FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Klar, dass US-Aktien zuletzt besonders beachtet wurden. Anders als in den Vorwochen ist aber die Richtung jetzt unklar: Einige Anleger kaufen, andere verkaufen.

13. November 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Nervosität an den Märkten sorgt weiter für hohe Umsätze im ETF-Handel, die Richtung ist jetzt aber nicht mehr so eindeutig. Oliver Kilian von der Unicredit Group berichtet von einer sehr starken Verkaufsbewegung. Besonders US-Aktien seien abgestoßen worden, aber auch europäische. Dagegen verzeichnete die Commerzbank hohe Zuflüsse in US-Werten. "Europäische Aktien waren ebenfalls gefragt", meldet Andreas Bartels.

Nach einer kleinen Erholung in den vergangenen drei Wochen hat der DAX in dieser Woche wieder den Rückwärtsgang eingelegt und ist am gestrigen Montag auf 11.325 Punkte abgerutscht. Auch an der Wall Street ging es gestern kräftig nach unten. Am Dienstagmorgen zeigt sich der DAX mit 11.398 Zählern wieder etwas fester.

Die Händler haben weiter viel zu tun: "Mit rund 42.000 ETF-Transaktionen war die vergangene Woche ruhiger als die Vorwoche, aber immer noch gut", erklärt Bartels. Die neue Woche startete hingegen ruhiger - trotz der Nervosität um Italien. An diesem Dienstag endet die Frist für die Überarbeitung des von der EU-Kommission zurückgewiesenen Haushaltsentwurfs. Ein Einlenken der Italiener wird am Markt nicht erwartet.

Kommt nun auch in den USA der Dämpfer?

Wegen den Zwischenwahlen richtete sich der Blick der Anleger gen USA. In diesem Jahr sind sie mit US-Investments bislang gut gefahren: Der Dow Jones hat zuletzt zwar auch abgeben müssen, liegt aber aktuell nur 5 Prozent unter seinem Allzeithoch von Anfang Oktober und kommt seit Jahresanfang - anders als der DAX und viele andere Indizes - immer noch auf ein deutliches Plus. Beim breiter angelegten S&P 500 sieht es ähnlich aus.

Kilian zufolge standen US-amerikanische Aktien auf den Abgabelisten, etwa mit MSCI USA- (WKN A1W5DE, A1XB5V), S&P 500- (WKN 622391) und S&P Small Cap 600-Trackern. Bartels meldet hingegen umfangreiche Käufe von US-Aktien, vor allem von S&P 500-ETFs.

Hin und her bei Euro Stoxx-Trackern

Auch in europäischen Aktien ist das Bild gemischt. Bartels meldet einen Kauf-, Kilian einen Verkaufsüberhang, konkret in Euro Stoxx 50- (WKN 593395, DBX1ET) und MSCI EMU-ETFs (WKN 633611, A1MZWQ). In DAX-Trackern wie dem iShares DAX (WKN 593393) hielten sich Zu- und Abflüsse laut Kilian noch die Waage. Höhere Umsätze von ETFs, die italienische Aktien abbilden, verzeichneten beide Händler nicht.

Abgesehen davon bleiben MSCI World-Tracker für Anleger interessant, Kunden der Unicredit kauften etwa den iShares Core MSCI World (WKN A1RPWH). Durch den hohen US-Anteil liegt der Index seit Jahresanfang noch leicht im Plus.

Abgaben in lateinamerikanischen Aktien

Im Schwellenländerbereich trennen sich Anleger den Händlern zufolge vor allem von lateinamerikanischen Aktien (WKN A0NA45). Die Börse in São Paulo hatte den Wahlsieg des Rechtspopulisten Jair Bolsonaro Ende Oktober erst gefeiert, zuletzt ging es aber wieder nach unten.

In breit streuenden Emerging Markets-ETFs ist das Bild gemischt: Während die Commerzbank von Abflüssen berichtet, meldet Unicredit Zuflüsse, etwa beim Amundi MSCI Emerging Markets (WKN A2H58J), iShares Core MSCI Emerging Markets (WKN A111X9) und Xtrackers MSCI Emerging Markets (WKN A12GRV). MSCI Emerging Markets-ETFs haben in diesem Jahr verloren, konnten zuletzt aber wieder etwas zulegen.

Energiewerte gefragt

Im Handel mit Branchen-ETFs machte sich der Ölpreisrutsch bemerkbar: Der Preis für ein Barrel der Sorte Brent ist in den vergangenen Wochen von über 86 auf 69 US-Dollar gefallen. Auch die Aktien der Branche haben nachgegeben. Anleger rechnen aber offenbar mit einer Erholung: Wie Kilian berichtet, wurde der SPDR MSCI Europe Energy (WKN A1191P) eindeutig gekauft. Seit Jahresanfang kommt der ETF auf ein Plus von 7,6 Prozent.

Smart Beta-ETFs mit hohen Gewinnen

Im Smart Beta-Bereich verabschiedeten sich Anleger vom iShares Edge S&P 500 Minimum Volatility (WKN A1J784) und setzten stattdessen auf den iShares MSCI World Momentum Factor (WKN A12ATF) und den iShares Edge MSCI World Minimum Volatility USD (WKN A1J781), wie Kilian beobachtet hat: "Auch hier geht der Trend also heraus aus den USA."

Alle drei haben sich in den vergangenen drei Jahren sehr gut geschlagen: Der iShares Edge S&P 500 Minimum Volatility hat in den letzten drei Jahren um 9,75 Prozent p.a. zugelegt, seit Anfang dieses Jahres sind es 9,5 Prozent. Der iShares MSCI World Momentum Factor kommt für die vergangenen drei Jahre auf 11,1 Prozent p.a., der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility USD immerhin noch auf 7,9 Prozent, seit Jahresanfang sind es 10 und 8,9 Prozent.

Bond-Markt durchwachsen

Im Handel mit Anleihen-ETFs fehlt ebenfalls das eindeutige Bild: Laut Bartels greifen Anleger derzeit bei US-Treasuries mit Laufzeit von 1 bis 3 und 3 bis 5 Jahren zu, ebenso bei europäischen Unternehmensanleihen. Verkauft wurden dagegen Geldmarkt- und geldmarktnahe ETFs.

Kilian zufolge wurden US-Staatsanleihen sowie High Yield-Unternehmensanleihen in Euro (WKN A1C3NE) ge- und verkauft. Abgegeben worden seien vor allem Floater (WKN A2H59D) und High Yield-Unternehmensanleihen in US-Dollar (WKN A1H5UN) sowie Emerging Markets-Bonds in lokaler Währung (WKN A1JADV).

von: Anna-Maria Borse,

13. November, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)