FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - In den USA treiben Inflationssorgen die Zinsen in die Höhe. Hierzulande tut sich nicht viel. Höherverzinsliche Unternehmensanleihen bleiben unterdessen gesucht.

9. April 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Europäische und US-amerikanische Renditen laufen immer mehr auseinander. "Die bislang erfolgreiche US-Impfstrategie stellt ein kräftiges Wirtschaftswachstum bereits für dieses Jahr in Aussicht", erklärt Analystin Claudia Windt von der Helaba. Hinzu komme die Antriebswirkung der gigantischen US-Konjunkturpakete. "Konsequenterweise setzen dem US-Rentenmarkt Inflationssorgen zu."

Seit Jahresbeginn sind die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen um über 0,80 Prozentpunkte gestiegen. In der Spitze Ende März lag die Rendite bei 1,77 Prozent. Aktuell ist etwas Ruhe eingekehrt, am Freitagmorgen sind es 1,67 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen hängt hingegen unter minus 0,3 Prozent fest, am Freitagmorgen sind minus 0,31 Prozent.

Die EZB muss laut Cem Keltek von der Commerzbank für niedrige Renditen derzeit gar nicht viel tun: "Obwohl die EZB vor einigen Wochen ‚signifikant höhere Kaufvolumen‘ angekündigt hatte, ist hiervon in den Daten bisher nichts zu sehen", erklärt der Analyst. Offensichtlich sehe die EZB angesichts rekordtiefer Realrenditen, neuer Höchststände an den Aktienmärkten und anstehender beträchtlicher Rückflüsse aus auslaufenden Staatsanleihen derzeit keinen Anlass, tatsächlich deutlich mehr Anleihen zu kaufen.

"Euro-Anleihen bleiben sicherer Anlagehafen"

"Der Euroraum fällt in der Pandemiebekämpfung zurück", bemerkt Windt mit Blick auf die auseinanderlaufenden Renditen. In den vier großen Euroländern Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien sei nicht nur das Wachstum in der Krise im Vergleich zu den USA deutlicher eingebrochen, auch die Erholung verlaufe schleppender. Hinzu komme, dass die europäischen Konjunkturpakete kleiner ausfielen als die der USA und es an deren Umsetzung hapere. "Zumindest temporär spricht dies für Euro-Renten als sicherer Anlagehafen, was das Zinsniveau tendenziell dämpfen sollte."

Anleger greifen daher überall zu, wo es noch ein bisschen Zinsen gibt: So kamen diese Woche neue italienische und portugiesische Staatsanleihen sehr gut an. Italien hat sich 12 Milliarden Euro am Kapitalmarkt geholt, einmal als Aufstockung der bis 2028 laufenden Anleihe, zum anderen über eine neue Anleihe mit Laufzeit von 50 Jahren, wie Arthur Brunner von der ICF Bank berichtet. "Die Nachfrage war enorm." Die Anleihe mit Laufzeit von 50 Jahren hat einen Kupon von 2,15 Prozent.

Höhere Kupons gesucht

Ruhig zu ging es in der Nachosterwoche im Handel mit Unternehmensanleihen. Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet von Käufen der Anleihe der Württembergischen Lebensversicherung (XS1064049767) mit Kupon von 5,25 Prozent und Laufzeit bis 2044. Käufe und Verkäufe meldet er hingegen für Papiere von Ecosem-Agrar mit 7,5 Prozent bis 2024 (DE000A2YNR08) und Agri Resources Group mit 8 Prozent bis 2026 (DE000A287088).

Brunner meldet eine rege Nachfrage für Papiere der Beteiligungsgesellschaft Mutares (NO0010872864) nach guten Geschäftszahlen und des Finanzdienstleisters Ferratum Capital Germany (SE0011167972). Deutlich erholt hätten sich die Kurse der Bonds des Gewerbeimmobilienunternehmens Imaxx Real Estate (DE000A2YPEZ1 DE000A289PZ4).

Neuemissionen von The Social Chain und Deutsche Lichtmiete

Neues gab es diese Woche unter anderem von The Social Chain: Das Marketingunternehmen brachte eine frische Wandelanleihe (DE000A3E5FE7). "Die kam zu 100 Prozent und wird jetzt schon zu 102,99 Prozent gehandelt", erklärt Brunner. Rainer Petz von Oddo Seydler berichtet von einer neuen KMU-Anleihe des Beleuchtungsspezialisten Deutsche Lichtmiete (DE000A3H2UH3). Die läuft bis 2027 bei einem Kupon von 5,25 Prozent. Emittiert wurde die Anleihe schon im Februar, das Listing erfolgte aber erst jetzt.

von: Anna-Maria Borse

9. April 2021, © Deutsche Börse AG

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