FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - ETF-Anleger setzen mehrheitlich auf weiter steigende Kurse nordamerikanischer Aktien, Investments in italienische, britische und Schweizer Unternehmen verkaufen sie dagegen.

5. Juni 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Vor dem Hintergrund der unübersichtlichen Regierungsbildung in Italien und einer damit einhergehenden wachsenden Risikoscheu unter Anlegern verbuchen Händler ansehnliche Umsätze mit börsengehandelten Indexfonds. "Rund 38.000 ETF-Trades in einer Woche mit gefühlt zwei heimischen Feiertagen plus einem Bank Holiday in Großbritannien sind ausgesprochen stark", beschreibt Andreas Bartels von der Commerzbank. Auch die dahinterstehenden Volumina stimmten. Das meiste habe sich in den Aktiensegmenten entwickelter Märkte abgestimmt. "Insgesamt hatten wir mehr Zu- als Abflüsse."

Für Rick van Leeuwen wurde mit Formierung der neuen italienischen Regierung die Risikoscheu abgelegt. "Das große Sicherheitsbedürfnis gehört vorerst der Vergangenheit an", schätzt der Händler von IMC Markets. In Folge hätten sich Investoren unterm Strich vermehrt kleinen und mittelgroßen europäischen Aktien zugewandt. "Hier stehen Käufe im Vordergrund."

Das gestiegene Interesse an Nasdaq-ETFs führt van Leeuwen auf das deutliche Plus des technologielastigen Index in den vergangenen Tagen zurück. Dieser kratzt bei einem Stand von 7.165 Punkten fast am bisherigen Allzeithoch.

US-Aktien überzeugen

Ein Blick auf Bartels Bestenliste verrät: "Der Trend Richtung US-Aktien ist ungebrochen." Auf der Kaufseite rangierten S&P 500-Produkte (WKN DBX0F2) dicht hinter den meist gehandelten Euro Stoxx 50-ETFs. Das europäische Barometer gab vergangene Woche von gut 3.500 auf zeitweise unter 3.400 Zähler nach und erholte sich in Folge wieder auf 3.480 Punkte.

Auch die UniCredit spricht von einem Schwerpunkt hin zu Aktien der Industrienationen und macht dabei insgesamt starke Bewegungen in beide Richtungen mit einem leichten Kaufüberhang aus. Zumeist Zuspruch gebe es für Portfolios mit S&P 500- (WKNs A0YEDG, A1C5E9, A2H573) und Russel 2000-Aktien (WKNA2H582). Ausgeglichen auf beiden Seiten gehandelt würden Nasdaq- (WKNs 541523, 801498) und MSCI North America-ETFs (WKNs A2ATYS, A0J201).

Neben US-Aktien kämen bei Investoren verstärkt kanadische Werte etwa im in US-Dollar geführten MSCI Canada Index (WKN DBX0ET) zum Zug, aber auch in einer gegen Währungsschwankungen zwischen US- und kanadischen Dollar abgesicherten Version, die in Deutschland nicht angeboten wird (WKNA12D6F). "Bei beiden dominieren die Käufe", beschreibt Oliver Kilian, der ebenfalls von überdurchschnittlichem Interesse an ETFs berichtet. "Wir hatten doppelt so viele Umsätze wie im Durchschnitt."

Raus aus deutschen und italienischen Werten

In ihren Erwartungen hinsichtlich der weiteren Entwicklung heimischer Bluechips sind sich Anleger weitgehend einig. Produkte, die an die Entwicklung des DAX anknüpfen, führt Bartels in der Verkaufsstatistik ganz vorn.

Mit Blick auf die chaotische Regierungsfindung ist für Kilian die Abkehr von italienischen Unternehmen beispielsweise im S&P MIB (WKN A0BLNG) und FTSE Italia Mid Cap Net Tax Index (WKN LYX0RV) kaum überraschend. "Auffällig häufig trennten sich Anleger zudem von ihren Positionen mit Schweizer Aktien." Zur Disposition stünden Indexfonds, die sich am MSCI Switzerland Net Return Index (WKNs A1V7EE, A1W6DC) orientieren.

Britische Aktien auf der Verkaufsseite

Mit hohen Umsätzen werden britische Aktien-ETFs verkauft. Etwa verabschiedeten sich Anleger Kilian zufolge unterm Strich von MSCI UK-Smallcap-ETFs (WKNs A0X8R9) sowie von den Large- und Midcaps, die im MSCI United Kingdom Index (WKN A1W3AB) enthalten sind.

Euro Stoxx 50-Tracker (WKNs A14VTV, 593395, 794357) wurden laut Kilian rege gehandelt und tendenziell dabei zurückgegeben. Ebenfalls häufig gingen MSCI EMU Small Cap-ETFs (WKNs A0X8SE, LYX0W3) über den Verkaufstisch. Ansehnliche Umsätze in beide Richtungen gebe es für MSCI World-Tracker (WKNs A1C5E7, A0HGV0).

Emerging Markets-Tracker wenig gefragt

Schwellenländeraktien seien im Moment eher ein Randthema im ETF-Handel, wie Kilian anmerkt. Auf überschaubarem Niveau würden MSCI Emerging Markets-Positionen (WKNs A2H58J, A0HGWC, A111X9) in Summe aufgelöst. Die Umsätze in Länder-ETFs seien ganz vernachlässigbar. Die Kunden der Commerzbank verabschiedeten sich ebenfalls per Saldo von ihren MSCI Emerging Markets-Investments, die in Bartels Orderbüchern Platz zwei der von Anlegern meist verkauften ETFs belegen.

Banken spüren politischen Druck

Direkt dahinter folgten Stoxx Europe 600 Banks-ETFs (WKN 628930). Nach Auffassung von Kilian ist die Abkehr von Banken beispielsweise im MSCI Banks (WKN A0REJZ) und Stoxx Europe 600 Banks (WKN A0F5UJ) der Unsicherheit rund um Italiens politische Zukunft geschuldet.

Von: Iris Merker

5. Juni 2018, © Deutsche Börse AG

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