Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf eine anhaltende Geldschwemme in der Euro-Zone hat den europäischen Aktienmärkten am Donnerstag Schwung verliehen.

Dax und EuroStoxx50 legten vor dem EZB-Entscheid zur künftigen Geldpolitik jeweils 0,9 Prozent auf 15.564 beziehungsweise 4064 Zähler zu. "Eine vorsichtige EZB, die nicht in Eile ist, Änderungen an der ultralockeren Geldpolitik vorzunehmen, wäre das perfekte Szenario für die europäischen Aktienmärkte", konstatierte Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Der Dax dürfte eine Erholungsrally in Richtung seines Rekordhochs starten, während der Euro zeitnah die Marke von 1,15 US-Dollar testen könnte."

Auf der ersten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB)seit der strategischen Runderneuerung geht es darum, den Ausblick zur Entwicklung ihrer Schlüsselzinsen und Anleihekäufe an die neuen Vorgaben anzupassen. Die Notenbank hatte sich nach einer langen Strategieprüfung ein neues Inflationsziel von zwei Prozent gesetzt und sich etwas mehr Handlungsspielraum in der Erreichung eingeräumt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird am Nachmittag über das Ergebnis der Beratungen informieren.

EURO TRITT VOR EZB-ENTSCHEID AUF DER STELLE

Der Euro notierte im Vorfeld kaum verändert bei 1,1788 Dollar. Am Mittwoch war die Gemeinschaftswährung auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief von 1,1750 Dollar gefallen. In Erwartung einer anhaltend lockeren Geldpolitik markierten die Renditen zehnjähriger italienischer Anleihen mit 0,666 Prozent den tiefsten Stand seit dreieinhalb Monaten. Die Verzinsung der deutschen Papiere lag kaum verändert bei minus 0,387 Prozent.

Unter den Einzelwerten sorgten erfreuliche Bilanzen für zum Teil deutliche Kurssprünge. Im SDax kletterten die Aktien von Amadeus Fire um 8,6 Prozent auf ein Rekordhoch von 169 Euro, nachdem der Personaldienstleister seine Prognose kräftig angehoben hatte. Im Dax zählten Siemens mit einem Plus von 2,8 Prozent zu den stärksten Werten. Der Schweizer Konzern ABB erhöhte nach einem Gewinnsprung seine Prognose für das Gesamtjahr und verlieh damit auch seinem deutschen Rivalen Rückenwind. ABB gewannen in Zürich zeitweise drei Prozent auf 33,64 Franken und verbuchten damit den höchsten Stand seit fast 14 Jahren.

UNILEVER RUTSCHEN NACH ZAHLEN AB

An die Dax-Spitze setzten sich Delivery Hero: Die Aktien des Essenlieferdienstes rückten um 3,8 Prozent vor, weil das Unternehmen mehr Zeit für den Verkauf seiner Südkorea-Sparte erhält. Die Trennung vom Yogiyo-Geschäft muss nun bis zum 2. Januar 2022 erfolgen. Die Kartellbehörden hatten den Verkauf zur Bedingung für die milliardenschwere Übernahme des südkoreanischen Marktführers Woowa gemacht.

Lange Gesichter gab es dagegen bei den Anlegern von Unilever. Steigende Rohstoffkosten schmälerten die Margen bei dem britisch-niederländische Konsumgüterkonzern. Die Aktien rutschten in London um bis zu fünf Prozent ab.