FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank morgen gilt: lieber die Füße stillhalten. Vor der geldpolitisch indizierten Atempause waren vor allem Zuflüsse in US-Technologiewerte und US-Smallcaps zu beobachten. Ebenfalls gesucht: Tracker global zusammengesetzter Indizes und europäische Bankentitel.

20. März 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auch im ETF-Handel macht sich die Nervosität an den Märkten bemerkbar. "Die Spannungen zwischen Großbritannien und Russland durch den Anschlag auf den russischen Ex-Spion sowie in den USA die Entlassung von Außenminister Tillerson sorgen für Unsicherheit", berichtet Carsten Schröder von der Commerzbank. "Anleger warten lieber ab." Dazu trage auch die morgen anstehende US-Notenbankentscheidung bei. Von einer weiteren Zinsanhebung wird fest ausgegangen, mit Spannung erwartet wird aber der Ausblick der Zentralbanker.

Schlechter Wochenstart

Der DAX hat sich nach einer Erholung in der vergangenen Woche am gestrigen Montag schwächer gezeigt, am heutigen Dienstag geht es seitwärts: Am Mittag liegt der Index bei 12.247,50 Punkten, am Freitag waren es zwischenzeitlich über 12.400 Zähler. Auch die US-Börsen haben gestern mit Verlusten geschlossen, mit 24.610 Punkten ist der Dow Jones von seinem Allzeithoch bei 26.616,71 Punkten wieder weit entfernt.

Im ETF-Handel ist weniger los als in den Vorwochen: "Die Handelsaktivitäten sind zurückgegangen", stellt Schröder fest. Er meldet 32.000 Transaktionen für die vergangene Woche. "Es ist etwas ruhiger geworden", meint auch Oliver Kilian von der Unicredit Group. Rick van Leeuwen von IMC Financial Markets spricht von einem "normalen" Handelsaufkommen.

Fokus auf US-Aktien

Wegen immer neuer Volten aus dem Weißen Haus und dem Höhenflug an der Technologiebörse Nasdaq galt das Interesse der Anleger vergangene Woche vor allem US-Aktien und ganz besonders Technologiewerten. Kein Wunder: Der Nasdaq 100 hatte vergangene Woche ein neues Allzeithoch von 7.186,09 Punkten erreicht, seitdem hat der Index aber deutlich nachgegeben und lag gestern bei Handelsschluss bei 6.866 Zählern.

Rick van Leeuwen berichtet von hohen Zuflüssen in den Nasdaq 100-Tracker von PowerShares (WKN 801498). Weiter gesucht blieb der iShares Nasdaq US Biotechnology (WKN A2DWAW) - allerdings nicht mehr ganz so wie in der Vorwoche. Kilian meldet ebenfalls Zuflüsse in den Nasdaq-Tracker von PowerShares, aber auch in den von Amundi (WKN A1C0B6). Der Powershares EQQQ Nasdaq kommt auf Sicht von einem Jahr auf ein Plus von 10,9 Prozent, auf Sicht von drei Jahren sind es 35,7 Prozent.

Zugegriffen wurde Kilian zufolge auch bei US-amerikanischen Smallcaps, etwa über den iShares S&P Small Cap 600 (WKN A0Q1YY) und den iShares MSCI USA Small Cap (WKN A0X8SB).

Europas Aktien weniger beliebt

Was europäische Aktien angeht, ist das Bild gemischter: Laut Kilian wurden in DAX- und Euro Stoxx 50-ETFs beide Richtungen gespielt, Käufer meldet er für italienische Midcaps. Laut Schröder überwogen in Euro Stoxx 50-ETFs sogar die Abflüsse. Van Leeuwen zufolge hielten sich beim Euro Stoxx 50 Zu- und Abflüsse die Waage.

Sehr viel um ging in MSCI World-Trackern, etwa dem iShares Core MSCI World (WKN A0RPWH), wie die Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage zeigt. Kunden der Unicredit kauften vor allem die ETFs von iShares und auch von Amundi (WKN A0X8ZX). Auch die Commerzbank meldet Zuflüsse.

Suche nach dem Extra

Angesicht der Seitwärtsbewegung an den Märkten suchen Anleger außerdem offenbar nach Wegen, auf eine Überrendite zu kommen. Van Leuwwen berichtet zum Beispiel von großem Zuspruch für den iShares Edge MSCI World Momentum Factor (WKN A12ATF), ein Faktor-ETF, mit dem auf den Momentum-Effekt gesetzt werden kann. Schröder zufolge positionierten sich Anleger im iShares MSCI Europe Value Factor (WKN A12DPP).

Der iShares Edge MSCI World Momentum Factor kommt auf Sicht von einem Jahr auf ein Plus von 13,7 Prozent, auf Sicht von drei Jahren sind es 24,9 Prozent, beim iShares MSCI Europe Value Factor sind es nur 1,9 und minus 1,9 Prozent. Allerdings bewähren sich Faktor-Strategien in unterschiedlichen Marktphasen unterschiedlich gut, viele Analysten gehen davon aus, dass die Zeit der Momentum-Strategien vorbei ist.

Blick auf die Banken

Im Handel mit Branchen-ETFs (WKN 628930, A0F5UJ) zogen wieder einmal Banken-Indexfonds die meiste Aufmerksamkeit auf sich, wie die Umsatzliste der Börse Frankfurt zeigt. Hier dominierten den Händlern zufolge ganz klar Käufer. "Wir haben hohe Zuflüsse in den Lyxor Stoxx Europe 600 Banks (LYX0AP) und den iShares Euro Stoxx Banks Banks (628930) gesehen", erklärt Kilian.

Auf den Abgabelisten standen IMC zufolge hingegen europäische Grundstoffaktien. Kunden der Commerzbank setzten auf Technologie- und trennten sich von Energie-ETFs, im Immobilienbereich hielten sich Zu- und Abflüsse die Waage.

Hin und Her im Bond-Handel

Im Anleihen-Bereich fehlt das klare Bild: Kilian meldet Käufe in Staatsanleihen aus den USA (WKN A0X8SH, A1JJTT) und Europa (WKN A0LGP6, LYX0MY) sowie starke Verkäufe von europäischen (WKN A0RGEP) und US-amerikanischen Unternehmensanleihen (WKN 911950, A110Q8). Laut Schröder trennten sich Anleger von europäischen Pfandbriefen (WKN A0Q41Y) und kauften den Bund-Future-Short (WKN ETF562). Van Leeuwen zufolge verabschiedeten sich Anleger von US-TIPS, also inflationsgeschützten US-Staatsanleihen.

von: Anna-Maria Borse

20. März 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)