Allein fünf der 30 Konzerne im Leitindex Dax zahlten ihren Vorstandsvorsitzenden für das vergangene Jahr zehn Millionen Euro und mehr, wie aus einer Erhebung der Frankfurter Vergütungsberatung hkp hervorgeht. Bei drei weiteren lag die Gesamtvergütung haarscharf unter dieser Schwelle. "Wir haben im Dax einen historischen Vergütungsrekord", sagte hkp-Mitgründer Michael Kramarsch am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Insgesamt erhielten die 29 Dax-Vorstandschefs, von denen die Zahlen vorliegen, rund 200 Millionen Euro.

Die höchste Vergütung, die ein Vorstandschef im Dax jemals bekam, kassierte 2017 an SAP-Chef Bill McDermott. Er verteidigte seine Spitzenposition mit 21,1 Millionen Euro. Dem Amerikaner kam dabei auch zugute, dass die Rivalen von SAP zumeist in den USA sitzen, wo die Unternehmenslenker im Schnitt deutlich höhere Vergütungen bekommen als in Deutschland. "Um ein solches Talent im Walldorf zu halten, muss man auch die Usancen in den USA berücksichtigen", begründete Kramarsch den Ausreißer. Bereits 2016 hatte McDermott mit 15,3 Millionen Euro souverän an der Spitze der Gehalts-Rangliste gelegen.

Flossen 2016 nur bei McDermott und bei Daimler-Lenker Dieter Zetsche mehr als zehn Millionen Euro auf das Konto und in den Altersvorsorge-Topf, zogen im vergangenen Jahr auch Kurt Bock (BASF), Joe Kaeser (Siemens) und Matthias Müller (Volkswagen) in den Kreis der zweistelligen Einkommens-Millionäre ein. "Die Legitimation für hohe Vergütungen ist außerordentlicher Erfolg - und nicht nur Bemühen", bringt es Kramarsch auf den Punkt. Während McDermotts Salär für wenig Aufsehen sorgte, hagelte es für Müllers Gehalt Kritik selbst aus der Bundesregierung, weil der Autobauer unter seiner Ägide immer noch tief in den Dieselskandal verstrickt ist.

Zetsche ist der einzige Manager, dem seit 2013 in jedem Jahr ein zweistelliger Millionenbetrag zufloss. 69 Millionen Euro hat er seither von dem Stuttgarter Autobauer als Gehalt, als Bonus oder Altersvorsorge-Beiträge bekommen. Die 13 Millionen im Jahr 2017 waren seine niedrigste Vergütung, obwohl sein Arbeitgeber gleichzeitig 23 Prozent mehr Gewinn erwirtschaftete.

KENGETER UND EBELING TRÖSTEN SICH MIT ABFINDUNGEN

Doch mit den Gewinnen der Dax-Konzerne halten die Gehälter des Spitzenpersonals ohnehin nicht mit. Nach Berechnungen von hkp ist der Nettogewinn im Dax um 36 Prozent gestiegen. Dagegen kletterten die Gesamtvergütungen der Vorstandschefs im Schnitt nur um 3,5 Prozent auf 7,4 Millionen Euro. Die größten Zuwächse verzeichneten 2017 Lufthansa-Chef Carsten Spohr (plus 71 Prozent auf 5,4 Millionen) und Reinhard Ploss von Infineon (plus 52 Prozent auf 4,3 Millionen), die damit aber immer noch im unteren Mittelfeld liegen.

Die stärksten Einbußen mussten zwei Top-Manager hinnehmen, die sich zugleich mit hohen Abfindungen trösten konnten. Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter bekam zum Abschied zwar mit 3,6 Millionen Euro nichtmal halb so viel Gehalt wie 2016, erhält aber auch in diesem Jahr noch rund 1,5 Millionen Euro - und darf sich später wohl noch auf einen Teil der umstrittenen aktienbasierten Vergütung freuen, mit der ihn die Deutsche Börse einst geködert hatte. ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling bekam nach seinem Rücktritt 7,1 Millionen Euro Abfindung - gut doppelt so viel wie sein letztes Gehalt (3,5 Millionen). Das höchste Fixgehalt im Dax hat mit 3,4 Millionen Euro immer noch Deutsche-Bank-Chef John Cryan, der wie im Vorjahr auf seinen Bonus verzichtete.