FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Mit den Verlusten am Aktienmarkt kehren Anleger europäischen Werten den Rücken. Gegen den Trends werden britische Aktien gekauft - trotz ungelöster Brexit-Konditionen. Bei Unternehmensanleihen zählt die höhere Rendite.

12. Februar 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Viel Bewegung, kaum Tendenzen: So beschreiben Händler das ETF-Geschäft der vergangenen Woche. "Über alle Anlageklassen hinweg überwiegen bei uns mit 52 Prozent die Zuflüsse", meldet Carsten Schröder von der Commerzbank, der das Aufkommen von gut 38.000 ETF-Trades als ansehnlichen Durchschnitt beschreibt. Mit einem Anteil von 80 Prozent spielten Aktien-ETFs eine schwächere Rolle als sonst. Rentenwerte kämen auf ansehnliche 17 Prozent. Mit einem leichten Kaufüberhang führt der Händler S&P 500- und MSCI World Tracker. "Beide belegen in unserer ETF-Statistik auf der Kauf- und Verkaufsseite Spitzenränge."

Britische Aktien ins Depot

Dauerbrenner wie der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie nach unten angepasste Wachstumserwartungen drückten die Kurse wichtiger europäischer Börsen, wie Rick van Leeuwen von IMC anmerkt. Das beschäftige ETF-Anleger, die sich etwa von Euro Stoxx 50-Werten zumeist verabschiedeten. Trotz offener Punkte im Brexit-Poker fänden Investoren an britischen Werten beispielsweise im FTSE 250 (WKN A12CX0) derweil überwiegend Gefallen. Der Index enthält die 250 größten an der Londoner Börse gelisteten Unternehmen unterhalb der Werte im Leitindex FTSE 100. Tracker des FTSE All Share (WKN ETF080) landeten ebenfalls verstärkt in den Depots.

Schröders Kunden favorisierten Fonds, die sich am MSCI UK orientieren. "Produkte auf den Index belegen den vierten Rang in unserer Umsatzliste."

Auch Florian Lenhart von der UniCredit beschreibt die Aktivität in den Orderbüchern britischer Aktien-ETFs als auffällig. Die Kunden der UniCredit handelten MSCI UK-ETFs mit (WKN A1W3AF) und ohne (WKN A1W3AH) Währungsabsicherung zum Euro gern in beide Richtungen.

Schweizer Werte auf beiden Seiten gehandelt

Das Handelstreiben gilt nach Aussage Lenharts auch für Portfolios mit Schweizer Aktien, die sich am MSCI Switzerland (WKN A2H57A) orientieren.

Von Euro Stoxx 50-ETFs verabschiedeten sich Anleger tendenziell und positionierten sich stattdessen in MSCI Emu-Tracker (WKN A1W3AA), gern auch mit Währungsabsicherung zum US-Dollar (WKN A1W290). "Hier hatten wir sehr viel Bewegung", untermauert der Händler das Engagement im marktbreiten Index mit 246 Large- und Midcap-Aktien aus entwickelten Eurostaaten. Vor dem Hintergrund fallender Notierungen führt die UniCredit DAX-ETFs zumeist auf der Abgabenseite. Nasdaq-Tracker (WKN A0F5UF) gingen ebenfalls eher raus.

Auf der Suche mehr Rendite

Im Handel mit Rentenwerten griffen Anleger Lenhart zufolge unter anderem zu Hochzinsprodukten. Fast nur Zuflüsse gebe es beispielsweise für ETFs mit Unternehmensanleihen im Euro High Yield Corporate Bond Index (WKN A1C3NE).

Europäische Staatsanleihen mit kurzen Fälligkeiten sowie deutsche Kurzläufer im eb.rexx Government Germany-Index mit Fälligkeit zwischen 1,5 und 2,5 Jahren (WKN 628947) hätten das Nachsehen. ETF-Investoren positionierten sich im Gegenzug im Verhältnis Zweidrittel zu einem Drittel in US-Treasuries. "Ein Großteil davon landete in wiederum in Kurzläufern (WKNs A0J202, A2DN9Z)."

In Schröders Büchern gehören Tracker des Markit iBoxx USD Liquid FRN Investment Grade Corporates 100 Index (WKN A2H59D) zu den meist verkauften Rentenwerten. In Euro geführte Unternehmensanleihen Markit iBoxx EUR Corporates BBB-BB Index (WKN A12HSP) kämen hingegen gut an und seien überwiegend gesucht.

Märkte bleiben in Bewegung

Analysten rechnen übrigens damit, dass es an den Finanzmärkten im ersten Quartal dieses Jahres weiter ruppig zugehen wird. Die Kursschwankungen bleiben nach Ansicht der DekaBank hoch. Kurzfristig seien auch niedrigere Notierungen wahrscheinlich. Bleiben Konsum und die Arbeitsmärkte aber robust, hätten die Märkte genug Treibstoff für eine Erholung.

von: Iris Merker

12. Februar 2019, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)