FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - von Uli Kühn, ETF Magazin

40 Prozent des Risikos bei Aktieninvestments und ganze 95 Prozent bei Anleihen entstehen durch Währungsschwankungen. Wer dieses Risiko unaufwendig absichern möchte, kann dies gut über gehedgte ETFs lösen. Das ETF Magazin stellt verschiedene Methoden der Emittenten und einzelne Produkte vor.

18. Dezember 2017. München (ETF Magazin). "Die Schwankungen beim Wechselkurs sind eine Quelle der Unsicherheit", attestierte kürzlich EZB-Chef Mario Draghi. Euro-Investoren mit US-Wertpapieren werden zustimmen. So hätte ein Investment in den US-Aktienmarkt von Jahresanfang bis Anfang November in Euro etwa 4 Prozent Gewinn gebracht. Investoren aus dem US-Dollar-Raum können sich dagegen über mehr als 15 Prozent Zuwachs freuen. Bei Renteninvestments können sich Wechselkursschwankungen angesichts der niedrigen Anleihenrenditen richtig dramatisch auswirken. Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds werden bei Anleiheninvestments bis zu 95 Prozent des Gesamtrisikos durch Währungsschwankungen erklärt. Bei Aktien trage die Währungskomponente immerhin mit 40 Prozent zum Risiko bei.

Hedging für jeden

Die Absicherung gegenüber Währungsschwankungen stellt jedoch für manchen Anleger eine Herausforderung dar. Selbst institutionelle Investoren dürfen sich teilweise nicht mit Derivaten absichern oder scheuen den Aufwand. Eine Lösung können ETFs sein, bei denen die Absicherung des Währungsrisikos bereits integriert ist. Seit einiger Zeit offerieren mehrere Fondsgesellschaften solche Indexfonds für verschiedene Aktien- und Anleihenkörbe.

Etwa 20 dieser ETFs sind an der deutschen Börse gelistet. Fast alle diese Fonds hedgen entweder den Euro-Dollar-Kurs oder den Euro gegenüber dem japanischen Yen. "Viele unserer institutionellen Kunden schätzen es, wenn ein ETF die Währungsabsicherung gleich mitliefert", sagt etwa Peter Scharl, ETF-Chef bei Blackrock (iShares). Begründung: "Bei währungsgesicherten ETFs müssen sie das Währungshedge nicht selbst aufsetzen und auch nicht über ihre internen Systeme nachhalten."

Die ETF-Anbieter sichern ihre Portfolios in der Regel über Devisenterminkontrakte, die monatlich erneuert werden. So wird bei der Deutschen Asset Management (db x-trackers) der Indexstand zum Monatsende in Höhe des jeweiligen Fondsvolumens über Terminkontrakte mit einmonatiger Laufzeit abgesichert. "Damit sind Währungsschwankungen für den ETF- Anleger wesentlich reduziert", erklärt ETF-Chef Simon Klein und stellt einen weiteren Vorteil heraus: Bei währungsgesicherten ETFs erfolge die Währungssicherung innerhalb des Fondsportfolios und damit im rechtlichen Rahmen des UCITS-Sondervermögens. Deshalb seien gehedgte ETFs auch für Investoren mit eingeschränkten Investitionsmöglichkeiten zugelassen. Die Investoren müssten also keine Derivate ins Depot nehmen, sondern einen regulären Investmentfonds.

Ein vollständiger Schutz vor Währungsschwankungen ist mit der relativ preiswerten monatlichen Absicherung allerdings nicht gegeben. Manche Anbieter, etwa die französische Amundi, haben sich daher für eine Absicherung auf täglicher Basis entschieden. Dadurch können die entsprechenden ETFs ihrem Basisindex in Heimatwährung noch enger folgen. Positiv daran ist, dass Käufer höhere Kosten auf Grund der täglichen Absicherung müssen Käufer dieser ETFs nicht zwangsläufig befürchten müssen.

Vor zwei Jahren standen währungsgesicherte ETFs für japanische Aktien im Fokus von Anbietern und Investoren. Der Einsatz lohnte. Beflügelt durch die starke Abwertung des Yen, marschierte die Börse stramm nach oben. Wer mit einem währungsgesicherten ETF auf den Topix-Index der Tokio Stock Exchange in Nippon-Aktien investierte, war voll dabei. Noch immer sind diese ETFs gefragt. So stecken etwa im Amundi-Topix-Euro-Hedged-Daily-ETF deutlich mehr als eine Milliarde Euro - obwohl dieser ETF zu den teuersten ETFs mit Währungssicherung gehört. Derzeit dürften allerdings eher währungsgesicherte ETFs für US-Wertpapiere auf das Interesse der Anleger stoßen.

Angenehm: Währungsgesicherte ETFs für den US-Markt kommen zumeist mit niedrigeren Kosten als die Japan-Fonds daher. So glänzt etwa der Source-S&P-500-ETF - EUR Hedged mit einer Total Expense Ratio (TER) von nur 0,05 Prozent - bei einer Absicherung des Wechselkursrisikos zwischen Euro und Dollar auf Tagesbasis. Damit ist der Fonds der britischen Gesellschaft Source sicher einer der preiswertesten währungsgesicherten ETFs auf den S&P-500-Index. Der gerade von Invesco übernommene ETF-Anbieter weist allerdings fairerweise darauf hin, dass in der TER nicht alle Kosten enthalten sind. So fehlten in der Gesamtkostenrate dieses synthetisch replizierenden ETF die Gebühren für den involvierten Wertpapier-Swap. Mit diesen Kosten komme der Source-ETF auf etwa 0,2 Prozent pro Jahr.

Eine Alternative zum Source-ETF bietet die Schweizer UBS mit dem UBS-MSCI-USA- 100 %-hedged-to-EUR-ETF. Dieser bildet den MSCI-USA-Index ab, der 85 Prozent der frei verfügbaren Aktien des US-Aktienmarkts repräsentiert. Der UBS-Fonds wird zwar mit etwas höheren laufenden Kosten als der Source-ETF angeboten, repliziert dafür aber seinen Index physisch, indem er auf Swaps verzichtet und stattdessen tatsächlich in die Indexaktien investiert.

Bei diesem ETF wird das Portfolio auf Monatsbasis gegen Währungsschwankungen abgesichert. Das scheint für viele Investoren kein Nachteil zu sein: Mit einem Fondsvolumen von fast einer Milliarde Euro gehört das UBS-Produkt zu den größten ETFs mit Währungssicherung. Damit ist der Fonds auch wesentlich größer als der Source-ETF. Ein ausbaufähiges Volumen von bislang rund 150 Millionen Euro weist auch der Amundi- NASDAQ-100-Daily-EUR-Hedged-ETF auf. Dieser Fonds repliziert den Nasdaq-100-Index synthetisch mit Absicherung auf täglicher Basis.

Selbst für Faktor-Strategien mit US-Aktien gibt es seit Kurzem ETFs mit Währungssicherung. Sie basieren auf MSCI-Faktor-Indizes und werden von der Schweizer UBS angeboten. Verfügbar sind unter anderem ETFs für die Low-Volatility-Strategie oder für Value-Aktien. Bislang liegt das Vermögen dieser ETFs allerdings deutlich unterhalb der 100-Millionen- Euro-Grenze.

Anleihen im Fokus

Im Rentenbereich sind inzwischen ebenfalls zahlreiche ETFs mit Währungssicherung verfügbar. So bietet die Deutsche AM den db-x-trackers-Barclays- Global-Aggregate-Bond-EUR-Hedged-UCITS-ETF an. Der ETF basiert auf einem Indexportfolio aus rund 15.000 Anleihen und bildet somit das weltweite Universum der Investment-Grade-Anleihen ab - mit Bonitäten von AAA bis BBB und über den gesamten Laufzeitenbereich. Das Währungsrisiko wird "weitgehend reduziert", erklärt die Fondsgesellschaft. Diesen synthetisch replizierenden ETF gibt es sowohl als Euro-gesicherte Tranche als auch als USD- beziehungsweise CHF-gesicherte Variante.

Die UBS bietet mehrere währungsgesicherte ETFs mit Unternehmensanleihen. Der UBS- Barclays-US-Liquid-Corporates-hedged-to-EUR-ETF hält ein breit gestreutes Portfolio liquider US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade. Der nach Marktkapitalisierung gewichtete Index folgt dem Barclays-US-Liquid-Corporates-Index, der rund 520 Anleihen enthält. Der ETF repliziert den Index physisch mit einem Optimierungsverfahren, für das nur etwa 450 Titel benötigt werden. Die enthaltenen Anleihen kommen überwiegend von Unternehmen aus der US-Industrie, etwa 30 Prozent der Anleihen haben Finanzinstitute emittiert. Die Mehrzahl der Anleihen hat ein Rating von A- und darunter und eine eher lange Laufzeit. Die Duration liegt nach UBS-Angaben bei 7,9. Als Belohnung bietet der ETF dafür aber eine durchschnittliche Rendite zur Endfälligkeit von deutlich mehr als drei Prozent.

Zwei Risiken eliminiert

Für Investoren, die steigende US-Zinsen fürchten, bietet die UBS eine Variante mit kürzeren Laufzeiten. Der UBS-Barclays-US-Liquid-Corporates-1-5-Year- (hedged to EUR-)ETF enthält 180 Investment-Grade-Anleihen in einem Laufzeitenbereich von ein bis fünf Jahren. Die durchschnittliche Duration des ETF-Portfolios beträgt aktuell 3,1. Hinsichtlich der Branchenverteilung finden sich in diesem ETF etwas mehr Papiere aus der Finanzbranche (40 Prozent), deren Rating ebenfalls eher im unteren Investment-Grade- Bereich angesiedelt ist. Die durchschnittliche Verfallrendite der Anleihen beträgt derzeit 2,2 Prozent.

Zur Währungsabsicherung wird bei dem UBS-ETF eine kostengünstige Methode verwendet: Die Währungen werden abgesichert, indem Ein-Monats-Fremdwährungs-Forwards verkauft werden. Der Betrag der verkauften Forwards des letzten Handelstags im Monat entspricht der Emissionsgrößengewichtung der im Index enthaltenen Wertpapiere. Diese werden einen Handelstag vor dem ersten Kalendertag des Folgemonats in der jeweiligen Währung bewertet. Der daraus resultierende Gewinn oder Verlust wird realisiert und neu investiert oder, im Fall eines Devisenverlusts, entsprechend aufgestockt. Danach wird ein neuer Devisenterminkontrakt eröffnet.

Wer noch mehr Sicherheit in Bezug auf steigende Zinsen sucht, sollte sich einen ETF der französischen Gesellschaft Amundi ansehen. Der Amundi-Floating-Rate-US-Corporates-ETF repliziert den Index Markit-iBoxx-USD-Liquid-FRN-Investment-Grade-Corporates- 100. Der Index enthält 40 bis 100 US-Floater mit Investment-Grade, überwiegend mit Ratings von A bis AA. Zwei Drittel wurden von Finanzinstituten emittiert. Bei einer Duration von nur 0,1 bietet der währungsgesicherte ETF eine Rendite von fast 2,5 Prozent. Kein Wunder, dass in diesem ETF inzwischen fast vier Milliarden Euro stecken.

Sogar der Renditevorsprung der Schwellenländer-Anleihen lässt sich inzwischen mit einem ETF ohne Wechselkursrisiko sichern. So hält etwa der von Blackrock angebotene iShares JPM USD EM Bond EUR Hedged fast 400 Schwellenländer-Anleihen, die in US-Dollar denominiert sind. Blackrock bietet den Fonds sowohl in einer Dollar-Version als auch in gehedgten Varianten für Investoren aus dem Euro-Raum und der Schweiz an. Das Konzept findet Zuspruch: Auch dieser Fonds ist mit einem Volumen von mehr als zwei Milliarden Euro ein ETF-Schwergewicht.

von Uli Kühn. © Dezember 2017, ETF Magazin

Dieser Artikel stammt aus dem aktuellen ETF Magazin.

Das ETF Magazin erscheint quartalsweise in Zusammenarbeit mit Focus Money und richtet sich an Berater, Vermögensverwalter und Portfoliomanager, ist aber sicher auch für informierte Anleger interessant.

Sie können sich das Magazin auf boerse-frankfurt.de als PDF herunterladen.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)