bevor sein Haus die geldpolitischen Zügel wieder anzieht.

HUGO BOSS UND TAYLOR WIMPEY ÜBERZEUGEN MIT ZAHLEN

Am deutschen Aktienmarkt stiegen die Titel von Hugo Boss um bis zu drei Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 53,46 Euro. In Großbritannien und China erreichte der Absatz des Modekonzerns wieder das Niveau vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie. Außerdem stellte die Firma ein Wachstumsprogramm vor, mit dessen Hilfe der Jahresumsatz bis 2025 auf vier Milliarden Euro verdoppelt werden soll. Die operative Marge solle auf zwölf Prozent steigen.

Mit einem Kursplus von 3,2 Prozent gehörte Taylor Wimpey zur Spitzengruppe des Londoner Auswahlindex FTSE. Dank eines anhaltend starken britischen Immobilienmarktes hob der drittgrößte Eigenheimbauer des Landes seine Ziel für den operativen Gesamtjahresgewinn auf umgerechnet 963 Millionen Euro an. "Taylor Wimpey könnte einer der großen Pandemie-Gewinner werden", sagte Analystin Laura Hoy vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Der im Branchenvergleich aggressivere Kauf von Gründstücken werde sich bei einer anhaltend starken Baukonjunktur auszahlen.

COMMERZBANK UND SIEMENS ENERGY ENTTÄUSCHEN

Der erneute Rutsch in die roten Zahlen drückte die Commerzbank dagegen 5,2 Prozent ins Minus. Rechne man die Sonderposten allerdings heraus, liege das operative Ergebnis über den Erwartungen, gab Analystin Martina Matouskova von der Investmentbank Jefferies zu bedenken.

Abwärts ging es auch für Siemens Energy. Die Aktien des Energietechnik-Konzerns waren mit einem Minus von knapp drei Prozent Schlusslicht im Dax. Die Kappung der Margenziele komme zwar nicht überraschend, belaste aber trotzdem, sagte ein Börsianer. Die Tochter Siemens Gamesa sei weiterhin ein Bremsklotz und nicht der erhoffte Wachstumstreiber. Vor diesem Hintergrund erhöhte Siemens Energy den Druck auf das Management des Windkraftanlagen-Bauers. Dessen Aktien stiegen in Madrid um zwei Prozent.