Nachdem die Rally bei den US-Technologiewerten zunächst viele Anleger noch in Kauflaune versetzt hatte, machte sich kurz vor Handelsschluss Ernüchterung breit. Zwar markierte der Nasdaq-Composite-Index mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 7644 Punkten ein Allzeithoch. Doch im Handelsstreit mit den USA war keine Annäherung erkennbar. Nach Worten eines EU-Vertreters ist beim bevorstehenden G7-Gipfel in Kanada kein Durchbruch zu erwarten.

Am Ende reichte es für den Dax nur zu einem mageren Plus von 0,1 Prozent auf 12.787 Zähler. Der EuroStoxx50 rutschte 0,4 Prozent ins Minus auf 3456 Punkte. An der Wall Street notierte der Dow Jones bis zum europäischen Handelsschluss 0,3 Prozent tiefer, der Nasdaq trat auf der Stelle.

Ganz oben standen im Dax wie auch im EuroStoxx50 die Chip-Aktien, ganz unten Titel aus der Finanzwelt. Anleger fürchten, dass Italien letztlich doch auf Konfrontation mit der EU gehen wird. Denn der neue italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte kündigte radikale Änderungen an und bekannte sich zur Anhebung der öffentlichen Ausgaben trotz des riesigen Schuldenberges des Landes. In Mailand fiel die Börse um rund ein Prozent.

INFINEON NIMMT JAHRESHOCH INS VISIER - ASML AUF REKORDKURS

Auslöser der Tech-Rally war die Aufnahme von Twitter in den S&P-500-Index als Nachfolger von Monsanto, die ab Donnerstag zu Bayer gehören. Twitter kletterten bis zum europäischen Handelsschluss um über fünf Prozent. Ebenfalls gesucht waren die Aktien von Netflix mit einem Plus von zeitweise mehr als zwei Prozent. Die Papiere des Streamingdienstes werden für Monsanto in den S&P 100 nachrücken. Im Dax zogen Infineon um 2,7 Prozent an. Die Papiere des in Amsterdam gelisteten Konkurrenten ASML schossen um rund drei Prozent in die Höhe und führten damit die Favoritenliste im EuroStoxx50 an.

Den Unsicherheitsfaktor Italien bekamen vor allem die Finanztitel zu spüren. So standen vor allem die Titel der italienischen Geldhäuser wieder unter Druck. Im EuroStoxx50 hielten Intesa Sanpaolo mit einem Abschlag von fast vier Prozent die rote Laterne. Händler fürchten, dass im Falle höherer Staatsschulden die Banken auf Bergen von Staatsanleihen des Landes sitzen bleiben. Im Dax waren mit einem Minus von 2,8 Prozent die Titel der Commerzbank das Schlusslicht. Im Fokus blieben auch die Papiere der Deutschen Bank, die ihren Erholungskurs nur zeitweise fortsetzten und zum Handelsschluss im Sog der Rivalen 1,2 Prozent im Minus lagen.

Auf den Verkaufszetteln der Anleger in London standen vor allem die Aktien der Royal Bank of Scotland, nachdem der Staat wie geplant seinen Anteil reduzierte. RBS-Titel fielen um über fünf Prozent auf 268 Pence und lagen damit unter dem Verkaufspreis der Regierung.

Der Abschied des Starbucks-Gründers Howard Schultz von seinem Unternehmen verprellte die Anleger in New York. Die Aktien der Kaffeehauskette fielen um über zwei Prozent.