FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 6. September 2016. Portfolios mit Aktien der Industrieländer stehen in der Anlegergunst weit vorn, mit von der Partie sind britische Unternehmen aus der zweiten Reihe. Auch Schwellenländer-ETFs kommen an.

Die Ferienzeit neigt sich offenbar so langsam dem Ende zu. Das macht sich laut Händlern im ETF-Geschäft bemerkbar. "Für eine Handelswoche mit eigentlich nur 3,5 Tagen hatten wir mit rund 22.000 ETF-Trades gut zu tun", beschreibt Carsten Schröder, der den britischen Feiertag am Montag und die Wartezeit bis zur Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag außen vorlässt. Über alle Anlageklassen hinweg überwögen mit etwa 60 Prozent die Zuflüsse. "Wobei sich bei Aktien-ETFs das Verhältnis von Käufen zu Verkäufen in etwa die Waage hält", meldet der Commerzbank-Händler.

Italienische Bluechips begehrt

"Bei uns war die vergangene Woche zweigeteilt", berichtet Marco Salaorno von der Société Générale. "Nachdem Anleger bis einschließlich Mittwoch tendenziell beide Seiten spielten, standen Donnerstag und Freitag insbesondere bei Aktienportfolios der entwickelten Staaten Käufe im Vordergrund." ETF-Investoren seien nach den unerwartet schwachen US-Arbeitsmarktdaten und damit einhergehenden Spekulationen über eine mögliche Vertagung der US-Zinserhöhungen auf den Zug steigender Aktienkurse in Nordamerika und Europa aufgestiegen. Neben DAX- (WKNs ETFL01, ETFL06, A0X899) und Euro Stoxx 50-Tracker (WKNs DBX1ET, 593393, ETF001) kamen Salaorno zufolge italienische Standardwerte beispielsweise im S&P MIB Index (WKN A0BLNG) besonders häufig zum Zuge.

Anleger vertrauen auf britische Mittelständler

Zum Wochenende hin deckten sich die Kunden Société Générale im Übrigen gern mit britischen Firmen aus der zweiten Reihe ein, wie Salaorno beobachtet. Dabei käme ein Indexfonds auf den FTSE 250-Index (WKN A0C855) besonders häufig zum Tragen. "Die in den vergangenen Tagen veröffentlichten Wirtschaftsdaten aus Großbritannien kamen für viele als eine positive Überraschung", begründet der Händler die anziehende Nachfrage. Der FTSE 250 hat nach dem EU-Ausstiegs-Votum zunächst bis auf unter 15.000 Punkte verloren und notiert bei einem Stand von über 18.000 Punkten mittlerweile wieder nahe seinem Allzeithoch.

EZB wirft ihre Schatten voraus

Den Auftakt in die neue Handelswoche nennt Salaorno eher ruhig. "US-Feiertage wie der gestrige 'Labor Day' machen sich bei uns in der Regel bemerkbar", erklärt Salaorno. Seit Montag stünden bei DAX- und Euro Stoxx 50-Werten tendenziell Gewinnmitnahmen im Vordergrund.

Für Dag Rodewald von der UBS hat die derzeitige Anleger-Zurückhaltung viel mit dem am kommenden Donnerstag anstehenden EZB-Zinsentscheid zu tun."Alle warten auf die Rede von Herrn Draghi", meint der Händler. Die Mehrzahl der Analysten ginge mittlerweile von einer zeitlichen Ausweitung des bestehenden Anleihen-Kaufprogramms über den März 2017 hinaus aus. "Die Ankündigung könnte noch in dieser Woche kommen."

In Rodewalds Umsatzstatistik belege einmal mehr ein Produkt mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit einen vorderen Rang. Überwiegend gekauft würden beispielsweise Aktien im MSCI North America Socially Responsible Index (WKN A1JA1S). Ethische Faktoren spielen Rodewald zufolge nicht nur bei Verwaltern von Kirchen- und Stiftungsvermögen in steigendem Maße eine Rolle. Auch Versicherungen oder andere große Vermögensverwalter legten mittlerweile Wert auf Nachhaltigkeit bei ihren Investments. "Das Thema ist ohne Zweifel spannend."

Interesse an Emerging Markets weiterhin hoch

ETFs mit Schwellenländer-Aktien stoßen nach Beobachtung von Salaorno weiterhin auf reges Interesse. Breit aufgestellte Portfolios etwa im MSCI Emerging Markets (WKN A1C9B1, LYX0BX) und MSCI EM Asia (WKN A1H918) würden zwar in beide Richtungen gehandelt. "In Summe überwiegen aber die Käufe." Ebenso landeten russische Aktien im Dow Jones Russia Index (WKN LYX0AF) und lateinamerikanische Unternehmen im MSCI EM Latin America Index (WKN LYX0B0) unterm Strich in den Anlegerdepots.

Bei den Kunden der Commerzbank stehen taiwanesische Aktien im MSCI Taiwan Index (WKN A0HGWE) mehrheitlich zur Disposition, wie Schröder beschreibt. Mit Blick über den Atlantik trennten sich seine Kunden zudem von Konzernen im S&P 500 Minimum Volatility Index (WKN A1J784).

Kein einheitliches Bild bei Festverzinslichem

Das Geschäft mit Renten-ETFs beschreibt Schröder als ansehnlich und mit einem Anteil von 29 Prozent am gesamten ETF-Aufkommen als überrepräsentiert. Anleger setzten verstärkt auf deutsche Staatsanleihen mit Laufzeiten zwischen drei und fünf (WKN ETFL20) sowie fünf und zehn Jahren (WKN ETFL17). "In der gesamten Anlageklasse dominierten die Zuflüsse."

Auch Salaorno spricht von Zuspruch für Staatsanleihen aufstrebender Länder im JPMorgan USD Emerging Markets Bond Fund (WKN A0NECU). Insgesamt dominierten bei Renten-Produkten aber die Abgaben. Anleger trennten sich per Saldo von ihren in US-Dollar notierten Unternehmensanleihen (WKN 911950) ebenso wie von ihren Corporate Bonds im Markit iBoxx Eur Liquid Corporates (WKN LYX0EE). Bei Schwellenländer-Bonds im iBoxx USD Liquid Emerging Market Sovereigns Index (WKN LYX0L0) überwögen ebenfalls die Abflüsse.

von: Iris Merker

6. September 2016

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