Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor einer nachlassenden Wirtschaftserholung inmitten der grassierenden Coronavirus-Pandemie hat die europäischen Börsen wieder im Griff.

Der Dax fiel zum Wochenschluss um 0,4 Prozent auf 13.847 Punkte, der EuroStoxx50 gab 0,7 Prozent auf 3591 Zähler nach. In den USA lagen Dow Jones& Co vorbörslich ebenfalls im Minus, nachdem die Tech-Konzerne IBM und Intel mit ihren Zahlen für lange Gesichter gesorgt hatten.

Die angelaufenen Massen-Impfungen und die Aussicht auf ein Ende der Virus-Krise hätten den Börsen in den vergangenen Monaten kräftige Kursgewinne beschert, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Jetzt muss aus der Hoffnung aber auch irgendwann Realität werden, um die Rally zu bestätigen."

Auf die Stimmung schlug auch die Verschärfung der Reisebestimmungen in der EU. Dies brockte dem Index für die heimische Touristikbranche einen Kursverlust von knapp drei Prozent ein.

Ein weiterer Belastungsfaktor sei der anhaltend hohe Euro-Kurs, der die Wettbewerbschancen von Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt schmälert. Die Gemeinschaftswährung notierte zeitweise auf einem Neun-Tages-Hoch von 1,2189 Dollar.

Rohstoff-Anleger machten vor allem die wieder steigenden Corona-Infektionszahlen in China nervös, sagte Stephen Innes, Chef-Anlagestratege des Brokerhauses Axicorp. Es drohe eine geringere Nachfrage des weltgrößten Abnehmers. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 2,4 Prozent auf 54,75 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für das wichtige Industriemetall Kupfer fiel um 1,8 Prozent auf 7879 Dollar je Tonne.

SIEMENS UND PROSIEBEN ÜBERZEUGEN MIT ZAHLEN

Bei den Aktien von Siemens griffen Investoren dagegen zu. Die Papiere des Technologiekonzerns stiegen um bis zu 6,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 132,34 Euro. Die vorgelegten Geschäftszahlen hätten die Markterwartungen durch die Bank übertroffen, lobte Analyst Philip Buller von der Berenberg Bank. Das sei besonders bemerkenswert, da Siemens in der Vergangenheit gelegentlich enttäuscht habe.

Auch Volkswagen kommt besser durch die Krise als gedacht und überraschte mit einem Milliardengewinn. Die Aktien des Autobauers stiegen um bis zu 5,3 Prozent auf ein Elf-Monats-Hoch von 170,58 Euro.

Auch die Titel von ProSiebenSat.1 gewannen gut fünf Prozent und waren mit 14,48 Euro so teuer wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. Die TV-Senderkette habe mit ihrem Quartalsergebnis die Analystenprognosen und die eigenen Ziele deutlich übertroffen, kommentierte Analyst Daniel Kerven von der US-Bank JPMorgan.

Nach der Erhöhung der Kaufofferte für Siltronic vom taiwanischen Chip-Zulieferer GlobalWafers hoffen Anleger offenbar auf weitere Zuschläge. Die im MDax notierten Siltronic-Aktien stiegen bis auf 147,35 Euro - weit über die 140 Euro hinaus, die die Asiaten nun je Aktie bieten.