MÜNCHEN (awp international) - Infineon steht unmittelbar davor, einen mit Frauen und Männern gleichermassen besetzten Aufsichtsrat zu erreichen. Gehen die bei der Hauptversammlung am Donnerstag in München vorgeschlagenen Kandidaten durch, steigt die Quote auf 50 Prozent, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Eder sagte. Nach Auskunft der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wäre Infineon nach SAP und Wirecard erst der dritte Dax -Konzern mit einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis im Kontrollgremium. Dem Vorstand von Infineon gehört keine Frau an.

Zu den ausscheidenden Aufsichtsräte gehört neben VW -Chef Herbert Diess auch Peter Bauer, der in seinen Jahren als Infineon-Chef das Unternehmen durch seine schwerste Krise führte. "Herr Bauer, vor Ihnen verneige ich mich", sagte ein Aktionärsvertreter unter Beifall, eine andere bestätigte ihm: "Sie haben sich um Infineon verdient gemacht."

Die Anteilseigner zeigten sich beim Aktionärstreffen allerdings skeptisch gegenüber der laufenden Übernahme des US-Halbleiterherstellers Cypress für 9 Milliarden Euro durch Infineon. "Der Preis ist hoch. Ist er möglicherweise zu hoch", sagte Daniela Bergdolt von der DSW. Markus Golinski von Union Investment, kritisierte die Übernahme als "riskante Wette". Infineon-Chef Reinhard Ploss verteidigte die Akquisition dagegen als "wichtigen Schritt in der Evolution von Infineon". Er geht davon aus, dass sie gegen Ende des laufenden oder Anfang des nächsten Quartals abgeschlossen werden kann.

Zur aktuellen Geschäftsentwicklung äusserte sich Ploss positiv: "Jetzt, in der Mitte des zweiten Quartals des Geschäftsjahres 2020, erkennen wir erste Anzeichen einer Stabilisierung im Markt." Man habe sich in den vergangenen Monaten gut behauptet und bereite sich jetzt auf den Aufschwung vor. Eine breite Erholung sieht Ploss in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres, die bei Infineon am 1. April beginnt. Zudem kündigte Infineon an, bis 2030 CO2-neutral werden zu wollen./ruc/DP/eas