Frankfurt (Reuters) - Drohende neue Reisebeschränkungen und eine mögliche Verlängerung des Lockdowns setzen den europäischen Börsen zu.

Dax und EuroStoxx50 fielen am Montag um jeweils rund 1,5 Prozent auf 13.643,95 beziehungsweise 3550,85 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte ein knappes Prozent ein. Im Gegenzug stiegen die Volatilitätsindizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, um jeweils etwa 20 Prozent. Ihr US-Pendant Vix gewann fast 14 Prozent.

Die rückläufige Zahl der Coronavirus-Infektionen sei keineswegs ein Zeichen für Entspannung, warnte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Schließlich seien die ansteckenderen Varianten des Erregers auch hierzulande angekommen. "Denn mit jeder weiteren Mutation wächst die Furcht vor schärferen Restriktionen, welche die ohnehin lädierte Wirtschaft empfindlich treffen könnte", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

Die USA wollen neue Einreiseverbote verhängen, um die Ausbreitung der Mutationen zu bekämpfen. Großbritannien denkt über schärfere Grenzkontrollen nach. Dies schickte Reise- und Touristikwerte auf Talfahrt. Der europäische Branchenindex fiel um zwei Prozent. Schlusslicht war hier die British-Airways-Mutter IAG mit einem Kursminus von 7,3 Prozent.

In dieses Bild passte der überraschend starke Rückgang des Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. "Die vom Lockdown geprägte wirtschaftliche Realität schlägt zurück, die Stimmung im Einzelhandel ist kollabiert", sagte Jörg Krämer, Chef-Volkswirt der Commerzbank.

Als weiteren Stimmungsdämpfer nannten Börsianer den Entwicklungsstopp zweier Coronavirus-Impfstoffe von Merck & Co. Die Aktien des Pharmakonzerns fielen an der Wall Street um bis zu 1,1 Prozent. Balsam auf die Seele der Anleger war dagegen die Nachricht, dass der Impfstoff von Moderna wohl auch gegen die ansteckenderen britischen und südafrikanischen Varianten des Erregers wirkt. Die Titel der Biotechfirma stiegen in der Spitze um mehr als zwölf Prozent.

TECHNOLOGIEWERTE IM AUFWIND - ZINNPREIS AUF MEHRJAHRESHOCH

Bei den Aktienwerten standen erneut die Pandemie-Profiteure hoch im Kurs. Die Aktien des Essenlieferanten Delivery Hero und des Kochbox-Versenders Hellofresh stiegen um bis zu 8,8 Prozent. Letztere verzeichneten mit 74,50 Euro zeitweise sogar ein Rekordhoch.

Parallel dazu stieg der Preis für Zinn um bis zu drei Prozent auf ein Sechseinhalb-Jahres-Hoch von 22.600 Dollar je Tonne. "Die starke Nachfrage kommt aktuell vor allem aus der Elektronikindustrie, in der Zinn als Lötmittel eingesetzt wird", sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. "Die Elektronikindustrie ist ein Profiteur der Corona-Krise - Homeoffice macht sich hier besonders bemerkbar."

ETHEREUM AUF REKORDHOCH

Am Kryptowährungsmarkt stieg Ethereum um bis zu 5,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 1476,06 Dollar. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise Bitcoin blieb dagegen mit 33.800 Dollr weiter unter ihrer Bestmarke von knapp 42.000 Dollar. "Anleger widmen sich verstärkt Währungen aus den hinteren Reihen, um ihre Portfolios aufzuhübschen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

Zusätzlichen Rückenwind erhalte Ethereum von Spekulationen, dass die Kryptowährung von der US-Börsenaufsicht SEC nicht als Wertpapier eingestuft und damit von einer strengen Regulierung vorerst verschont bleibe, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.