STUTTGART (BOERSE STUTTGART GMBH) - Auslandsmarktbericht der Börse Stuttgart

Furcht vor steigenden Zinsen lässt Aktienkurse fallen - Rally am brasilianischen Markt - Kurssprung bei Dialog Semiconductor

Am amerikanischen Aktienmarkt scheint die Partylaune vorübergehend unterbrochen zu sein. Am Mittwoch schloss der Dow Jones auf Tagestief bei 25.599 Punkten und damit verliert er 1.200 Punkte im Wochenvergleich. Einzig die Schlussglocke verhinderte noch weitere Kursrückgänge. Bei den Technologiewerten fiel der Tagesverlust mit über vier Prozent noch deutlicher aus. Der Sündenbock wurde auch schnell gefunden und in den steigenden Renditen der US-Staatsanleihen ausgemacht. Die Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren erreichten die höchste Rendite seit sieben Jahren. Weiterer Unsicherheitsfaktor war der IWF, der für die Weltwirtschaft und für einzelne Länder die Wachstumsprognose nach unten korrigiert hatte. In der Vorwoche erwähnten wir an dieser Stelle den kleinen Biotechwert Trevena (WKN: A1XDSL), der auch in dieser Woche Schlagzeilen gemacht hat. Die US-Gesundheitsbehörde FDA äußerte sich kritisch zu einem Präparat, das als Hoffnungsträger gilt. Es müssen von Seiten des Unternehmens weitere Unterlagen eingereicht werden, um die Bedenken der FDA zu wiederlegen. Dem Aktienkurs taten diese Meldungen nicht gut. Notierte die Aktie in der Spitze bei etwa 2,90 Euro, so fiel der Wert in dieser Woche auf 0,78 Euro. „Hieran kann man wieder einmal erkennen, wie spekulativ Biotechwerte aus den hinteren Reihen sein können“, resümierte Marc Pusch von der Baader Bank AG in Stuttgart.

Auch der japanische Aktienmarkt wurde in dieser Woche von dem weltweiten Ausverkauf hart getroffen und der Nikkei 225 verliert 1.205 Zähler und schließt bei 22.590 Punkten. Allen voran kamen Technologieaktien kräftig unter die Räder, so verlor SoftBank (WKN: 891624) im Wochenverlauf gut 17 Prozent an Wert und TDK (WKN: 857032) gingen fast 13 Prozent tiefer aus dem Markt. Gegen den massiven Abwärtstrend konnte sich mit einem Minus von nur knapp zwei Prozent der Bekleidungskonzern Fast Retailing (WKN: 891638) stemmen. Gute Quartalszahlen und ein sehr positiver Ausblick für das gesamte Geschäftsjahr ließen die Anleger hier zugreifen. Keine guten Quartalszahlen konnte hingegen der Fabrikautomatisierungsausrüster Yaskawa Electric (WKN: 857658) vermelden und auch die Gewinnprognose für das gesamte Geschäftsjahr wurde kräftig zurückgenommen. Die Aktie verliert über 14 Prozent und fällt auf ein neues Jahrestief. Mit einem Verlust von über 39 Prozent seit Jahresbeginn ist Yaskawa Electric eine der schlechtesten Aktien im Nikkei 225.

Eine Aktienmarktrally konnte am brasilianischen Markt beobachtet werden. Mit dem Sieg des rechtsorientierten brasilianischen Politikers Jair Bolsonaro bei der ersten Wahlrunde des Präsidentschaftswahlkampfes ging der Bovespa regelrecht durch die Decke. Ein Indexgewinn von 6,1 Prozent konnte im Wochenverlauf erzielt werden. Der Hauptwahlgang findet am 28. Oktober 2018 statt. „Outperformen konnten besonders Unternehmen mit einer hohen Staatsbeteiligung. Hierbei handelt es sich im Besonderen um Petrobras (WKN: 899019), Eletrobras (WKN: 899026) und Banco do Brasil (WKN: A0YJVA). Diese Titel legten über zehn Prozent zu. Auch der brasilianische Real konnte gegen US-Dollar und Euro wieder Boden gutmachen und sich nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen stabilisieren“, erläuterte Steffen Kircher von der Baader Bank AG in Stuttgart, Spezialist für Aktien aus Südamerika.

An diesem Donnerstag stand auch im Schweizer Markt der Fokus auf dem Ausverkauf am vorigen Abend in den USA. Vorbörslich wurden schon deutliche Abschläge erkennbar, die dann auch zum Handelsstart bestätigt wurden, allerdings konnten die Verluste doch einigermaßen eingegrenzt werden. Der SMI (Swiss Market Index) lag dann im Vormittagshandel etwa 1,50 Prozent im Minus. Die Schwergewichte Nestlé (WKN: A0Q4DC), Roche (WKN: 855167) und Novartis (WKN: 904278) lagen alle etwa ein Prozent im Minus und hielten somit den Verlust des Index in Grenzen. Ziemlich unter die Räder kam AMS (WKN: A118Z8) als Technologiewert, der Halbleiterhersteller ist ein Lieferant von Apple und ging im Sog der Aktie vom Vorabend in die Knie, im Laufe des Vormittagshandels konnten die Verluste dennoch wieder stark verringert werden. Ein Wert konnte sich allerdings vom allgemeinen Trend absetzen und lag mit über 25 Prozent im Plus, hierbei handelte es sich um die Aktie von Ceva Logistics (WKN: A2JHXF). Am Morgen informierte das Transportunternehmen die Marktteilnehmer darüber, dass ein Übernahmeangebot vorliegen würde. Das Angebot, von einem nicht genannten Interessenten, beträgt laut Angaben 27,75 Franken je Aktie. Dies liegt knapp über dem Ausgabepreis von 27,50 Franken beim Börsengang im Mai, aber auch 50 Prozent über dem aktuellen Schlusskurs. Die Geschäftsführung von Ceva teilte mit der Veröffentlichung gleichzeitig mit, dass man das Angebot ablehnen werde. Relativ schnell meldete sich auch der französische Großaktionär von Ceva Logistics, der Schifffahrtskonzern CMA CGM und teilte mit, dass man zwar an keiner Komplettübernahme interessiert wäre, allerdings bereit sei, die bisherige Beteiligung in Höhe von 24,99 Prozent aufzustocken.

Mit einem Kurssprung von mehr als 25 Prozent reagierten die Aktien des Chipentwicklers Dialog Semiconductor (WKN: 927200) auf die neuesten Nachrichten mit ihrem Großkunden Apple (WKN: 865985). Lange Zeit sorgten sich die Investoren des deutsch-britischen Unternehmens wegen der hohen Abhängigkeit von ihrem Hauptkunden, dem amerikanischen I-Phone-Konzern. Am Donnerstag feierten die Anleger an der Börse den Deal, den die beiden Unternehmen bekanntgaben. Der US-Technologiekonzern Apple erwirbt für 300 Millionen Euro Know-how und einen Teil des Geschäfts von Dialog Semiconductor. Circa 300 Ingenieure, die fast ausschließlich an Apple-Produkten gearbeitet haben, sollen vom I-Phone-Konzern übernommen werden. Weitere 300 Millionen Euro zahlt Apple für Käufe von Dialog-Produkten in den kommenden drei Jahren. Die Dialog-Aktie sprang am Donnerstag von 17 auf 21 Euro.

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Quelle: Boerse Stuttgart GmbH

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