FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die gute Stimmung am Aktienmarkt beschert dem DAX zum Wochenauftakt einen neuen Rekord. Während die einen kurzfristig noch Luft nach oben vermuten, unterstreichen andere die Gefahr von Rücksetzern.

8. Februar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem Schwächeanfall an den Aktienmärkten ist die gute Stimmung zurückgekehrt. Vergangene Woche gewann der deutsche Aktienindex rund 4,8 Prozent auf 14.072 Punkte hinzu. Am Morgen eröffnete der DAX mit 14.156 Punkten und stellte damit einen neuen Rekord im Verlauf auf.

Kraft erhalten die Märkte derzeit unter anderem durch ein sich abzeichnendes Ende der Regierungskrise in Italien und das grüne Licht für US-Präsident Bidens Corona-Paket in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar. Anleger vertrauen zudem auf sinkende Corona-Ansteckungszahlen und Fortschritte bei den Impfungen. Dadurch könne die Wirtschaft bald wieder durchstarten. Auf dem erreichten Kursniveau ist laut Helaba allerdings einiges an positiven Erwartung bereits eingepreist. Damit steige die Gefahr negativer Überraschungen.

Fokus auf Unternehmenszahlen

Ob die Rallye anhält, wird nach Ansicht von Analysten unter anderem von den Quartalszahlen abhängen. Bislang läuft die Berichtssaison gut. In den USA haben laut Erste Group aus Österreich 82 Prozent der Unternehmen besser als erwartete Gewinne erzielt, 76 Prozent der Firmen hätten zudem auch hinsichtlich der Umsätze positiv überrascht. In Europa legten demnach rund 10 Prozent der Stoxx 600-Mitglieder ihre Bücher bereits offen, wobei 70 Prozent der Gewinne und 54 Prozent der Umsätze über den Prognosen lägen.

Börsenampel steht auf Grün

Für Robert Greil von der Privatbank Merck Finck sprechen die Hoffnung auf eine baldige konjunkturelle Erholung von der Corona-Krise, entschlossene Notenbanken mit ihrer ungebrochenen Liquiditätsschwemme und die "Whatever it takes"-Mentalität der Regierungen für weiter steigende Aktiennotierungen. Der deutsche Leitindex profitiere aufgrund seiner zyklisch geprägten Zusammensetzung etwa durch Auto- und Chemiewerte. Greil erwartet, dass der DAX in diesem Licht noch im ersten Halbjahr dieses Jahres 15.000 Punkte erreichen kann.

Vorsicht ist angebracht

Rolf Ehlhardt von ICM Independent Capital Management sieht eine Übertreibung und gar eine sich anbahnende Blase an den Märkten und rät Anlegern, den Anteil der Themenaktien prozentual zum Gesamtvermögen zu begrenzen. Die Wirtschaft schrumpfe um 5 Prozent, dennoch erzielten Indizes Höchststände. Zudem schienen Gewinne von Favoriten wie Delivery Hero, Curevac, Ballard Power und Tesla Anlegern nicht so wichtig.

Ehlhardt spannt einen Bogen zur New Economy, wobei diesmal Themen wie Impfstoff, Homeoffice, Wasserstoff und E-Auto im Fokus stünden. Genau wie zur Jahrtausendwende würden langfristig aller Voraussicht nach nicht alle überleben. Zudem würden die Überlebenden künftig vermutlich stärker an ihren Gewinnen gemessen.

Es bleibt volatil

Erholungsbewegungen samt Trendbruch haben beim DAX kurzfristig eine neue technische Lage gebracht, wie Christoph Geyer von der Commerzbank feststellt. Allerdings sei dies nur eine Momentaufnahme, die Statistik deute weiterhin auf eine unruhige Phase für die kommenden Wochen. Der deutsche Leitindex befinde sich im Bereich der oberen Seitwärts-Trendkanalbegrenzung. Dieser Widerstand dürfte Geyer zufolge zum Wochenstart überwunden werden. Wie es weitergeht und ob dies ein nachhaltiger Ausbruch ist, bleibe derzeit noch abzuwarten. Die Indikatoren gäben dies bezüglich keine Hinweise.

Langfristig befinde sich der DAX unverändert in einem seit März 2020 bestehenden Aufwärtstrend, wobei jüngst die Dynamik fehle. Der Stochastik-Indikator habe im überkauften Bereich nach unten gedreht und der MACD-Indikator stehe kurz vor einem Verkaufssignal. Das könne noch durch ein Abprallen an der Triggerlinie negiert werden. Für den weiteren Trendverlauf seien die kommenden Wochen entscheidend.

Geyer gibt am heutigen Montag um 12 Uhr eine charttechnische Analyse der NASDAQ und einiger dort gehandelter Einzelaktien. Kurzentschlossene können sich auf boerse-frankfurt.de/webinare kostenlos anmelden.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Im Zuge der Berichtssaison veröffentlichen hierzulande unter anderem TUI, Osram, Teamviewer, Deutsche Börse, ThyssenKrupp, Delivery Hero, Siemens Energy, Metro und Fraport ihre Zahlen.

Freitag, 12. Februar

8.00 Uhr. Großbritannien: Bruttoinlandsprodukt viertes Quartal. Trotz eines harten Lockdowns dürfte das Bruttoinlandprodukt laut Umfrage leicht um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt haben. Damit liegt der Wert immer noch rund 8 Prozent hinter dem Vorkrisen-Niveau. Auf Jahressicht beträgt der BIP-Rückgang etwa 10 Prozent. Mit einem anhaltend hohen Impftempo und finanzielle Unterstützung vonseiten der britischen Regierung erwarten Experten ab dem zweiten Quartal eine starke Erholung

von: Iris Merker

8. Februar 2021, © Deutsche Börse AG

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