FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - ETFs mit Nachhaltigkeitsfiltern sind längst keine Nischenthema mehr, Händler melden Umschichtungen von konventionellen Indexfonds in ESG-ETFs im großen Stil. Im Anleihen-Bereich kommen Chinas Staatsanleihen weiter gut an.

13. Januar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das neue Jahr hat angefangen wie das alte aufgehört hat - mit hohen Zuflüssen in ETFs und vor allem in Aktien-ETFs, wie Hubert Heuclin von BNP Paribas berichtet. Andreas Schröer von Lang & Schwarz meldet "unfassbar hohe Umsätze" für den Jahresanfang.

Der DAX, der vergangene Woche ein neues Allzeithoch von 14.133 Punkten erreicht hatte, gab zu Beginn dieser Woche etwas nach. Am Dienstagmorgen liegt der Index bei 13.976 Punkten. Für mehr Zurückhaltung sorgen die immer noch hohen Corona-Infektionszahlen, die bereits hohen Erwartungen an eine baldige wirtschaftliche Erholung und auch die überraschend deutlich steigenden Zinsen in den USA.

Am liebsten global investieren

Besonders gefragt sind Heuclin zufolge derzeit globale und US-amerikanische Aktien, etwa MSCI World-Tracker von iShares (IE00B4L5Y983) und Xtrackers (IE00BJ0KDQ92). Anleger setzten aber auch weiter auf Value-Aktien, zum Beispiel mit dem iShares Edge MSCI USA Value Factor (IE00BD1F4M44). Europäische Aktien - Ausnahme britische - spielten hingegen kaum eine Rolle.

Klima-ETFs als Kurs- und Absatzrenner

Außerdem setzt sich der Zustrom in ETFs, deren Zusammensetzung auch Nachhaltigkeitsaspekte beinhaltet fort: Extrem hohe Zuflüsse verzeichnen weiter der iShares Global Clean Energy (IE00B1XNHC34) und der Lyxor New Energy (FR0010524777), wie die Händler bemerken. "Da wird wie wild gekauft", stellt Schöer fest. Das Produkt von iShares ist sogar Umsatzspitzenreiter an der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage. In der Regel werden die ersten Plätze von DAX-ETFs besetzt.

Der Kurs des iShares Global Clean Energy hat sich 2020 mehr als verdreifacht. 2021 geht die Rallye weiter, der Kurs ist seit Jahresanfang von etwas über 13 auf über 15 Euro gestiegen.

Tausch konventioneller ETF in ESG-Varianten

Auch bei Investments in US-Aktien entschieden sich Anleger Heuclin zufolge meist für ESG- und SRI-Varianten: Extrem gut an kämen zum Beispiel der Amundi MSCI USA SRI (LU1861136247), der Amundi MSCI USA ESG Leaders Select (LU2109787395) sowie der iShares MSCI USA ESG Enhanced in thesaurierender (IE00BHZPJ908) und ausschüttender Form (IE00BHZPJ890). Aus den traditionellen Varianten würden dagegen Mittel abgezogen, etwa aus dem Lyxor S&P 500 (LU0496786574) und dem Invesco S&P 500 (IE00B3YCGJ38).

ESG versus SRI: Was ist der Unterschied?

ESG steht für "Environmental, Social, Governance", entsprechende Indizes wählen Aktien bzw. Anleihen also nach den Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung aus. SRI-Investments (Socially Responsible Investing) sind nach viel strengeren Kriterien selektiert. Das zeigt das Beispiel des MSCI World: Der konventionelle MSCI World bildet 1.585 Unternehmen ab, der MSCI World ESG Screened mit 1.497 nur unwesentlich weniger. Beim MSCI World SRI sind es hingegen nur 358 Unternehmen.

Als ESG-Ausschlusskriterien nennt der ETF-Emittent iShareszivile Schusswaffen, kontroverse Waffen, Atomwaffen, Ölsand, thermische Kohle, Tabak und Verletzung der UN Global Compact-Prinzipien. SRI-Ausschlusskriterien sind darüber hinaus auch Alkohol, Erwachsenenunterhaltung, konventionelle Waffen, Glücksspiel, genetisch veränderte Organismen und Kernkraft.

Auch Schwellenländer- und China-ETFs werden viel gehandelt, etwa MSCI Emerging Markets-Tracker von iShares und Xtrackers. Viel um geht Schröer zufolge auch im iShares Dow Jones China Offshore 50 (DE000A0F5UE8). "Da sehen wir aber Käufe und Verkäufe."

Bitcoin-Fieber nach Allzeithoch

Bei Lang & Schwarz sind zudem Bitcoins weiter großes Thema. Die Kryptowährung war am 8. Januar auf ein neues Allzeithoch von fast 42.000 US-Dollar geklettert, dann folgte ein Einbruch. Am Dienstagmorgen liegt der Preis bei 35.594 US-Dollar, immer noch ein Kursplus von 355 Prozent auf Zwölfmonatssicht.

Rege gehandelt werden zum Beispiel der Elwood Blockchain Global Equity (IE00BGBN6P67), ein ETF, der Aktien von Unternehmen mit Bitcoin-Bezug abbildet, aber auch der VanEck Vectors Bitcoin (DE000A28M8D0), ein ETN (Exchange Traded Note) und reiner Kurs-Tracker.

Mit ETNs können Anleger in Währungen und Volatilitäten, aber auch andere ausgefallenere Anlageklassen investieren. Anders als ETFs sind ETNs kein Sondervermögen, sondern prinzipiell Schuldverschreibungen und als Investment mit dem Risiko verbunden, dass der Emittent als Schuldner ausfällt.

Chinesische Staatsanleihen ja, deutsche nein

Im Geschäft mit Anleihen-ETFs sind Heuclin zufolge Unternehmens- und Staatsanleihen gefragt, die Zuflüsse verteilen sich auf ganz unterschiedliche Produkte. Anleger setzten zum Beispiel mit dem iShares EUR High Yield Corp Bond (IE00B66F4759) oder dem iShares USD High Yield Corp Bond (IE00B4PY7Y77) auf europäische oder amerikanische High Yield-Anleihen und mit dem iShares Global Corp Bond (IE00BJSFQW37) auf globale Corporates unterschiedlicher Bonität. Auch im Anleihen-Bereich etabliert sich ESG als wichtiges Thema: Anleger positionieren sich laut Heuclin etwa im Xtrackers II ESG EUR Corporate Bond (LU0484968812).

Bei den Staatsanleihen bleiben Papiere aus China oder Schwellenländern gesucht: Kunden der BNP Paribas kaufen den iShares China CNY Bond (IE00BYPC1H27) und den iShares J.P. Morgan USD EM Bond (IE00B2NPKV68). ETFs, die US-Staatsanleihen und Bundesanleihen abbilden, würden hingegen verkauft.

von: Anna-Maria Borse 12. Januar 2021,

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