FRANKFURT (awp international) - Die dritte starke Leitzinserhöhung in den Vereinigten Staaten in Folge sowie die düsteren Aussagen der US-Notenbank Fed zur weiteren Entwicklung haben den deutschen Aktienmarkt zum Handelsstart belastet - allerdings nicht so stark wie zunächst zu befürchten war. Der Leitindex Dax fiel im frühen Handel um bis zu 1,88 Prozent auf 12 526 Punkte, konnte die Verluste zuletzt aber schnell begrenzen. Gegen Mittag büsste er noch 0,62 Prozent auf 12 688 Punkte ein.

Der Eurozonen-Auswahlindex EuroStoxx folgte dem Dax in etwa im Gleichschritt und lag zuletzt mit einem Minus von 0,60 Prozent bei 3470,57 Punkten. Der MDax fiel zuletzt um 1,26 Prozent auf 23 607 Zähler, nachdem er zuvor um bis zu 2,29 Prozent auf 23 360 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 gerutscht war. Der SDax sank 1,82 Prozent auf 11075 Punkte.

Mit der Reduzierung der Verluste bis zum Mittag sieht es ganz danach aus, dass der Dax erneut die runde Marke von 12 500 Punkten, die bereits im März und Juli als Unterstützung gedient hatte, halten kann. Insgesamt bleibt der Aktienmarkt aber in schwacher Verfassung. Wegen des Kriegs in der Ukraine, der hohen Inflation, den deswegen stark steigenden Leitzinsen und der Sorge vor einer Rezession büsste der Dax im bisherigen Jahresverlauf mehr als ein Fünftel ein.

Am Mittwochabend hatte die US-Notenbank Fed den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Mit jetzt 3 bis 3,25 Prozent erreichte der US-Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation das höchste Niveau seit 14 Jahren. Mit der strengen Geldpolitik wächst das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft bald so stark ausbremst, dass Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt werden. "Ich wünschte, es gebe einen schmerzlosen Weg", sagte Fed-Chef Jerome Powell. "Den gibt es nicht."

Powell machte zudem deutlich, dass mit den grossen Zinsschritten noch lange nicht Schluss ist. "Ohne Preisstabilität funktioniert die Wirtschaft für niemanden", sagte Powell. Anleger sorgten sich mehr und mehr vor einer "harten Landung", hiess es bei der Credit Suisse. Im Laufe des Handelstags steht weiter die Geldpolitik im Fokus. So wird um 13 Uhr die Entscheidung der britischen Notenbank (BoE) erwartet.

Bei den Einzelwerten sorgten die Zahlen und der Ausblick des Softwareherstellers Suse für Furore. Die im SDax gelisteten Papiere büssten vor allem wegen der gesenkten Auftragsprognose gut 33 Prozent auf 12,16 Euro ein und waren damit so billig wie noch nie. Zuletzt konnte das Papier die Verluste auf ein Minus von knapp 25 Prozent reduzieren. Die seit Mai 2021 an der Börse gelisteten Papiere des Nürnberger Unternehmens haben in diesem Jahr bereits vor dem Kursrutsch am Donnerstag deutlich an Wert verloren. Anfang des Jahres hatte der Kurs bei noch bei mehr als 40 Euro gelegen.

Unter den deutschen Standardwerten standen am Donnerstagvormittag die Deutsche Bank sowie der Medizinkonzern Fresenius und dessen Tochter FMC im Fokus. Die Titel der Deutschen Bank standen nach optimistischen Aussagen des Finanzvorstands James von Moltke mit einem Plus von fast fünf Prozent auf 9,253 Euro an der Dax-Spitze. Fresenius und FMC lagen dagegen mit einem Abschlag von jeweils rund vier Prozent am Ende des Dax-Tableus. Konkrete Nachrichten dazu gab es nicht - beide Titel sind seit Monaten unter Druck und werden weiter von den Investoren gemieden.

Ebenfalls deutlich im Minus waren die Anteile des Online-Bekleidungshändlers Zalando . Dessen Anteile büssten zuletzt etwas mehr als drei Prozent auf 20,65 Euro ein. Grund für die Zalando-Verluste war eine Abstufung des Konkurrenten About You . Nizla Naizer, Analystin bei Deutsche Bank Research, stufte das Papier am Donnerstag von "Buy" auf "Hold" ab und senkte das Kursziel von 19 auf 9 Euro.

Sie begründete den Schritt mit einem schwierigen Umfeld. Gerade im Modebereich mache sich die immer schlechtere Verbraucherstimmung bemerkbar. Die seit Sommer 2021 an der Börse gelistete About-You-Aktie fiel im frühen Handel um bis zu knapp fünf Prozent auf das Rekordtief von 5,14 Euro, konnte sich zuletzt aber wieder etwas erholen.

Erneut turbulent war der Handel mit Anteilen des vor der Verstaatlichung stehenden Versorgers Uniper . Am Mittwoch war der Wert der Aktien des 2016 von Eon abgespaltenen Unternehmens um ein Viertel auf 3,12 Euro gefallen. In der Spitze hatte der Abschlag sogar fast 40 Prozent auf 2,55 Euro betragen. Am Donnerstag starteten sie mit einem Abschlag von bis zu elf Prozent, drehten dann aber ins Plus und zogen zuletzt acht Prozent auf 3,37 Euro an./zb/stk/jha/