Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf bald steigende Zinsen im Euroraum hat der Gemeinschaftswährung zu Wochenbeginn ordentlich Schwung verliehen.

Der zuletzt gebeutelte Euro näherte sich wieder der Marke von 1,07 Dollar. Am Aktienmarkt stützte ein überraschend gestiegener Ifo-Index den Dax. Der deutsche Leitindex notierte am Nachmittag 0,7 Prozent höher bei 14.087 Punkten. Der EuroStoxx50 stand 0,4 Prozent im Plus bei 3673 Zählern. Die US-Börsen tendierten vor Handelsbeginn ebenfalls fester.

Für Bewegung an den Anleihe- und Devisenmärkten sorgte ein Blogbeitrag von EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Internetseite der Zentralbank, in dem sie eine baldige Zinswende signalisierte. "Ausgehend von den derzeitigen Aussichten werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, die negativen Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals zu beenden", hieß es darin. Der Euro verteuerte sich in der Spitze um 1,2 Prozent auf ein Vier-Wochen-Hoch von 1,0687 Dollar. Die Renditen der zehnjährigen deutschen Bundesanleihen kletterten um zwei Basispunkte auf 0,97 Prozent.

IFO-INDEX STEIGT TROTZ BELASTUNGSFAKTOREN

Angesichts der hohen Inflation gehen die meisten Volkswirte inzwischen davon aus, dass die Notenbank im Juli die Zügel anzieht. "Konkret erwarten wir, dass die EZB den Einlagezins auf jeder ihrer sieben Sitzungen zwischen Juli und April um jeweils 25 Basispunkte von derzeit minus 0,5 Prozent auf dann 1,25 Prozent anheben wird", kommentierte Commerzbank-Ökonom Michael Schubert. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte jüngst gesagt, nach einer ersten Zinsanhebung im Euro-Raum könnten aus seiner Sicht schnell weitere Erhöhungen folgen.

Viele Aktienanleger fürchten den Entzug des billigen Geldes, hinzu kommen Inflationssorgen und Lieferengpässe in der Wirtschaft. Trotz der aktuellen Belastungsfaktoren stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex im Mai auf 93,0 von zuvor 91,9 Punkte. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 91,4 erwartet. "Die Lage ist gut, die Risiken bleiben", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Noch läuft die Konjunktur dank der Nachholeffekte nach dem Ende der Corona-Restriktionen. Dies überlagert aktuell Probleme an anderen Stellen."

M&A-FIEBER BEI SIEMENS GAMESA UND DEUTSCHE EUROSHOP

Europaweit trieb die Aussicht auf steigende Zinsen Bankenwerte ins Plus, der Sektorindex legte ein Prozent zu. Die Analysten von Citi empfehlen Papiere europäische Geldhäuser nach wie vor zum Kauf und bekräftigten ihr Anlageurteil mit "Overweight". Im Dax standen die Aktien der Deutschen Bank mit einem Plus von vier Prozent an der Spitze des Leitindex. Seit Jahresbeginn haben die Titel gut 15 Prozent an Wert verloren.

In Madrid standen Siemens Gamesa wegen der geplanten Komplettübernahme durch Siemens Energy erneut im Rampenlicht. Die Aktien der spanischen Windkraft-Tochter stiegen um bis zu 6,7 Prozent auf 17,86 Euro und lagen damit auf dem höchsten Stand seit rund zwei Monaten. Siemens Energy bietet für die restlichen Anteile 18,05 Euro je Aktie in bar. Die Papiere von Siemens Energy rutschten im MDax 2,3 Prozent ins Minus.

Im SDax zündeten Deutsche Euroshop-Aktien nach dem Übernahmeangebot von Großaktionär Alexander Otto und dem US-Finanzinvestor Oaktree Capital ein Kursfeuerwerk. Die Titel des Shoppingcenter-Investors kletterten im SDax um bis zu 44 Prozent auf 22,50 Euro und waren damit so teuer wie seit rund zwei Jahren nicht mehr. "An der M&A-Front war es zuletzt ruhig geworden. Doch nun scheint Bewegung ins Spiel zu kommen", sagte Christian Henke vom Broker IG Markets.