FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anleger positionieren sich in Aktien der Industrienationen und achten dabei zunehmend auf ethische und soziale Belange. Bei Anleihen-ETFs zählt die Rendite.

12. August 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Sommerlich leicht geht es laut Händler derzeit im ETF-Geschäft zu. "Es ist ferienbedingt deutlich ruhiger geworden", fasst Oliver Kilian von der UniCredit zusammen. Allerdings gebe es auch aktivere Tage. "Bei Aktien-ETFs sehen wir einen Käufermarkt." Dabei konzentrierten sich Anleger zumeist auf Unternehmen der Industriestaaten. "Emerging Markets spielen bei unseren Kunden aktuell kaum eine Rolle."

Faible für europäische und US-Standardaktien

Zu den Highlights zählt Kilian Positionierungen im S&P 500 und nennt beispielhaft ein Produkt von Spyder (WKN A1JULM). Mit 500 der größten börsennotierten US-Unternehmen schaffte der Index in der vergangenen Woche abermals ein Plus und liegt mit 3.360 Punkten mittlerweile wieder auf dem Vorkrisen-Niveau. ETFs, die auf dem MSCI USA Socially Responsible Index (WKN A2JSDB) basieren, landeten ebenfalls in den Depots. Das gelte auch für den MSCI Europe SRI (WKN A2JSDC). "Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein Dauerthema im Kundengespräch."

Oliver Kilian

Kilian

Aufwärtspotenzial scheinen Anleger ebenfalls in MSCI Europe-Aktien (WKN DBX1ME) zu vermuten. "Auch hier überwiegen die Zuflüsse." Zu den meist gesuchten Einzelländer-Aktien gehörten FTSE 100-ETFs (WKN DBX1DA) mit britischen Unternehmen.

"Auch bei Standardwerten überwiegen die Zuflüsse."

Investoren positionierten sich nach den Verlusten des Nasdaq 100 der vergangenen Woche wieder verstärkt in entsprechenden Trackern (WKN A0F5UF). Auch Heucin meldet Nettozuflüsse für Nasdaq 100-ETFs (WKN A0YEDL).

Lust auf Rohstoffe

"Platin (WKN A0N62D), Natural Gas (WKN A0KRJ3) und Bitcoins (WKN A2CBL5) gehören bei uns zu den auffälligsten Themen", berichtet Andreas Schröer von Lang & Schwarz und spricht von überwiegenden Zuflüssen zu entsprechenden Produkten. Anleger vertrauten zudem auf Weltaktien im MSCI World.

Auf der Suche nach höheren Erträgen

Im Fixed Income-Bereich deckten sich Kilians Kunden tendenziell mit hochverzinsten Unternehmensanleihen ein. Gesucht seien Tracker des Markit iBoxx USD Liquid High Yield Capped Index (WKN A2DUCX), der Corporate Bonds mit einem Rating unterhalb Investment Grade enthält. Die Gewichtung einzelner Emittenten ist aus Gründen der Diversifizierung auf 3 Prozent begrenzt.

Am besten breit aufgestellt

Die Verteilung von Risiken auf viele Schultern ist auch aufgrund überproportional steigender Kurse von Technologieaktien zunehmend ein Thema. John Rekenthaler von Morningstar geht beispielsweise der Frage nach, ob die MAAFAA-Dominanz - damit sind Microsoft, Apple, Amazon, Facebook, zweimal Alphabet gemeint - in Indizes wie dem S&P 500 ein Warnsignal sein könnte. Die Top-Zehn Aktien im S&P 500 kämen derzeit auf einen Anteil von gut 27 Prozent, Technologieaktien machen demnach etwas über 23 Prozent aus. Anleger sollten nach Ansicht von Rekenthaler damit rechnen, dass die glamourösen Technologie-Aktien an Bedeutung verlieren könnten. Investoren sollten genau hinsehen, welche Unternehmen sich hinter ihren Indexfonds verbergen und entsprechend breit streuen.

Klumpen-Risiken erkennen

Das gilt für alle ETF-Positionen im Depot. Insbesondere in Länderindizes mit einer geringen Anzahl an Aktien können einzelne Werte oder Sektoren einen unerwünscht großen Einfluss auf die Entwicklung nehmen.

Wie stark die Performance-Unterschiede von Länder-Indizes vor dem Hintergrund der weltweiten Pandemie sein können, hat die Sutor Bank anhand ausgewählter Portfolios berechnet. In den sechs Monaten von unmittelbar vor der Corona-Krise bis zum 28. Juli reicht die Spanne von minus 1,1 Prozent beim S&P 500 bis minus 23,7 Prozent beim spanischen Ibex.

Auf Sicht von einem Jahr komme der Ibex auf minus 21,6 Prozent. Der schwedische OMX Stockholm schneide in dem Vergleich mit plus 9,1 Prozent am bestem ab und lasse sogar den S&P 500 hinter sich. Sutor unterstreicht, dass der schwedische Index im Gegensatz zum S&P 500 nur einen geringen Technologie-Anteil von 12 Prozent hat. Am stärksten sei der Industriesektor mit etwa 38 Prozent vertreten, gefolgt von Finanzwerten mit 23 Prozent.

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Rebalancing

Die meisten Indizes - dazu gehört der DAX - gewichten die zugehörigen Aktien nach Marktkapitalisierung. Weil sich durch steigende und fallende Kurse eine ursprünglich festgelegte Portfoliostruktur verschieben kann, sollten längerfristig orientierte Anleger regelmäßig eine Umschichtung vornehmen.

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von: Iris Merker

12. August 2020, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)