Außerdem wuchs am Dienstag die Furcht vor einem chaotischen Brexit. Der Dax verlor rund 1,1 Prozent auf 11.970 Punkte, der EuroStoxx50 knapp ein Prozent auf 3438 Punkte.

Bauchschmerzen bereiten Anlegern die Angaben eines Insiders, wonach Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Gespräch mit Premierminister Boris Johnson einen Deal als überaus unwahrscheinlich bezeichnete. "Eine Fortsetzung der Verhandlungen scheint sinnlos", sagte Artur Baluszynski, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Henderson Rowe. Beide Seiten würden sich nun darauf konzentrieren, die Schuld dem jeweils anderen zuzuschieben.

Das Pfund Sterling verbilligte sich daraufhin um 0,7 Prozent auf 1,2209 Dollar und um rund 0,5 Prozent auf 1,1145 Euro. Einige Experten bezweifeln, dass Brexit-Hardliner Johnson den Aufschub beantragen wird, zu dem ihn das Parlament bei einem Scheitern der Gespräche verpflichtet hat. Er hat mehrfach betont, lieber "tot im Graben" liegen zu wollen. Die oppositionelle Labour Party rief die Unterhaus-Abgeordneten dazu auf, gemeinsam einen von Johnson erzwungenen chaotischen Brexit zum 31. Oktober zu verhindern.

Britischen Personalvermittlern verhagelt dieses Hickhack bereits das Geschäft. Pagegroup und Robert Walters begründeten ihre enttäuschenden Zahlen unter anderem mit der Verunsicherung durch den Brexit-Streit. Pagegroup-Aktien stürzten in London um mehr als zehn Prozent ab.

BÖRSIANER MIT GERINGEN ERWARTUNGEN AN HANDELSGESPRÄCHE

Unterdessen bereiteten sich die beiden weltgrößten Volkswirtschaften auf die für Ende der Woche geplanten Gespräche zur Beilegung ihres Zollkonfliktes vor. US-Präsident Donald Trump könnte China entgegenkommen, um von der Diskussion über seine mögliche Amtsenthebung abzulenken, sagte Commerzbank-Analyst Hao Zhou. Denkbar sei aber auch, dass er aus eben diesem Grund den Ton verschärfe.

Die Regierung in Washington setzte weitere chinesische Firmen auf eine schwarze Liste, die es US-Unternehmen verbietet, mit ihnen Geschäfte zu machen. Seit längerem mit einem derartigen Bann belegt ist der weltgrößte Telekom-Ausrüster Huawei. Gleichzeitig plädiert das Weiße Haus einem Medienbericht zufolge für die Vergabe von Krediten an Nokia und Ericsson, damit diese sich besser im Wettbewerb mit Huawei behaupten können. Die Aktien der beiden skandinavischen Telekom-Ausrüster legten zu.

Darüber hinaus denkt die US-Regierung einem weiteren Medienbericht zufolge darüber nach, die Käufe chinesischer Aktien durch US-Pensionsfonds zu beschneiden. Die an der Wall Street notierten Titel der Online-Händler Alibaba und JD.com oder des Suchmaschinen-Betreibers Baidu verloren daraufhin.

KURSSTURZ BEI QIAGEN - RÜCKENWIND FÜR NORDEX

Am deutschen Aktienmarkt sorgte ein über 20-prozentiger Kursrutsch der Biotechfirma Qiagen für Aufsehen. Ein Auslöser seien die enttäuschenden Quartalsergebnisse, schrieb Analyst Peter Welford von der Investmentbank Jefferies. Außerdem sorge der überraschende Abgang des langjährigen Chefs Peer Schatz für Verunsicherung.

Die Papiere von Nordex stiegen dagegen um 5,7 Prozent auf 10,72 Euro. Großaktionär Acciona gibt dem Windkraftanlagen-Bauer eine 99 Millionen Euro schwere Kapitalspritze und bietet den übrigen Eignern 10,32 Euro je Aktie. Acciona-Titel rutschten im Madrid um 4,8 Prozent ab.