FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Das Brexit-Chaos wird auch am ETF-Markt ignoriert, britische Aktien und Staatanleihen werden sogar gekauft. Außerdem interessieren sich Anleger weiter für Aktien aus den USA und Schwellenländern.

2. April 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Sorgen um den immer wahrscheinlicher werdenden harten Brexit können die Börsen nicht ausbremsen. Und so hebt der jüngste Kursanstieg in Europa und den USA auch die Kauflaune der ETF-Anleger. "Bei uns war die Woche sehr aktiv", berichtet Andreas Bartels von der Commerzbank und meldet einen klaren Käuferüberhang mit knapp 48.000 Transaktionen.

Besonders viel Aufmerksamkeit finden weiter US-Aktien. Der Dow Jones schloss gestern bei 26.258 Punkten - nicht mehr weit von seinem Allzeithoch von 26.951,81 vom Oktober 2018 entfernt. Seit dem Tief vor Weihnachten 2018 hat der Index damit um über 20 Prozent zugelegt. Der DAX notiert am Dienstagmorgen bei 11.708 Punkten und kommt damit seit dem Tief vom Dezember auf ein Plus von knapp 13 Prozent.

Zollstreit: Optimismus hat Oberhand

Es sind vor allem neue Hoffnungen auf eine Lösung im Zollstreit zwischen den USA und China, die die Börsen antreiben. Bartels meldet hohe Umsätze in S&P 500-ETFs (WKN A0YEDG, A1CYW7, A1JX53) mit einem leichten Käuferüberhang sowie hohe Zuflüsse in MSCI North America und Nasdaq-Indexfonds. Zugegriffen werde auch bei dividendenstarken US-Aktien, etwa mit dem SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats (WKN A1JT1B). "Die Dividendensaison steht an", bemerkt der Händler. Florian Lenhart hat ebenfalls ein hohes Interesse an US-Aktien festgestellt, kann aber keine klare Richtung ausmachen.

DAX-ETFs (WKN 593393, ETFL01, ETF001) werden den Händlern zufolge hingegen weniger beachtet, Euro Stoxx-Tracker eher abgegeben. Einen Käuferüberhang sieht Lenhart aber in MSCI EMU- und MSCI Europe-ETFs (WKN A0RPWG). Ebenfalls gekauft würden FTSE-ETFs, die britische Aktien abbilden. "Angesichts des Chaos ist das schon erstaunlich", bemerkt Lenhart.

Beliebt bleiben zudem japanische Aktien, wie Bruce Gunn von IMC erklärt. Der MSCI Japan hat seit dem Tief vom Dezember um 13 Prozent zugelegt.

Emerging Markets überzeugen weiter

Weiter rege gehandelt werden Emerging Markets-ETFs. Nicht ohne Grund: So hat der iShares MSCI Emerging Markets (WKN A111X9) seit Jahresanfang fast 14 Prozent an Wert gewonnen, in den vergangenen drei Jahren waren es im Durchschnitt 11,4 Prozent. Gunn meldet anhaltend hohes Kaufinteresse an Schwellenländer-ETFs, bei der Commerzbank überwogen aber nun die Abflüsse, etwa aus dem Xtrackers MSCI Emerging Markets (WKN A12GVR), dem Pendant von iShares (WKN A0HGWC) und dem iShares Core MSCI Emerging Markets IMI (WKN A111X9). Der MSCI Emerging Markets Investable Market Index (IMI) bildet anders als der MSCI Emerging Markets neben großen und mittelgroßen Unternehmen auch kleine ab.

Branchen- und Anleihe-ETFs ohne klaren Trend

Wenig Auffälliges gibt es im Bereich der Sektoren-ETFs: Bartels meldet Abflüsse aus Banken- und Käufe und Verkäufe gleichermaßen bei Technologie- und Immobilien-ETFs, Lenhart Zuflüsse in Öl- und Gas- (WKN A0H08M) sowie Personal & Household-ETFs (WKN A0H08N).

Im Anleihebereich überwiegen ebenfalls die Käufe. Anleger positionieren sich zum Beispiel in US-Staatsanleihen, vor allem solchen mit Laufzeit von 1 bis 3 oder über 10 Jahren. Kunden von IMC setzen unterdessen auf britische Staats- und Unternehmensanleihen - trotz Brexit-Gerangel.

von: Anna-Maria Borse

02. April 2019, © Deutsche Börse AG

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