FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Akteure an den Börsen sind nervös, Staatsanleihen - selbst aus Italien oder Griechenland - sind da wieder gesucht. Eine Verkaufswelle bei den höherverzinslichen Unternehmensanleihen ist aber nicht in Sicht.

29. Januar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Plötzlich ist die Nervosität zurück. Die Aktienmärkte sind unter Druck, Staatsanleihen wieder gefragt. Die Gründe sind bekannt: Corona und mögliche Mutationen, fehlende Impfstoffe, kein Ende des Lockdowns absehbar. Für Unruhe sorgt aber auch der Fall Gamestop. Kleinanleger haben sich in Online-Foren zusammengeschlossen, um die Aktie des US-Spieleunternehmens in die Höhe zu treiben und damit gegen Gamestop wettenden Hedgefonds das Geschäft zu verderben. Die Turbulenzen belasten mittlerweile den ganzen Markt.

Da setzen Anleger lieber auf Staatsanleihen: Sämtliche Neuemissionen - sei es von Österreich, sei es von Griechenland - erfreuten sich diese Woche guter Nachfrage, wie Arthur Brunner von der ICF Bank meldet. Auch die Regierungskrise in Italien hinterlässt keine Spuren. "Die Risikoaufschläge italienischer Staatanleihen gegenüber Bundeanleihen gingen sogar leicht zurück." Das ist nach Ansicht von Cem Keltek von der Commerzbank nicht alleine auf EZB-Anleihenkäufe zurückzuführen. "Vielmehr setzen die Investoren wohl darauf, dass eine neue pro-europäische Regierung zustande kommen wird." Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist wieder unter minus 0,5 Prozent gefallen, am Freitagmorgen sind es minus 0,53 Prozent.

Kein Verkaufsdruck bei Corporates

Größere Abgaben von höher rentierlichen Unternehmensanleihen durch die gestiegene Unsicherheit am Markt sieht Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank allerdings nicht. "Bei uns ist es im Moment eher so, dass sich die Anleger bei steigender Volatilität zurückhalten und nichts machen."

Erste Zahlen der Otto Group für das Ende Februar endende Geschäftsjahr 2020/2021 führten zu Verkäufen der bis 2026 laufenden Otto-Anleihe mit Kupon von 2,625 Prozent (XS1979274708), wie Daniel berichtet. Offenbar nehmen Anleger Gewinne mit: Der Bond, dessen Kurs im Rahmen des Corona-Crash im März 2020 auf 75 Prozent gefallen war, wird jetzt wieder zum Vorkrisenkurs von 106 Prozent gehandelt. Käufe meldet der Händler hingegen für Papiere der Württembergische Lebensversicherung AG () mit Kupon von 5,25 Prozent und Fälligkeit 2044. Auch Daimler-Anleihen (DE000A169NC2) standen auf den Einkaufslisten, während Papiere von BMW (XS1396261338) abgegeben wurden.

"Wenn Unternehmen liefern, kaufen Anleger"

Weiter gut nachgefragt ist Brunner zufolge die Anleihe von Media and Games Invest (SE0015194527). "Die profitieren vom Lockdown." Auch andere Hochzinsanleihen sind gefragt, etwa die der SGL TransGroup International (SE0013101219) und die von Ferratum (SE0011167972, SE0012453835). "Ist das Geschäftsmodell überzeugend und die Unternehmen liefern, dann kaufen Anleger auch - trotz höherer Volatilität am Markt", bemerkt Brunner. Nachgefragt sind auch Papiere der PREOS Global Office Real Estate & Technology (DE000A254NA6). "Das liegt aber wohl an der Meldung, dass ein neuer Investor das Unternehmen übernehmen könnte."

Trotz Nullkupon gesucht ist laut Brunner auch eine bis 2028 laufende KfW-Anleihe (XS2209794408), ebenso ein Langläufer von SNCF mit Kupon von 1 Prozent und Fälligkeit 2061 (FR0014001JM8).

Pandion kann aufstocken, Neues von S-Immo

Die Neuemission der Immobiliengesellschaft Pandion stieß auf so große Nachfrage, dass das Volumen von 30 auf 45 Millionen aufgestockt werden konnte, wie Brunner berichtet. Der Bond bietet 5,5 Prozent, läuft fünf Jahre (DE000A289YC5) und wird aktuell zu 100,15 Prozent gehandelt.

Neues gab es diese Woche von der österreichischen S-Immo AG, wie Rainer Petz von Oddo Seydler berichtet. Der Green Bond der Immobiliengesellschaft ist 2028 fällig und bietet 1,75 Prozent im Jahr (AT0000A2MKW4). "Da sehen wir durchaus Umsatz", stellt der Händler fest. Die Stückelung liegt bei kleinanlegerfreundlichen 500 Euro.

von: Anna-Maria Borse

29. Januar 2021, © Deutsche Börse AG

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