FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anleger setzen kurz vor dem Brexit auf steigende Kurse britischer Aktien und positionieren sich zum Jahresstart in Unternehmen mit Fokus auf saubere Energien. Verkäufe von DAX-ETFs gehen auf das Konto Gewinnmitnahmen.

5. Januar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach einem eher besinnlichen Jahresausklang scheint das neue Jahr zumindest für Trendwerte nahtlos an 2020 anzuschließen. Anleger greifen derzeit laut Andreas Schröer von Lang & Schwarz besonders häufig zu ETFs mit Bezug zum S&P Global Clean Energy IE00B1XNHC34, S&P Global Water IE00B1TXK627 und Elwood Blockchain Global Equity IE00BGBN6P67. "Sehr stark gefragt sind auch Bitcoin-Tracker DE000A28M8D0." Die Kryptowährung erreichte am Sonntag fast die Marke von 35.000 US-Dollar, bevor es wieder bergab ging. Aktuell kostet ein Bitcoin 31.460 US-Dollar.

Britische Aktien gefragt

"In der verkürzten Handelswoche zum Jahresende hatten wir insgesamt einen Kaufüberhang von 56 Prozent", beschreibt Carsten Schröder das ETF-Geschäft. Auf der Zielgeraden zum endgültigen EU-Austritt Großbritanniens verbuchte der Société Générale-Händler auffällig großes Interesse an FTSE 100-Produkten IE00B810Q511. "Es gab viele Käufe und Verkäufe, wobei die Zuflüsse überwogen." Ansonsten positionierten sich Anleger unterm Strich in MSCI World-ETFs IE00B4X9L533. Hinter der tendenziellen Abkehr von DAX-Werten LU0378438732 vermutet Schröder Gewinnmitnahmen.

Nachhaltigkeit bleibt Wachstumstreiber

Welche Themen in diesem Jahr an den Finanzmärkten in den Vordergrund rücken, wird sich Schröder zufolge erst im Laufe der Zeit herauskristallisieren. Ob Investoren wie im vergangenen Jahr Value-Aktien den Vorzug geben, werde sich noch zeigen. Fest stehe aber, dass Nachhaltigkeit nicht mehr wegzudenken sei. Ganz im Gegenteil: "Vermutlich werden ESG-Kriterien auch im Fixed Income-Bereich an Bedeutung gewinnen."

Nach Ansicht Andrew Peases von Russell Investments sollte die konjunkturelle Erholung unter anderem unterbewerteten zyklischen Aktien zu Gute kommen.

Gezeitenwechsel?

Nach zehn Jahren hervorragender Renditen mit US-Investments hält Tilmann Galler von J.P. Morgan eine Verschiebung hin zu asiatischen Emerging Markets für wahrscheinlich. China, Korea und Taiwan hätten die Pandemie erfolgreicher eingedämmt als der Rest der Welt. Während Europa und die USA immer noch erheblichen Einschränkungen unterliegen, befinde sich die Wirtschaftsaktivität etwa in China bereits wieder auf dem Vorkrisenniveau. Die nordasiatischen Aktienmärkte hätten 2020 viele Industrieländer-Indizes übertroffen. Auch für 2021 rechnet Galler mit einer Outperformance.

Chinesische Aktien ein Blick wert

Die Märkte außerhalb der USA - insbesondere in Asien - werden auf mittlere Sicht von einem schwächeren US-Dollar profitieren, wie Carsten Roemheld von Fidelity International erwartet. Solange die US-Notenbank an ihrer lockeren Geldpolitik festhalte bleibe der Greenback schwach. Dem gegenüber fahre die chinesische Regierung eine neutrale Geldpolitik. Peking treibe zudem inländische Reformen voran. Das werde vermutlich die Erträge der Unternehmen stabilisieren, weshalb chinesische Aktien ein gewisses Maß an Diversifizierung böten.

Realitätscheck steht noch aus

Die Mehrheit der Prognosen für das neue Jahr geht von steigenden Aktienkursen aus. Inwieweit der Optimismus trägt, wird nach Meinung Roemhelds von Faktoren wie der Bereitstellung von Impfstoffen, den Folgen der geld- und fiskalpolitischen Anreize und dem Gewinnwachstum der Unternehmen beeinflusst. Klar sei, wo eine Krise herrsche, entstünden auch Chancen. Anleger sollten dennoch wachsam bleiben.

von: Iris Merker

5. Januar 2021, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)