FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Auf der einen Seite bleibt Solides wie Bundesanleihen gefragt. Auf der anderen Seite kaufen Anleger aber auch gerne Unternehmensanleihen mit höheren Kupons - auch aus dem KMU-Segment.

21. August 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es hat sich wieder Unsicherheit breit gemacht an den Anleihemärkten: "Die Corona-Infektionszahlen steigen. Außerdem deutet das Protokoll der US-Notenbank auf eine viel langsamere Erholung der US-Wirtschaft hin", erklärt Arthur Brunner von der ICF Bank. Auch Analyst Ralf Umlauf von der Helaba verweist auf die Sorgen der Marktteilnehmer über ein Abbremsen der wirtschaftlichen Erholung. "Letztlich sind neben dem Pandemiegeschehen die Spannungen zwischen den USA und China und die Lage in Weißrussland ebenfalls Unsicherheitsfaktoren."

Sicheres ist daher wieder gefragt. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future liegt am Freitagmorgen bei 176,89 Punkten, zehnjährige Bundesanleihen rentieren mit minus 0,50 Prozent.

Ferratum, FCR Immobilien, Ekosem: Hohe Renditen gefragt

Im Handel mit Unternehmensanleihen macht sich einmal mehr der Hochsommer bemerkbar. "Die Umsätze sind wirklich mau", erklärt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Anleihen mit attraktiver Verzinsung finden aber weiter ihre Anhänger. Laut Brunner sind zum Beispiel Anleihen des Kleinkreditvermittlers Ferratum Capital Germany (WKN A2LQLF, A2TSDS) nach Veröffentlichung der über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen gefragt. Die Anleihen bieten 5,5 Prozent bis 2022 bzw. ebenfalls 5,5 Prozent bis 2023.

Gut an kommen außerdem weiter Douglas-Bonds (WKN A161MW). Die Parfümeriekette hatte schon vergangene Woche gute Zahlen gebracht. Der Kurs der Anleihe, die jährlich 6,25 Prozent Zinsen einbringt und bis 2022 läuft, ist seit Mittwoch vergangener Woche von 87 auf zwischenzeitlich 95 Prozent gestiegen. Aktuell sind es 93 Prozent.

Unter Druck gerieten hingegen Papiere von Paragon (WKN A2GSB8). "Die Zahlen der Paragon-Tochter Voltabox wurden verspätet bekannt geben und sind schlecht ausgefallen", stellt Brunner fest. Weiter hohe Umsätze meldet er für den Bond der Beteiligungsgesellschaft Aurelius Equity Opportunities (WKN A2SAP3).

Gesucht sind laut Daniel Anleihen von Ekosem-Agrar (WKN A2YNR0) mit Kupon von 7,5 Prozent und Laufzeit bis 2024, aber auch Papiere von FCR Immobilien (WKN A2TSB1) mit Kupon von 5,25 Prozent und gleicher Laufzeit.

Coreo AG mit neuer Anleihe

Aus dem Immobiliensektor kommt auch eine Neuemission, die ab nächstem Montag bis voraussichtlich 8. September gezeichnet werden kann, wie Daniel meldet: Die Immobiliengesellschaft Coreo AG (WKN A289D7) bietet 6,75 Prozent für fünf Jahre. Zum Vergleich: Die FCR Immobilien-Anleihe wird laut Daniel aktuell zu 98 Prozent gehandelt, was eine Rendite von 5,86 Prozent ergibt. Die Coreo AG mit Sitz in Frankfurt hat sich auf deutsche Gewerbe- und Wohnimmobilien spezialisiert. Mit der Anleihe sollen bis zu 30 Millionen Euro eingesammelt werden.

Immobilienbranche dominiert Neuemissionen

Die Immobilienbranche war übrigens wichtigste Branche bei den Neuemissionen im deutschen KMU-Segment im ersten Halbjahr 2020, wie eine Analyse der Investor Relations-Beratung IR.on zeigt: Von den 13 KMU-Anleiheemittenten kamen vier aus dem Immobiliensektor. Auf Rang zwei lag die Branche Lebensmittel & Getränke mit drei Emittenten. Im Durchschnitt aller Transaktionen erhöhte sich der Kupon krisenbedingt um 31 Basispunkte auf 5,54 Prozent. Während die Anzahl der Emissionen leicht auf 14 Anleihen stieg, reduzierte sich das platzierte Volumen deutlich um 40 Prozent auf 304,7 Millionen Euro. Verglichen mit dem angestrebten Zielvolumen der Anleiheemissionen von 455 Millionen Euro lag die Platzierungsquote bei durchschnittlich 67 Prozent.

"Kaum größere Verwerfungen zu erwarten"

Die Aussichten für Unternehmensanleihen generell sind dem Anleiheanalysten Cem Keltek von der Commerzbank zufolge gemischt: Zwar habe die Welle von Rating-Downgrades nachgelassen, die fundamentale Lage bleibe aber kritisch - auch wegen der Anzeichen, dass die Erholung der Wirtschaft an Fahrt verloren hat. "Da mit regionalen Corona-Beschränkungen in Europa, den Verhandlungen zum US-Haushaltspaket und den Spannungen zwischen den USA und China weitere Risikofaktoren bestehen, kann es jederzeit moderate Rücksetzer geben."

So lange es allerdings keinen umfassenden Lockdown gebe, werde es wohl kaum zu größeren Verwerfungen kommen. "Vielmehr dürfte auf etwas längere Sicht die Suche nach Rendite und die Unterstützung durch die Zentralbanken insbesondere bei Euro-Unternehmensanleihen mit Investment Grade-Rating der dominierende Treiber bleiben."

von: Anna-Maria Borse

21. August 2020, © Deutsche Börse AG

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