FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach dem Einbruch an den Aktienmärkten nutzt so mancher Anleger die aktuellen Kurse zum Einstieg. Gefragt sind ETFs mit europäischen, nordamerikanischen und japanischen Standardwerten. Bei Festverzinslichem zählt die höhere Rendite von US-Staatsanleihen.

13. Februar 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Vor dem Hintergrund stärkerer Schwankungen an den Aktienmärkten hatten ETF-Händler alle Hände voll zu tun. "Sowohl private als auch institutionelle Investoren waren in der vergangenen Woche ausgesprochen aktiv", berichtet Frank Mohr. Die mit 75.000 enorm hohe Anzahl an Transaktionen zeige, wie liquide der ETF-Markt ist. "Ohne dass es zu großen Verschiebungen kommt, können Anleger jederzeit verkaufen oder kaufen." In Phasen wie diesen sei das besonders wertvoll. Über alle Anlageklassen hinweg hielten sich bei der Commerzbank Zu- und Abflüsse in etwa die Waage.

Rick van Leeuwen beurteilt die Entwicklung ähnlich. "Es ist schön zu beobachten, wie ETFs in Europa immer mehr angenommen werden", meint der Händler von IMC Financial Markets und hebt nochmals die einfache Handelbarkeit der Produktgattung hervor. Je nach Marktlage sei das ETF-Volumen teils zwei bis dreimal höher ausgefallen als in durchschnittlichen Zeiten. Mittlerweile bewege sich zwar vieles wieder in gewohnten Bahnen. Die nach wie vor vorhandene Volatilität deute aber auf eine größere Wachsamkeit der Anleger.

Diese ist nach Ansicht der Helaba durchaus geboten. Die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen raten dazu, dem Rebound an der Wall Street am Freitag und den Kursgewinnen in Europa zum Wochenstart nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Hierzulande befinde sich der DAX über alle Zeitfenster hinweg im intakten Abwärtstrend. Zudem könnten politische Ereignisse wie der SPD-Mitgliederentscheid zur großen Koalition am Sonntag und der am 4. März anstehende Urnengang in Italien für Unruhe an den Märkten sorgen.

Die Breite zählt

"Donnerstag und Freitag fühlten sich an wie Großkampftage", resümiert Florian Lenhart von der UniCredit. Trotz Zuflüssen gegen Ende der Woche, trennten sich Anleger mit einem leichten Überhang von MSCI USA- (WKN 622391) und S&P 500-Produkten (WKNs A1JX53, A0YEDG). Gleichzeitig seien Nasdaq-Tracker nahezu ausschließlich abgestoßen worden.

US-Aktien, allem voran Tracker des S&P 500, führt Mohr hingegen zu fast 60 Prozent auf der Kaufseite. "Insbesondere in den vergangenen zwei Handelstagen dominierte der Zuspruch", stimmt van Leeuwen zu.

Vertrauen ist vorhanden

Mit Blick auf das entwickelte Europa macht Lenhart Kaufinteresse an Euro Stoxx 50-ETFs (WKNs DBX1ET, 593395, ETF001) verschiedener Anbieter aus. Gleichzeitig deckten sich Investoren zumeist mit DAX-Werten (WKNs ETFL01, ETFL06, A0X899) ein. Indexfonds auf den breiter aufgestellten Stoxx Europe 600 (WKNs 263530, DBX1A7), der die 600 nach Börsenwert größten Unternehmen aus 18 europäischen Ländern enthält, würden hingegen überwiegend abgestoßen. "Hier ist relativ viel rausgekommen."

Die Kunden der Commerzbank scheinen uneins hinsichtlich der weiteren Reise deutscher Bluechips. "DAX-Werte belegen in unserer Umsatzstatistik den zweiten Rang und wurden gleichermaßen in beide Richtungen gehandelt."

Nitesh Shah spricht von den höchsten Zuflüssen in Indexfonds mit europäischen Aktien seit 2016. Investoren beurteilen die gegenwärtigen Abwärtstendenzen scheinbar als vorübergehend, wie der Analyst von ETF Securities daraus schließt.

Blick in die zweite und dritte Reihe

Kleinere und mittelgroße Unternehmen in Europa und Japan rückten in der Anlegergunst ebenfalls nach vorn. Van Leeuwen beobachtet Zuflüsse beispielsweise in Produkten auf den Euro Stoxx Small Index (WKN A0DPMZ) und MSCI Japan Small Caps Index (WKN A0Q1YX). "In Börsenzeiten wie diesen ist das eher ungewöhnlich." Auch japanische Standardwerte fänden überwiegend Abnehmer. Investoren vertrauten häufiger als nicht auf Tracker des MSCI Japan (WKN A0DK60).

Treasuries locken mit steigenden Renditen

Die Umsätze mit Rentenwerten beschreibt Lenhart als ansehnlich. Anleger setzten bevorzugt auf europäische Staatsanleihen mit kurzen (WKN A0X8SK) und mittleren (WKN A0X8SL) Laufzeiten. "Bei beiden dominieren die Zuflüsse." Ein- bis dreijährige und (WKN A0J202) und sieben- bis zehnjährige US-Staatsanleihen (WKN A0LGP4) kämen ebenfalls häufig zum Zuge. "Hier gab es fast nur Käufe." Wie in der Vorwoche gehörten Tracker des Barclays Capital Euro Treasury Bond Index (WKN A0RL83) und iBoxx EUR Sovereigns Eurozone Total Return Index (WKN DBX0AC) bei der UniCredit zu den meist beliebtesten und in Summe gekauften Werten.

von: Iris Merker

13. Februar 2018, © Deutsche Börse AG

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