Von Herbert Rude

DOW JONES--Auf Erholungskurs liegen am Donnerstag im Eröffnungsgeschäft die Kurse an den europäischen Aktienmärkten. Der DAX gewinnt 1,1 Prozent auf 19.252 Punkte und macht damit die Verluste vom Mittwoch mehr als wett. Im Euro-Stoxx-50 sieht es ähnlich aus, er steigt um 0,6 Prozent auf 4.828 Punkte. Das Ende der Ampel-Koalition hat damit zumindest auf den Gesamtmarkt keinen Einfluss: Weder der Aktienmarkt noch der Euro oder der Anleihenmakt reagieren negativ auf die Entwicklungen in Berlin: "Politische Börsen haben eben kurze Beine", so ein Marktteilnehmer. Anders sehe das nur bei erheblichen strukturellen Änderungen aus, und die seien eben eher von einer Trump-Regierung zu erwarten als von einem Regierungswechsel in Deutschland. Im Blick stehen starke Quartalsberichte sowie die US-Notenbank, die vermutlich am Abend die Leitzinsen weiter senken wird.

"Eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte gilt als ausgemacht", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Trotzdem sei die Sitzung spannend: Denn US-Notenbankchef Jerome Powell werde nicht darum herumkommen, Fragen zur Auswirkung von Trumps Wahlprogramm auf Wirtschaft, Inflation und Geldpolitik zu beantworten. "Auch Fragen zu Powells Zukunft selbst sind durchaus zu erwarten", so der Vermögensverwalter. Im Hintergrund stehen die Szenarien, nach denen Trump die Unabhängigkeit der Notenbank beschneiden und unangemessen starke Zinssenkungen durchsetzen könnte. Auch in Großbritannien wird eine Zinssenkung um einen viertel Prozentpunkt erwartet.

Heidelberg Materials mit erstem Allzeithoch seit 2007

Daneben steht weiterhin die Berichtssaison im Blick, und die verläuft laut Deutsche Bank auch in Europa positiv. Statt wie erwartet um 3 Prozent seien die Gewinne im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 8,3 Prozent gestiegen, so Anlagestratege Ulrich Stephan mit Blick auf die 60 Prozent der Unternehmen, die ihre Bücher bereits geöffnet haben.

Besonders Versorger und Finanzwerte hätten den Schnitt mit erwarteten Gewinnzuwächsen von 46 und 24 Prozent nach oben gezogen, wobei die bisher veröffentlichen Zahlen die Analystenerwartungen um je 168 und 13 Prozent übertroffen hätten.

Positiv kommen die Zahlen von Heidelberg Materials im Handel an. Angesichts der schlechten Nachrichtenlage um das Baugeschäft habe man eine nach oben präzisierte erhöhte Gewinnprognose nicht erwartet. Zudem lag auch der Umsatz im dritten Quartal über den Prognosen. "Das Geschäft in Nord-Amerika fängt Europa auf", meint ein Händler. Mit Blick auf die künftige Industriepolitik von Donald Trump könnte sich das in Zukunft noch stärker auszahlen. Der Kurs steigt nun erstmals seit 2007 auf ein neues Allzeithoch, er gewinnt 4,4 Prozent auf 112,45 Euro.

Auch die Zahlen von Qiagen kommen gut an, sie gewinnen 6,0 Prozent auf 42,51 Euro. Sowohl Umsatz als auch Gewinn hätten die Konsenserwartungen übertroffen, heißt es bei Berenberg.

Erholen können sich auch die Autotitel, so BMW mit einem Plus von 2,9 Prozent. Daimler Truck steigen nach ihren Zahlen um 3,0 Prozent, vorbörslich hatte es noch nach schwachen Kursen ausgesehen.

Bei Zurich Insurance läuft es rund

Tendenziell gut kommen die Zahlen von Zurich Insurance in einer ersten Einschätzung im Handel an. In allen Geschäftsbereichen sei es nach oben gegangen. Die Kombination aus Umsatz- und Prämienanstieg sei gut, die Solvenz ebenso. "Alles läuft wie es soll", kommentiert ein Händler. Der Kurs gewinnt 1,0 Prozent.

Swiss Re gewinnen sogar 6,3 Prozent. Die deutliche Aufstockung bei den Rückstellungen habe zwar in ihrem Umfang überrascht. Offensichtlich kommt das Aufstocken der US-Haftpflichtreserven aber gut an am Markt. Für das US-Haftpflichtgeschäft wurden die Rückstellungen um 2,4 Milliarden Dollar erhöht. Im Windschatten gewinnen Munich Re nach ihren finalen Zahlen 1,5 Prozent.

Positive Überraschungen endlich auch von Zyklikern

In zweiten und dritten Reihe überraschen nun auch konjunkturabhängige Unternehmen endlich einmal positiv. Dürr schießen um 6,3 Prozent nach oben. Der Umsatz liegt zwar leicht unter den Erwartungen, der operative Gewinn auf EBIT-Basis aber darüber. "Damit ist die Marge besser als erwartet", so ein Händler. Auch der Auftragseingang liege über den Erwartungen. Hinzu komme, dass der freie Cashflow im Gesamtjahr nun das obere Ende der Zielspanne erreichen dürfte.

Von einer enttäuschenden Margenentwicklung und einem starken Auftragseingang spricht ein Marktteilnehmer mit Blick auf Deutz. Während der Umatz im Rahmen der Prognose liege, habe das EBIT die Schätzungen um etwa 10 Prozent verfehlt. Trotzdem sollte der starke Auftragseingang für eine festere Kursreaktion sorgen. Er habe die Prognosen um etwa 15 Prozent geschlagen. Der Kurs gewinnt 3,9 Prozent.

Im TecDAX legen Nemetschek um 9,0 Prozent zu. Der Software-Konzern hat den Umsatz im vergangenen Quartal etwas stärker gesteigert als erwartet und operativ mehr verdient. Trotz hoher Abschreibungen wurde der Ausblick bekräftigt.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.828,30        +0,6%       27,67          +6,8% 
Stoxx-50                4.313,54        +0,2%        7,10          +5,4% 
DAX                    19.251,84        +1,1%      212,53         +14,9% 
MDAX                   26.572,95        +0,9%      234,94          -2,1% 
TecDAX                  3.378,45        +1,9%       63,52          +1,2% 
SDAX                   13.321,26        +1,3%      165,76          -4,6% 
FTSE                    8.181,58        +0,2%       14,90          +5,6% 
CAC                     7.378,80        +0,1%        9,19          -2,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,44                    +0,03          -0,13 
US-Zehnjahresrendite        4,42                    -0,01          +0,54 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:25  Mi, 17:15 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0763        +0,3%      1,0770         1,0736   -2,5% 
EUR/JPY                   165,70        -0,0%      165,57         165,65   +6,5% 
EUR/CHF                   0,9419        +0,2%      0,9409         0,9402   +1,5% 
EUR/GBP                   0,8324        -0,0%      0,8319         0,8334   -4,0% 
USD/JPY                   153,96        -0,4%      153,72         154,32   +9,3% 
GBP/USD                   1,2930        +0,4%      1,2946         1,2881   +1,6% 
USD/CNH (Offshore)        7,1718        -0,4%      7,1711         7,1948   +0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                75.121,30        -0,8%   74.887,50      74.574,85  +72,5% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  71,57        71,69       -0,2%          -0,12   +1,2% 
Brent/ICE                  74,87        74,92       -0,1%          -0,05   +0,2% 
GAS                               VT-Settlem.                    +/- EUR 
Dutch TTF                   40,8        40,72       +0,2%          +0,08   +7,1% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.662,86     2.659,73       +0,1%          +3,13  +29,1% 
Silber (Spot)              31,14        31,23       -0,3%          -0,08  +31,0% 
Platin (Spot)             980,50       986,00       -0,6%          -5,50   -1,2% 
Kupfer-Future               4,34         4,25       +2,3%          +0,10   +9,9% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 07, 2024 03:44 ET (08:44 GMT)