"Anleger haben zwei der größten Geschenke auf ihrem Wunschzettel bekommen", sagte Analyst Sean Callow von der Westpac Bank. "Daran sollten sie zumindest eine Weile Freude haben."

Die USA und China haben sich nach Angaben von US-Präsident Donald Trump auf die erste Phase eines Handelsabkommens geeinigt. Die für den 15. Dezember geplante neue Runde von Strafzöllen werde entfallen, die Verhandlungen über eine zweite Phase des Abkommens sollen sofort beginnen. Noch sei die Tinte unter den amerikanisch-chinesischen Verträgen aber nicht trocken, sagte ein Börsianer. Wichtige Details seien noch offen, weswegen einige Investoren vor dem Wochenende lieber Kasse machten. Der Dax legte ein halbes Prozent auf 13.282,72 Punkte zu, nachdem er zwischenzeitlich ein Zwei-Jahres-Hoch erklommen hatte. Der EuroStoxx50 gewann 0,7 Prozent auf 3731,07 Zähler. An den US-Börsen sprangen Dow Jones & Co zwischenzeitlich auf Allzeithochs, kippten anschließend aber leicht ins Minus.

HISTORISCHER WAHLSIEG FÜR JOHNSON

Das Pfund Sterling kletterte dank des klaren Wahlsiegs des britischen Premierministers Boris Johnson bis auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 1,3514 Dollar, bröckelte anschließend aber auf 1,3335 Dollar ab. Der Premierminister werde seinen Brexit-Deal nun voraussichtlich noch vor Weihnachten dem Unterhaus zur Abstimmung vorlegen, prognostizierte Rupert Thompson, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Kingswood. Die Verabschiedung sei nur eine Formalität und die Gefahr eines chaotischen EU-Ausstiegs Großbritanniens zum 31. Januar 2020 gebannt.

Haupt-Profiteure der schwindenden Unsicherheit seien der Immobiliensektor und die Banken, schrieben die Analysten der Barclays Bank. Der Immo-Branchenindex legte 3,8 Prozent zu. Die Baufirmen Persimmon, Berkeley, Barratt und Taylor Wimpey verbuchten ein Plus von bis zu 14,6 Prozent. Investoren rissen sich außerdem um die Papiere britischer Versorger. Die Titel von Centria, SSE und National Grid gewannen bis zu 8,8 Prozent. Die unterlegene Labour Party hatte in ihrem Wahlprogramm die Verstaatlichung der Firmen gefordert.

MILLIARDENZUKAUF MACHT INVESTOREN APPETIT AUF DELIVERY HERO

Am deutschen Aktienmarkt gehörten die Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen mit Kursgewinnen von bis zu zwei Prozent zu den Favoriten. Ihr Geschäft hängt stark vom Handel mit China ab.

Für Furore sorgte der Essenslieferdienst Delivery Hero mit der milliardenschweren Übernahme des größten südkoreanischen Essenslieferanten Woowa Brothers. Die Aktien schossen um 23,3 Prozent in die Höhe. Der an den Börsen aufkeimende Konjunkturoptimismus spiegelte sich am Rohstoffmarkt wider. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee gewann 1,2 Prozent auf 64,98 Dollar je Barrel (159 Liter).