FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Trotz kleinem Rücksetzer: Öl bleibt teuer. Gold kann zumindest etwas profitieren von der Krisenstimmung an den Märkten.

18. Oktober 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es ist weiterhin der Ölpreis, der an den Rohstoffmärkten die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht. Um rund 20 Prozent hat sich Öl in diesem Jahr verteuert. Anfang Oktober war der Preis auf in der Spitze 86,74 US-Dollar je Barrel Brent geklettert - ein Vierjahreshoch. Am gestrigen Mittwoch rutsche die Notierung leicht unter die 80 US-Dollar-Marke, am Donnerstagmittag sind es 79,30 US-Dollar. Auslöser für die zuletzt wieder etwas niedrigeren Preise waren Daten aus den USA: Dort sind die Lagerbestände deutlich stärker als erwartet gestiegen.

Öl: Irans Exportlücke groß

Doch das Preisniveau bleibt hoch, noch im Sommer 2017 kostete das Barrel 45 US-Dollar. Gründe dafür sind vor allem die ab November geltenden Iran-Sanktionen der USA und Ausfälle durch die Krise in Venezuela. "Bis Klarheit darüber herrschen wird, inwieweit die iranische Exportlücke gefüllt wird, dürften die Ölpreise auf erhöhten Niveaus verharren", meint Dora Borbély von der DekaBank. Die Bank hat daher ihre Prognose angehoben und prognostiziert nun 79 US-Dollar in drei und 75 US-Dollar in sechs Monaten. "Im kommenden Jahr rechnen wir jedoch damit, dass die Mehrproduktion von Russland, Saudi-Arabien und den USA ausreichen wird, damit am globalen Ölmarkt das Angebot und die Nachfrage sich weitgehend die Waage halten."

Auch laut Barbara Lambrecht von der Commerzbank wird sich der Preis vorerst wohl weiter über 80 US-Dollar halten, daran werde auch der starke Anstieg der US-Schieferölproduktion nichts ändern. "Schätzungen der US-Energiebehörde zufolge ist sie zwar in den ersten zehn Monaten des Jahres um über eine Million Barrel pro Tag gestiegen, dies reicht aber kurzfristig nicht aus, neben dem Produktionsrückgang in Venezuela auch die drohenden Exportausfälle des Iran auszugleichen." Öl-ETCs wie der ETFS Brent Crude (WKN A1N49P) kommen seit Jahresanfang auf ein Plus von 30 Prozent.

Gold mit kleinem Plus

Zumindest etwas hat Gold von der aktuellen Unruhe an den Märkten profitiert: Die Feinunze kostet wieder 1.222 nach 1.177 US-Dollar vor zehn Tagen, noch im Februar waren es allerdings 1.366 US-Dollar. "Der von der US-Notenbank bestätigten Perspektive steigender Zinsen stehen die vielen politischen Risiken gegenüber, allen voran der drohende Handelskrieg", bemerkt Borbély. In diesem Spannungsfeld müssten Goldanleger auch weiterhin ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen treffen. "Daher erwarten wir weder einen starken Anstieg noch einen starken Rückgang der Goldnotierung."

Gold-ETCs wie Xetra-Gold (WKN A0S9GB) oder ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) haben seit Jahresanfang leicht verloren. Xetra-Gold bleibt unterdessen beliebt: Der Goldbestand von Xetra-Gold (WKN A0S9GB) liegt aktuell bei 177 Tonnen und damit nur knapp unter dem Rekordhoch. Die Auslieferungen überschritten zuletzt die Marke von 1.000, das heißt, dass sich über 1.000 Xetra-Gold-Anleger seit 2007 für eine Auslieferung ihres physisch hinterlegten Goldes entschieden haben. Das Volumen der Auslieferungen liegt bei 4,9 Tonnen.

Platinpreis wieder im Aufwind?

Auch der Platinpreis hat sich etwas erholt und liegt aktuell bei 833 US-Dollar, Platin gehört aber weiter zu den großen Verlierern in diesem Jahr. Palladium hat sich von seinem Tief Mitte August bei 846 US-Dollar deutlich erholt und kostet wieder 1.076 US-Dollar. "Belastend für Platin sind die trotz einer allgemein guten Automobilkonjunktur fallenden Neuzulassungen von Diesel-Pkw in Europa", stellt Lambrecht fest. Infolgedessen drohe die Nachfrage nach Platin im laufenden Jahr hinter dem Angebot zurückzubleiben. Dennoch sieht die Bank für Platin Preispotenzial nach oben: "Der in den vergangenen Monaten stetig gestiegene Preisabschlag gegenüber Palladium macht auch nach Einschätzung des größten Palladiumproduzenten Norilsk Nickel eine Substitution des Schwestermetalls attraktiv." Auf Platin und Palladium setzen können Anleger zum Beispiel mit dem ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D) und dem ETFS Physical Palladium (WKN A0N62E.)

Industriemetalle lassen Tiefs hinter sich

Etwas gestiegen seit den Tiefständen im August und September sind die Industriemetallpreise. Die Tonne Kupfer kostet jetzt wieder 6.248 US-Dollar, im Sommer waren es vorübergehend weniger als 5.800 US-Dollar. Der ETFS Industrial Metals (WKN A0KRKG) hat seit Jahresanfang immer noch 8,3 Prozent an Wert verloren, auf Dreijahressicht sind Anleger mit 5,4 Prozent p.a. aber noch klar im Plus. Der ETFS Copper (WKN A0KRKR) liegt seit Jahresanfang sogar 13,6 Prozent im Minus, in den vergangenen drei Jahren kam der ETC damit auf ein nur kleines Plus von 1,6 Prozent im Jahr.

von: Anna-Maria Borse

18. Oktober 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)